# taz.de -- Warmlaufen für sieben Landtagswahlen: Die Grünen gehen auf die Sc… | |
> Nach den Klausurtagungen von Partei und Bundestagsfraktion: Die Grünen | |
> laufen sich warm für sieben Landtagswahlkämpfe und küren die Union zu | |
> ihrer Hauptgegnerin. | |
Bild: Launiges Mützentauschen bei der Klausur der grünen Bundestagsfraktion. | |
BERLIN taz | Auf der Klausurtagung ihrer Bundestagsfraktion haben die | |
Grünen ihren Kurs für die Landtagswahlen vorgegeben. Dem Unions-Vorwurf, | |
die Grünen seien eine "Dagegenpartei", halten diese entgegen, Schwarz-Gelb | |
betreibe "Klientelpolitik in Bund, Ländern und Kommunen". In der am Freitag | |
veröffentlichten Abschlusserklärung ihres Treffens heißt es: "2011 stehen | |
sich zwei Konzepte gegenüber: das schwarze und das grüne." | |
Auf den fünf Seiten ihrer "Weimarer Erklärung" positioniert sich die Partei | |
als "gesellschaftsverändernde Kraft der linken Mitte". Jedoch erteilt das | |
Papier mit dem Titel "Grün packt an. Ein starkes 2011" Koalitionen mit der | |
CDU keine Absage. Zuletzt hatte Koparteichefin Claudia Roth erklärt, | |
Bündnisse mit der Union seien nicht ausgeschlossen. | |
Die Fraktion bemühte sich zum Abschluss ihres dreitägigen Treffens, nicht | |
als Verhinderer, sondern als Gestalter gesellschaftlicher Veränderungen | |
dazustehen: Während Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) | |
Bürgerbeteiligung bei der Planung von Infrastrukturvorhaben verhindern | |
wolle, setzten sich die Grünen für "Moderationen", "runde Tische" und | |
andere Formen der Teilhabe ein. Zum weiteren Umgang mit dem Bau des | |
Tiefbahnhofs "Stuttgart 21" steht jedoch nichts in der Grünen-Erklärung. | |
Die konkreten Forderungen des Papiers sind weitgehend bekannt: ein | |
gesetzlicher Mindestlohn in Höhe von mindestens 7,50 Euro. Eine stärkere, | |
auf zehn Jahre befristete Besteuerung von Nettovermögen über einer Million | |
Euro, um das Anwachsen der Staatsschulden zu begrenzen. Ein Nein zu | |
weiteren Steuersenkungen, weil die Rekordneuverschuldung des Bundes diese | |
nicht zulasse. Die Einführung einer Garantierente, um Sozialhilfebezug im | |
Alter zu vermeiden. Die vollständige Umstellung der hiesigen | |
Energieversorgung auf erneuerbare Ressourcen bis zum Jahr 2050. Gleiche | |
Bezahlung von Leiharbeitern und Festangestellten - und zwar nicht erst nach | |
einer Übergangszeit, wie die FDP fordert. Außerdem mehr Kitaplätze schon | |
für Einjährige, die Schaffung "tausender weiterer Ganztagsschulen" sowie | |
"erheblich mehr Studienplätze". Zu deren Finanzierung wollen die Grünen das | |
Verbot der Zusammenarbeit zwischen Bund und Ländern in Bildungsfragen | |
aufheben. Das sogenannte Kooperationsverbot, das 2006 im Zuge der | |
Föderalismusreform im Grundgesetz verankert wurde, ist auch in anderen | |
Parteien umstritten. | |
Für die kommenden Monate stellt die Grünen-Fraktion eine "integrierte | |
Rohstoffstrategie" in Aussicht. Diese solle dem Umstand Rechnung tragen, | |
dass Deutschland von der Einfuhr seltener Metalle wie Germanium und | |
Gallium, aber auch von Öl abhängig ist. Bundeswirtschaftsminister Rainer | |
Brüderle (FDP) werfen die Grünen in dieser Frage "Wirtschaftsnationalismus" | |
vor. Was die Partei dem entgegensetzen will, findet in der Erklärung jedoch | |
keine Erwähnung. | |
14 Jan 2011 | |
## AUTOREN | |
Matthias Lohre | |
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