| # taz.de -- Ruanda-Völkermordprozess in Frankfurt: Verfahren kurz nach Beginn … | |
| > Verwirrung zum Auftakt des ersten deutschen Völkermord-Prozesses: Die | |
| > Verteidigung von Onesphore Rwabukombe beschuldigt das BKA der | |
| > Verwechslung. | |
| Bild: Onesphore Rwabukombe am 18.01.11 in einem Verhandlungssaal des Oberlandes… | |
| FRANKFURT taz | Die Stimmung im Gerichtssaal ist verhalten. Neben | |
| unzähligen Pressevertretern haben sich auch vier ruandische Männer im | |
| Oberlandesgericht Frankfurt eingefunden. Man kennt sich, begrüßt sich. Sie | |
| begrüßen auch den Angeklagten freundlich. Wer ist dieser Mann, der da in | |
| grauem Jackett mit lila Hemd mit passender Krawatte, eingerahmt von zwei | |
| Anwältinnen und zwei Dolmetschern, auf der Anklagebank sitzt? Sein Gesicht | |
| verrät nichts. | |
| Bei der Verlesung der Anklageschrift verzieht Onesphore Rwabukombe keine | |
| Miene. Die Bundesanwaltschaft beschuldigt den ehemaligen Bürgermeister der | |
| Gemeinde Muvumba in Ruanda, für den Tod von 3.730 Menschen während des | |
| ruandischen Völkermordes 1994 verantwortlich zu sein. "Der Angeschuldigte, | |
| der selbst der Volksgruppe der Hutu angehört, beteiligte sich 1994 als | |
| Bürgermeister einer Kommune im Norden Ruandas verschiedentlich an Pogromen | |
| und Massentötungen zum Nachteil der Volksgruppe der Tutsi", heißt es in der | |
| Anklageschrift, die zwanzig Minuten lang verlesen wird. | |
| Am 11. April, 13. April und am 15. April habe er drei Massaker koordiniert | |
| und befohlen, bei denen mindestens 3.732 Tutsi getötet wurden. Die Anklage | |
| stützt sich hauptsächlich auf Zeugenaussagen, die Ermittler des | |
| Bundeskriminalamtes in Ruanda eingeholt haben. | |
| Die Anwältin des Angeklagten, Natalie von Wistingshausen, hat Erfahrung. | |
| Sie hat auch schon beim UN-Ruanda-Tribunal im tansanischen Arusha | |
| mutmaßliche Völkermörder verteidigt. Gleich nach Verlesung der | |
| Anklageschrift stellt sie einen Antrag auf volle Akteneinsicht. Das BKA | |
| habe im Zuge seiner Ermittlungen zum Massaker am 13. April 1994 in | |
| Kabarondo nicht hinreichend geklärt, ob der Angeklagte der befehlende | |
| Verantwortliche sei. "Das Gericht muss alternative Sachverhalte ermitteln", | |
| so von Wistingshausen. Laut eines Vermerks des BKA in den Ermittlungsakten | |
| könne eine Verwechslung vorliegen. Diesem Hinweis aber sei das BKA nicht | |
| nachgegangen. | |
| Doch zur Frage, ob sie Zweifel an der wahren Identität Rwabukombes habe, | |
| will sich die Juristin nicht äußern. Auch auf die Frage, ob ein Prozess vor | |
| einem ruandischen Gericht besser gewesen wäre, will sie keine Antwort | |
| geben. Vor Gericht gibt sie lediglich an, ihr Mandant werde keine Angaben | |
| zur Person machen und sich auch nicht zur Anklage äußern. Nach dem Antrag | |
| der Verteidigung wird der Prozess vertagt auf den 25. Januar. Der erste | |
| Verhandlungstag hat gerade mal eine halbe Stunde gedauert. | |
| 18 Jan 2011 | |
| ## AUTOREN | |
| Marie-Claude Bianco | |
| Marie-Claude Bianco | |
| ## TAGS | |
| Schwerpunkt Völkermord in Ruanda | |
| Ruanda-Völkermordprozess | |
| Schwerpunkt Völkermord in Ruanda | |
| Schwerpunkt Völkermord in Ruanda | |
| Schwerpunkt Völkermord in Ruanda | |
| Schwerpunkt Völkermord in Ruanda | |
| Schwerpunkt Völkermord in Ruanda | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Plädoyer im Ruanda-Völkermordprozess: Freispruch, auch wenn es wehtut | |
| Die Verteidigerinnen des Angeklagten Rwabukombe sagen im Abschlussplädoyer: | |
| Es gibt keine Beweise. Außer wertlose Zeugenaussagen | |
| Ruanda-Völkermordprozess: Mordbefehl "kam vom Bürgermeister" | |
| Zwei Überlebende des Massakers an über 1000 Tutsi in Kiziguro am 11. April | |
| 1994 sagen in Frankfurt aus: Der Angeklagte war's. Sie haben ihn gesehen | |
| und gehört. | |
| Ruanda-Völkermordprozess in Frankfurt: Die seltsamen Freunde | |
| Der angeklagte ruandische Exbürgermeister Onesphore Rwabukombe war auch im | |
| deutschen Exil politisch aktiv. Sogar der Präsident der Hutu-Miliz FDLR | |
| unterstützte ihn. | |
| Ruanda-Völkermordprozess in Frankfurt: "Das ist ein Tutsi, ja" | |
| Wie spricht man vor einem deutschen Gericht über den Völkermord in Ruanda? | |
| Ein Besuch beim Prozess gegen den Exbürgermeister Onesphore Rwabukombe. | |
| Ruanda-Völkermordprozess in Frankfurt: Tag 3: Krieg um die Gutachter | |
| Am 3. Verhandlungstag gegen den ruandischen Exbürgermeister Onesphore | |
| Rwabukombe lehnt das OLG Frankfurt einen der beiden Sachverständigen wegen | |
| Befangenheit ab. | |
| Prozess wegen Beteiligung am Völkermord: Von den Toten eingeholt | |
| In Deutschland war Onesphore Rwabukombe als Flüchtling gut integriert. In | |
| Ruanda erinnern sich Überlebende und Mittäter des Genozids an ihn als | |
| Freund von Killern. |