# taz.de -- Krise an der Elfenbeinküste: Zum Generalstreik aufgerufen | |
> Mit einem landesweiten Streik will das Lager des Wahlsiegers Ouattara den | |
> Amtsinhaber Gbagbo zum Rücktritt als Präsidenten zwingen. Falls er geht, | |
> haben Nachbarländer ihm Asyl angeboten. | |
Bild: Gespannte Lage: UN-Soldaten patroillieren in Abidjan vor dem Plakat Gbagb… | |
ABIDJAN dapd | Das Lager des von der internationalen Gemeinschaft | |
anerkannten Präsidenten Alassane Ouattara hat für Montag zu einem | |
Generalstreik im Land aufgerufen. "Alle Ivorer und alle, die in der | |
Elfenbeinküste leben und an Frieden und Gerechtigkeit glauben", sollten am | |
27. Dezember alle Arbeiten einstellen, sagte Djedje Mady, Chef der | |
Wahlkoalition Ouattaras. | |
Damit soll Amtsinhaber Laurent Gbagbo zum Rücktritt gezwungen werden. Die | |
UN haben ebenso wie die USA, Frankreich und die Afrikanische Union das von | |
der ivorischen Wahlkommission verkündete Ergebnis anerkannt, wonach | |
Ouattara die Stichwahl am 28. November gewann. Gbagbo erkennt dies aber | |
nicht an und verweist darauf, dass der Verfassungsrat ihn zum Gewinner | |
erklärt habe. | |
Die westafrikanische Staatengemeinschaft ECOWAS will Gdagbo notfalls mit | |
militärischer Gewalt zur Aufgabe seines Amtes zwingen. Mehrere | |
Nachbarländer boten Gbagbo zugleich Asyl an, falls er die Macht freiwillig | |
Ouattara überlassen sollte. Die Staatschefs der Region hätten bereits drei | |
Vertreter bestimmt, die in die Elfenbeinküste fliegen und Gbagbo zur | |
Aufgabe überreden sollen, hieß es aus dem Informationsministerium in Sierra | |
Leone. | |
Sicherheitsexperte Peter Pham vom nationalen Komitee für amerikanische | |
Außenpolitik in New York bezweifelt, dass ECOWAS in der Lage ist, Gdagbo | |
tatsächlich zu stürzen. "Keines des ECOWAS-Länder verfügt über | |
Spezialkräfte, die die Führung des Regimes absetzen könnten", sagte Pham. | |
Nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks haben unterdessen rund 14.000 | |
Menschen aus Angst vor einem Bürgerkrieg das Land in Richtung Liberia | |
verlassen. Im Osten Liberias erhöhe die wachsende Zahl der Neuankömmlinge | |
die humanitäre Not. Trotz Bemühungen von Hilfsorganisationen und der | |
liberianischen Regierung sei die Versorgung mit Lebensmitteln kaum noch zu | |
gewährleisten. | |
Die Unruhen nach der Präsidentenwahl kosteten nach Angaben der UN bislang | |
mindestens 173 Menschen das Leben. Möglicherweise liege die Zahl der Opfer | |
aber noch deutlich höher. So hätten mit Raketenwerfern bewaffnete Anhänger | |
Gbagbos den Zugang zu einem mutmaßlichen Massengrab blockiert, teilten die | |
UN mit. | |
Der von Gbagbo nominierte Innenminister Emile Guirieoulou warf den UN | |
unterdessen vor, die Wahrheit zu verzerren. So seien unter den Toten | |
mindestens 36 Angehörige der Sicherheitskräfte, die von Demonstranten | |
erschossen worden seien. | |
27 Dec 2010 | |
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