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# taz.de -- Kommentar Europas Grenzen: Erhöhte Lebensgefahr
> Die Politik des Mauernbauens ist nicht nur inhuman, sie ist auch nutzlos.
> Der Zaun an der griechisch-türkischen Grenze wird es für Flüchtlinge nur
> teurer und gefährlicher machen.
Europa mauert sich ein. Die griechische Regierung plant, an der Landgrenze
zur Türkei einen massiven Zaun zu ziehen. Schon jetzt ist klar: Er wird
Flüchtlinge nicht davon abhalten, weiterhin den mühsamen Weg in die EU zu
nehmen. Der Weg wird nur noch teurer und gefährlicher, als er ohnehin schon
ist.
Überall, wo der Abwehrwall erhöht oder die maritime Grenzsicherung
verschärft wurde, suchten sich verzweifelte Afghanen, Iraker, Iraner,
Somalier und andere Menschen in Not neue Wege, um durch Arbeit im reichen
Europa ihre und die Existenz ihrer Familien zu Hause zu sichern. Das wird
jetzt weiterhin so sein.
Konnten Flüchtlinge bislang noch relativ gefahrlos einen schmalen
Landstreifen im nördlichen Teil der Grenze zwischen der Türkei und
Griechenland passieren, wird ihnen diese Möglichkeit nun im wahrsten Sinne
des Wortes verbaut. Deshalb bleibt aber niemand zu Hause. Ergo werden nur
noch mehr Flüchtlinge sterben bei dem Versuch, nach Europa zu gelangen.
Diese Politik ist nicht nur zutiefst inhuman, sie ist auch erfolglos. Jeder
weiß, dass eine Lösung des Problems darin besteht, die legale Einreise nach
Europa zu erleichtern. Oder darin, den Menschen auch bei sich zu Hause eine
Chance zu geben.
Bislang tut Europa ja nicht einmal das Naheliegende. Die EU muss endlich
ernst machen mit ihrem Versprechen, faire Bedingungen für die afrikanischen
und asiatischen Nachbarn zu schaffen. Wenn die unfaire Subvention
europäischer Agrarprodukte endlich aufhört und Europas Fischereiflotten
nicht mehr die afrikanischen Küsten leerfischen, würden wesentlich mehr
Menschen dort bleiben.
Erst zerstört Europa die Lebensgrundlagen dieser Menschen, dann will es
sich die Konsequenzen per Polizei vom Leib halten: Diese Politik kann auf
Dauer nicht funktionieren.
2 Jan 2011
## AUTOREN
Jürgen Gottschlich
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