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# taz.de -- Einführung des Euro in Estland: Kritiker warnen vor "Eurorubel"
> Zum neuen Jahr ist Estland dem Euro beigetreten – doch gerade mal ein
> Viertel der Menschen ist für die neue Währung. Die Mehrheit fürchtet
> Preissteigerungen.
Bild: Kasse in Talinn, Estland. "Euro Hinda ei tosta" bedeutet "Der Euro lässt…
STOCKHOLM taz | Die Eurobefürworter in Estland boten zum Neujahrstag alles
auf, um die Einführung des Euro möglichst reibungslos zu gestalten: Die
Banken öffneten nicht nur zusätzlich am Feier- und am Sonntag, sondern
tourten auch noch mit mobilen Schaltern durch die Dörfer.
Aber auch die Gegner nutzten die Aufmerksamkeit der nationalen und
europäischen Medien und klebten in der Innenstadt von Tallinn Plakate mit
Aufschriften wie "Stoppt den Eurorubel" und "Estland, willkommen an Bord
der Titanic!"
Offenbar mit Erfolg: Eine unmittelbar vor dem Jahreswechsel veröffentlichte
Umfrage des estnischen Konjunkturinstituts EKI zeigte, dass der Wechsel zur
Gemeinschaftswährung von gerade einmal einem Viertel der EstInnen
unterstützt wird. Die Mehrheit erwartet einen deutlichen Preisschub, zumal
der neueste Verbraucherpreisindex das zu bestätigen scheint: Seit es den
Warenkorb gibt, waren Produkte des täglichen Gebrauchs noch nie so teuer
wie jetzt.
Eine besondere Aktion hatten sich StudentInnen des Biorobotic-Zentrums der
Technischen Universität in Tallinn zusammen mit Medienkünstlern ausgedacht.
Sie protestierten mit einer "Heiligen Euro-Kuh" gegen den Beitritt zur
Gemeinschaftswährung. Wer eine Kronenmünze auf die Zunge der Plastikkuh
legte, konnte mit einem Knopfdruck dafür sorgen, dass sich der Schwanz hebt
und aus der hinteren Körperöffnung ein Euro fällt.
Allerdings ist die Aktion aus gutem Grund begrenzt: Schließlich ist der
Kurs der estnischen Krone zum Euro keineswegs 1 zu 1, sondern 15,65 zu 1.
So muss man sich anders ranhalten, das alte Geld loszuwerden. Nur zwei
Wochen lang werden beide Währungen parallel im Handel akzeptiert.
Drohende Abwanderung
Ministerpräsident Andrus Ansip versuchte in seiner Neujahrsbotschaft noch
einmal, Optimismus für das Jahr eins mit dem Euro zu verbreiten: Es gehe
aufwärts, denn erstmals seit 20 Jahren würden wieder mehr Kinder geboren.
Das ist auch notwendig, damit die Bevölkerung nicht noch mehr schrumpft.
Mit dem Euro wird es leichter, Preise und Löhne im Euroraum zu vergleichen.
Zusammen mit dem Fall der Zuzugsbeschränkungen in Deutschland und anderen
EU-Ländern, wird das die Arbeit im Ausland attraktiver machen. Bei einer
Arbeitslosenrate von über 18 Prozent könnte so ein neuer Auswanderungsschub
bevorstehen.
2 Jan 2011
## AUTOREN
Reinhard Wolff
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