# taz.de -- Fortschritt der Banken-Regulierung: Im Schneckentempo | |
> Die Regulierung von Banken und Finanzmärkten kommt langsam Stück für | |
> Stück voran. Aber 28 Monate nach der Lehmann-Pleite bleibt vieles noch | |
> offen. | |
Bild: "Stop" dem Bakenwahnsinn forderten viele nach der Lehmann-Pleite. Aber di… | |
Bankenkrise? War das was? Und was ist seitdem passiert, um eine | |
Wiederholung zu vermeiden? 28 Monate nach der Pleite der US-Bank Lehman | |
Brothers, mit der sich die US-Immobilienkrise zur globalen Finanzkrise | |
ausweitete, ist die Bilanz gemischt. Die Politik hat einige neue Regeln | |
aufgestellt und die Aufsicht reformiert. Aber: Viel bleibt offen. | |
Die erste von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) angeführte schwarz-rote und | |
später die schwarz-gelbe Regierung haben die Einkommen von Bankmanagern | |
geregelt, Leerverkäufe von Aktien, die man nicht besitzt, verboten und | |
Verbriefungen geregelt, bei denen Kredite in Wertpapiere umgewandelt | |
werden. | |
"Diese Maßnahmen sind alle nicht durchgreifend", kritisiert jedoch Detlev | |
von Larcher, Mitglied im Vorstand des globalisierungskritischen Bündnisses | |
Attac. So habe der Bundestag im Sommer ein Gesetz verabschiedet, wonach | |
Banken einen Teil jeder Verbriefungstransaktion in ihrer Bilanz halten | |
müssen. Damit sollen sie gezwungen werden, mehr Verantwortung für ihre | |
Angebote zu übernehmen. Allerdings blieb der Eigenanteil mit zehn Prozent - | |
und nur fünf Prozent in der EU - eher Kosmetik. Und die staatliche | |
Finanzaufsicht, die vor der Krise versagte, bleibt bei ihrer umstrittenen | |
Arbeitsteilung zwischen Bundesbank und Bafin. | |
Und wer zahlt für die Krise? Die deutschen Banken werden pro Jahr etwa eine | |
Milliarde Euro an Finanzaktivitätssteuern abtreten müssen, schätzt der | |
Bundesverband deutscher Banken. Für den Banken-Restrukturierungsfonds, der | |
künftige Pleiten verhindern soll, könnte eine weitere knappe Milliarde | |
fällig werden. Zum Vergleich: Für die Bankenrettung wandte allein der Bund | |
500 Milliarden Euro auf. | |
Trotzdem ist der grüne Europaabgeordnete Sven Giegold nicht ganz | |
unzufrieden: "Es gibt einen riesigen Gesetzgebungsaktivismus, hauptsächlich | |
europäisch, aber auch weltweit." An dem Schneckentempo sei die komplexe | |
Materie schuld, unterschiedliche Banksysteme und die Konkurrenz der | |
Finanzmetropolen. Nicht zuletzt bremsten aber auch die Bankenlobby und die | |
konservativen Regierungen der meisten EU-Staaten. | |
Typisch erscheinen da die drei neuen europäischen Finanzaufsichtsämter in | |
Frankfurt, London und Paris, mit denen es nun EU-weit erstmals eine | |
einheitliche Kontrolle gibt. Denn ihnen bleibt die Konkurrenz durch 27 | |
nationale Behörden mit allen Reibungsverlusten. Und: Jede Aufsicht kann nur | |
so gut sein wie die Regeln, deren Einhaltung sie kontrolliert. "Die | |
Behörden leiden darunter, dass sie zu wenig verbindlich zu regulieren | |
haben", warnt Rudolf Hickel, Direktor des Instituts Arbeit und Wirtschaft | |
der Universität Bremen. | |
Hickel fordert die totale Trennung der Geschäftsbanken vom spekulativen | |
Investmentbanking und eine enge Beschränkung des riskanten Eigenhandels von | |
Banken mit Wertpapieren. Und der linke Bundestagsabgeordnete Axel Troost | |
weist auf eine weitere Baustelle hin: "Bislang kaum regulierte Fonds | |
könnten die Lücke füllen, die die Banken hinterlassen." Schon bald könnte | |
das Volumen der hochspekulativen Hedgefonds das Allzeithoch von zwei | |
Billionen US-Dollar überschreiten. | |
18 Jan 2011 | |
## AUTOREN | |
Hermannus Pfeiffer | |
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