# taz.de -- Unterstützung für CDU-Forderung: Auch Rösler will die Zweibettzi… | |
> Gesundheitsminister Rösler unterstützt die CDU-Idee, für alle Patienten | |
> Zweibettzimmer in Kliniken einzuführen. Die Krankenhausgesellschaft | |
> reagiert empört. | |
Bild: Auf Besichtigungstour: Philipp Roesler. | |
Die CDU-Forderung nach einer flächendeckenden Einführung von | |
Zweibettzimmern in Krankenhäusern hat einen prominenten Unterstützer | |
gefunden: Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) nannte die Idee am | |
Dienstag im ZDF "patientenfreundlich". | |
Der Vorschlag, so Rösler, solle im Januar bei Gesprächen mit Bund, Ländern | |
und Kommunen diskutiert werden. Zugleich räumte der Minister ein, sich für | |
eine Sache stark zu machen, für deren Durchsetzung ihm die Kompetenz fehlt: | |
Für die Krankenhausplanung sind in Deutschland in erster Linie die Länder | |
zuständig. | |
Entsprechend harsch fiel die Kritik aus. Seit Jahren seien die | |
Krankenhäuser "unterfinanziert", polterte ein Sprecher der Deutschen | |
Krankenhausgesellschaft. Jeder "Zwangsumbau" - den die Umstellung von Vier- | |
und Fünfbettzimmern für gesetzlich Versicherte auf Zweibettzimmer bedeuten | |
würde - verursache Kosten, die von den Ländern zu schultern seien. | |
Die Krankenhäuser sind nicht nur aus Mitleid mit den Bundesländern so | |
zornig, sondern auch deswegen, weil ihnen, sollten die Zweibettzimmer | |
Standard werden, erhebliche Einnahmeverluste drohen würden. Derzeit | |
erhalten Krankenhäuser für die meisten Leistungen gesetzlich geregelte | |
Fallpauschalen, unabhängig vom Versichertenstatus der Patienten. Die | |
Blinddarmoperation eines gesetzlich Versicherten bringt der Klinik genauso | |
viel Geld wie der Blinddarm eines privat Versicherten. Zuschläge dürfen die | |
Kliniken nur dann mit den Kassen abrechnen, wenn es sich um Leistungen | |
außerhalb der gesetzlichen Standardversorgung handelt. Also beispielsweise | |
Chefarztbehandlungen. Oder eben die Unterbringung in Zweibettzimmern - | |
derzeit kein Standard. | |
Entsprechend folgert der Sprecher der Krankenhausgesellschaft: "Unter dem | |
Deckmantel der Patientenfreundlichkeit präsentieren Bundespolitiker hier | |
ein Kostensenkungsprogramm für die gesetzlichen Krankenkassen." | |
Der gesundheitspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Karl | |
Lauterbach, sprach von "Bettenkosmetik". Die Abschaffung der Drei- und | |
Vierbettzimmer sei zwar richtig, doch was Patienten für den Erhalt ihrer | |
Gesundheit nötiger brauchten, sei das Ende der Zweiklassenmedizin. Die | |
Vorsitzende des Gesundheitsausschusses, Carola Reimann (SPD), nannte | |
Röslers Äußerungen "Versprechungen ohne Substanz". | |
Die Beiträge für die gesetzlich Versicherten stiegen zum 1. Januar | |
erheblich, "ohne dass damit zusätzliche Leistungen verbunden wären". Wenn | |
es der Minister ernst meine mit seiner Sorge um das Versichertenwohl, dann, | |
so Reimann, "hätte er diese Kostensteigerungen bereits mit besseren | |
Leistungen verknüpfen können". | |
Auch der Sprecher der Bundesarbeitsgemeinschaft Patientenvertretung, Gregor | |
Bornes, hält die Äußerungen für populistisch: "Mein Eindruck ist, dass hier | |
einer, der sonst alles dafür tut, die gesetzliche Krankenversicherung zu | |
zerschießen, sich zu profilieren versucht auf einem Feld, auf dem er keine | |
Kompetenz hat." Zweibettzimmer ohne Zusatzkosten für die Versicherten seien | |
unrealistisch. Ein solches Szenario aber lehnt der Spitzenverband Bund der | |
Gesetzlichen Krankenversicherung ab: "Besserer Service ist zu begrüßen, | |
aber nicht zum Preis von Mehrkosten", so ein Sprecher. | |
28 Dec 2010 | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Gesetzlich Versicherte nicht bessergestellt: Doch kein Zweibettzimmer | |
Nicht nur CDU-Gesundheitsexperte Jens Spahn war dafür: Die Abschaffung der | |
Drei- und Vierbettzimmer für gesetzlich Versicherte. Die ist nun vom Tisch. | |
Kommentar Krankenhauspolitik: Netter Versuch | |
Zweibettzimmer als Standard in Krankenhäusern ist ein richtiger Vorstoß - | |
aber unrealistisch. Rösler versäumt es, die Kliniken zu mehr Wettbewerb zu | |
zwingen. | |
Debatte Embryonencheck: Das lohnende Kind | |
Die Präimplantationsdiagnostik (PID) nehmen nur wenige Menschen in | |
Anspruch. Trotzdem ist die Aufregung über diese teure Schlüsseltechnologie | |
groß. | |
Gesundheit und sozialer Status: Rösler lässt Armut kalt | |
Über die Gesundheit von Armen und Arbeitslosen ist Röslers Ministerium kaum | |
informiert. Das zeigt eine Anfrage der Linken. Seine Reform ignoriert ihre | |
Nöte. |