| # taz.de -- Straßburger Urteil: Umgangsrecht biologischer Väter gestärkt | |
| > Die Mutter verweigert Frank A. Kontakt zu seinen Kindern. Vor dem | |
| > Menschenrechtsgerichtshof erzielt er nun einen Teilerfolg. Sein Fall muss | |
| > neu verhandelt werden. | |
| Bild: Straßburg sieht's eher so: Leibliche Väter sollen mit ihren Kindern Sch… | |
| FREIBURG taz | Frank A. kann doch noch auf Kontakt zu seinen Kindern | |
| hoffen. Beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) erzielte er | |
| am Dienstag zumindest einen Teilerfolg. Als biologischer Vater kann ihm | |
| nicht von vornherein der Umgang zu seinen Kindern verweigert werden, nur | |
| weil die Mutter mit einem anderen Mann verheiratet ist und dieser als | |
| rechtlicher Vater gilt. | |
| A. ist Nigerianer und kam 2003 nach Deutschland. Er lebte in der | |
| mittelbadischen Kleinstadt Achern. Dort hatte er bald eine Affäre mit der | |
| verheirateten Frau B. Die Beziehung dauerte rund zwei Jahre, B. dachte | |
| sogar an Scheidung. Als B. schwanger wurde, trennte sie sich jedoch von A. | |
| und verweigerte ihm jeden Umgang mit den im Dezember 2005 geborenen | |
| Zwillingen. | |
| Sie festigte die Beziehung zu ihrem Ehemann und unterstellte A., er habe | |
| sie nur ausnutzen wollen, um ein Aufenthaltsrecht in Deutschland zu | |
| erreichen. A.s Asylantrag wurde 2006 abgelehnt. Im Jahr 2008 reiste er | |
| freiwillig nach Spanien aus, wo er heute noch mit unklarem Status lebt. Der | |
| inzwischen 43-Jährige bemüht sich immer noch erfolglos um Kontakt zu seinen | |
| Kindern. | |
| Beim Amtsgericht Baden-Baden hatte A. 2006 zunächst Erfolg. Die Richter | |
| billigten ihm einmal pro Monat begleiteten Umgang mit den Zwillingen zu. | |
| Doch das Landgericht Karlsruhe hob die Entscheidung wenige Wochen später | |
| mit Verweis auf das deutsche Bürgerliche Gesetzbuch wieder auf. Danach habe | |
| A. als "enge Bezugsperson" der Kinder nur dann ein Umgangsrecht, wenn er | |
| für diese bereits "tatsächliche Verantwortung" getragen habe (Paragraf | |
| 1985). | |
| Bekannt väterfreundlich | |
| Eine solche Verantwortung verneinte das Landgericht bei A., es spiele dabei | |
| keine Rolle, dass er sich um Kontakt zu den Kindern bemüht habe und nur die | |
| Mutter ihn daran hinderte. Das Bundesverfassungsgericht lehnte eine | |
| Beschwerde A.s ohne Begründung ab. | |
| Beim bekannt väterfreundlichen Straßburger Gerichtshof hatte er nun aber | |
| Erfolg. Die deutschen Gerichte hätten A.s Recht auf Privatleben verletzt, | |
| zu dem auch seine Identität als Vater gehöre. Der deutsche Staat muss ihm | |
| nun 5.000 Euro Schadensersatz zahlen. Zudem wurde Frank A. Anspruch auf | |
| eine neue gerichtliche Entscheidung zugebilligt. Bei dieser muss nun das | |
| Wohl der Kinder den Ausschlag geben. | |
| Die Chancen, dass A. jetzt ein Umgangsrecht erhält, stehen gut. Im Verlauf | |
| des Verfahrens hatte eine Psychologin erklärt, es wäre für die | |
| deutsch-afrikanischen Kinder gut, eine Beziehung zu ihrem leiblichen Vater | |
| zu haben, um zu verstehen, warum sie anders aussehen als andere Kinder. | |
| Auch für die drei übrigen Kinder der Familie B. wäre es am besten, wenn mit | |
| der Situation offen umgegangen würde. Bisher gingen deutsche Gerichte - bis | |
| hin zum Bundesverfassungsgericht - aber eher davon aus, dass eine | |
| (zusammenlebende) Familie aus Mutter, rechtlichem Vater und Kindern vor | |
| Störungen von außen geschützt werden müsse. | |
| Sollte A. am Ende aber doch ein Umgangsrecht für seine Kinder erhalten, so | |
| würden ihm die deutschen Ausländerbehörden vermutlich auch ein | |
| Aufenthaltsrecht in Deutschland zugestehen. Den Vorwurf, dass A. von | |
| vornherein darauf abzielte, hält sein Anwalt Rainer Schmid für abwegig. | |
| "Dann hätte er eine ledige Deutsche geheiratet", sagte der Anwalt, "und | |
| hätte nicht eine Affäre mit einer verheirateten Frau begonnen." (Az.: | |
| 20578/07) | |
| 21 Dec 2010 | |
| ## AUTOREN | |
| Christian Rath | |
| Christian Rath | |
| ## TAGS | |
| Bundesverfassungsgericht | |
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