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# taz.de -- Weihnachtsserie Digitale Spiele (5): Gegenwind seit 1138 Jahren
> Lustig, frech, schräg! Das sagte man in den 1990er-Jahren über die
> "Monkey Island"-Spielereihe. Jetzt wurden für "Tales of Monkey Island"
> die bekannten Charaktere reanimiert.
Bild: Jung geblieben: Figuren des PC-Spiels "Tales of Monkey Island".
Wie die Grafik wohl aussehen würde, wenn Ron Gilbert oder Tim Schafer an
"Tales of Monkey Island" mitgewirkt hätten? Darüber lässt sich nur
spekulieren; die beiden Mitglieder des einstigen Entwicklerteams werkeln
längst an anderen Spielen. Fakt ist: Aus optischer Sicht fehlt dem
3-D-Adventure das gewisse Etwas.
Man fragt sich unweigerlich, ob das jetzige Team (Telltale Games) womöglich
noch nicht einmal einen Blick auf Bill Tillers aktuelle Arbeiten ("A
Vampyre Story", "Ghost Pirates") geworfen hat, der dem dritten Teil der
Reihe (1997) seinen unvergesslichen Anstrich verlieh.
Doch so sehr sich die ollen 2-D-Geschichten in unserer Erinnerung auch nach
vorne drängen, es bleibt noch etwas Platz für diesen modernen Nachfolger.
Irgendwann gibt man sich sowieso damit zufrieden, dass den Figuren der
gewisse Charme fehlt. Das dürfte zumindest all jenen Spielern so gehen, die
die "Ankh"- oder die "Runaway"-Reihe kennen und mögen. In beiden Fällen
findet man an den Charakteren nämlich weitaus mehr Gefallen.
Wieso wird einem die optische Darstellung allmählich schnuppe? Weil
jedermann in erster Linie eine irrwitzige Story und abstruse Rätsel
erwartet. Und wer spielt, dem wird genau das geboten. Gleich zu Beginn
verwandelt der gute alte Guybrush seinen Säbel mit abgestandenem Grog und
einem Pfefferminzbonbon in eine magische Klinge, mit der er seinen Erzfeind
LeChuck ein für allemal ins Jenseits befördern will. Doch Pustekuchen.
LeChuck nimmt menschliche Form an und Guybrush hat seine linke Hand nicht
mehr unter Kontrolle. Kurz darauf fliegt das Schiff in die Luft.
Das Meer spült Guybrush an eine Insel. Sofort kommt ein Reporter angerannt,
der ihm berichtet, dass es unmöglich sei, von diesem Fleck der Erde
wegzukommen. Denn auf Flotsam Island weht der Wind 24 Stunden lang in ein
und dieselbe Richtung: gen Insel. Seit 1138 Jahren sei das schon der Fall,
daher solle sich Guybrush keine falschen Hoffnungen machen. Stattdessen
bekommt der Held einen Auftrag aufgebrummt. Er soll eine packende
Piratengeschichte schreiben – ob das mal vonseiten der Entwickler kein Wink
mit dem Zaunpfahl ist?
Guybrush bleibt keine andere Wahl. Er verspricht, sein Bestes zu geben.
Nach etlichem Hin und Her, wie der Begegnung mit dem Marquis de Singe,
einem durchgeknallten Doktor, gelangt Guybrush sogar von der Insel und
nimmt an Bord der Screaming Narwhal Kurs auf die Jerkbait-Inseln. Dort
trifft unser Held auf Elaine, die Frau seines Herzens. Zeit zum Kuscheln
bleibt dem Pärchen jedoch nicht. Guybrush muss losziehen und alle Zutaten
für ein Mittel besorgen, das die erkrankten Piraten heilt. Sie sind von
einem üblen Pockenvirus heimgesucht worden. Schuld an der Misere ist
selbstverständlich Guybrush.
Die Story von "Tales of Monkey Island" hält einige Überraschungen bereit.
Wie eh und je bekommt das vor allem Guybrush zu spüren – ganz wie früher.
Bis man mit dem Adventure richtig warm wird, dauert es allerdings einige
Zeit. Wer durchhält und die zuweilen nicht unbedingt einfachen Rätsel
knackt, den belohnen die Macher vor allem in der Mitte mit spaßigen Ideen.
24 Dec 2010
## AUTOREN
Frank Magdans
## TAGS
Computerspiel
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