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# taz.de -- Übernahmeschlacht in der Baubranche: Hochtief ganz unten
> Schwarzer Tag für Hochtief. Die feindliche Übernahme des größten
> deutschen Baukonzerns rückt näher. Die spanische Firma ACS sichert sich
> über 30 Prozent der Aktien.
Bild: Am Boden: Hochtief hat wohl gegen ACS verloren.
MADIRD taz | Der spanische Unternehmer und Präsident von Real Madrid,
Florentino Pérez, hat allen Grund, auf ein gutes neues Jahr anzustoßen. Wie
sein Baukonzern ACS am Dienstag bekannt gab, kontrolliert der Spanier nach
monatelanger Übernahmeschlacht seit Jahreswechsel 30,34 Prozent der Aktien
des deutschen Unternehmens Hochtief. Bereits vorgestern gab ACS bekannt,
nunmehr auch 20,2 Prozent des spanischen Stromversorgers Iberdrola zu
besitzen. In beiden Fällen erweitert dies den Einfluss von Florentino Pérez
auf die jeweiligen Unternehmen.
Mit über 30 Prozent bei Hochtief kann die spanische ACS künftig weitere
Aktien auf dem Markt zukaufen und so langsam, aber sicher die Mehrheit beim
Essener Baukonzern Hochtief erreichen. Wer mehr als 30 Prozent hält, muss
dazu nach deutschem Börsenrecht kein Übergabeangebot mehr vorlegen. Die
30-Prozent-Hürde nahm ACS mit einem Tauschangebot, das zuerst acht und
später neun ACS-Aktien für fünf Hochtief-Wertpapiere bot. Insgesamt 2,4
Millionen Aktien - von Kleinanlegern und vom US-Fond Southeastern Asset
Management (SEAM) - wechselten so zu ACS.
Die spanische ACS ist somit auf dem Weg, zum größten Bauunternehmen für
Infrastrukturen in Europa zu werden. ACS und Hochtief zählen zusammen
213.000 Mitarbeiter weltweit. Insgesamt haben sie Projekte mit einem Wert
von 72 Milliarden Euro in Planung. Allein 2010 lag der Umsatz bei 35
Milliarden Euro.
In Essen freilich sehen die 10.000 Hochtief-Mitarbeiter ihrer Zukunft mit
Sorge entgegen. Pérez ist als knallharter Geschäftsmann bekannt. Als er den
spanischen Bauriesen Dragados übernahm, führte dies zu Entlassungen. Zwar
hat ACS Hochtief weiterhin Selbstständigkeit und Verzicht auf Kündigungen
zugesichert. Allerdings gilt diese Zusage nicht lange, nämlich nur bis zum
Jahr 2013.
Betriebsratschef Siegfried Müller kündigte an, mit Protesten und Gesprächen
einen Verzicht auf Kündigungen mindestens bis 2016 erreichen zu wollen. Die
Arbeitnehmervertretung hatte sich bis zum Schluss an der Seite der
Hochtief-Geschäftsführung gegen eine Übernahme durch die Spanier gestellt.
Denn während Hochtief schwarze Zahlen schreibt, steht ACS mit 9 Milliarden
in der Kreide. Die Spanier könnten Hochtief benutzen, um die eigene Bilanz
zu verbessern, befürchten viele in Essen. Dazu könnten sie den bisher
profitablen Konzern zerschlagen und einzelne Teile veräußern.
Der Kauf von Hochtief ist Teil der Strategie von Pérez, seinen Konzern zu
diversifizieren. Der Grund: Zu Hause ist die Immobilienblase geplatzt und
die Bauwirtschaft zusammengebrochen, nachdem sie über zehn Jahre lang der
Motor des spanischen Wachstums war.
ACS reagiert mit einer internationalen Ausweitung vor allem Richtung
Lateinamerika. Hochtief passt in diese Strategie, denn das deutsche
Unternehmen ist mit den USA und Australien auf Märkten aktiv, die ACS
bisher kaum bespielte.
"Die Spanier haben aber nur eine Zwischenetappe erreicht. Die Schlacht ist
noch nicht verloren", erklärte der Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes
der Deutschen Bauindustrie (HDB), Michael Knipper. Er hofft darauf, dass
die deutsche Finanzaufsicht Bafin das Geschäft doch noch stoppt oder die
verbliebenen Hochtief-Altaktionäre eine Sperrminorität von mehr als 25
Prozent bilden könnten. Börsenanalysten halten jedoch beide Szenarien für
eher unwahrscheinlich.
4 Jan 2011
## AUTOREN
Reiner Wandler
## TAGS
Hochtief
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