# taz.de -- USA beschließen Finanzmarktreform: Gegen die Panik der Börsen | |
> In den USA ist eine historische Reform der Finanzmärkte beschlossen | |
> worden. Sie sieht unter anderem eine Verbraucherschutzbehörde vor und | |
> erlaubt dem Staat, zu mächtige Firmen zu zerschlagen. | |
Bild: Nach Konjunkturpaket und Gesundheitsreform war es sein dritter großer St… | |
WASHINGTON apn | In den USA ist die größte Finanzmarktreform seit der | |
Weltwirtschaftskrise in den 30er Jahren beschlossen worden. Der Senat | |
stimmte dem Gesetzespaket am Donnerstag zu, Präsident Barack Obama will es | |
in der kommenden Woche unterzeichnen. Mit der strengeren Regulierung der | |
Märkte und größeren Befugnissen für die Regierung soll knapp zwei Jahre | |
nach der Finanzkrise an der Wall Street eine Wiederholung des | |
Beinahe-Zusammenbruchs des US-Finanzsystems verhindert werden. | |
Die Finanzmarktreform war neben der Gesundheitsreform und einem | |
milliardenschweren Konjunkturpaket das dritte große innenpolitische | |
Anliegen des Präsidenten, das dieser durchsetzen konnte. Das wird ihm in | |
Zukunft wohl schwerer fallen. Es wird erwartet, dass die oppositionellen | |
Republikaner bei der Kongresswahl im November den Demokraten sowohl im | |
Senat als auch im Abgeordnetenhaus zahlreiche Sitze abnehmen werden. | |
Die Entscheidung am Donnerstag fiel mit 60 zu 39 Stimmen. Möglich war dies, | |
weil Obamas Demokraten drei republikanische Senatoren auf ihre Seite ziehen | |
konnten. | |
Das umfassende Reformpaket sieht unter anderem Warnsystem für | |
Finanzmarktrisiken und eine Verbraucherschutzbehörde vor. Außerdem werden | |
neue Regelungen für Finanzinstrumente erlassen, die bislang weitgehend | |
unreguliert waren. Auch bekommt die Regierung mehr Macht, um Firmen zu | |
zerschlagen, die zur Gefahr für die Gesamtwirtschaft werden könnten. Wenn | |
insolvente Großkonzerne aufgelöst werden müssen, sollen die Kosten von den | |
anderen Unternehmen der Branche getragen werden. | |
Er werde das Gesetz unterzeichnen, um die Verbraucher zu schützen und die | |
Grundlagen für ein stärkeres und sichereres Finanzsystem zu legen, das | |
innovativ, kreativ, wettbewerbsorientiert und weit weniger anfällig für | |
Panik und einen Zusammenbruch sei, erklärte Obama. | |
Sein Sprecher Robert Gibbs kündigte an, die Demokraten wollten mit dem | |
Gesetz in den Kongresswahlkampf ziehen. Die strengeren Regeln für die | |
Finanzwelt würden dem Wähler zeigen, vor welcher Wahl sie stünden. | |
Die Republikaner lehnen die Reform mehrheitlich ab. Senator Richard Shelby | |
sprach von einem "gesetzgeberischen Monster". Sein Kollege Saxby Chambliss | |
sagte: "Wir werden mit diesem massiven Gesetzeswerk Arbeitsplätze und | |
Firmen ins Ausland treiben." | |
Der demokratische Fraktionschef Senator Harry Reid verteidigte die Reform | |
mit Blick auf den Beinahe-Zusammenbruch des US-Finanzsystems vor knapp zwei | |
Jahren. "Als uns damals dieses Erdbeben getroffen hat, gab es keine | |
ausreichende Aufsicht, Transparenz und Verantwortlichkeit, um uns vor den | |
Auswirkungen zu schützen", sagte Reid. "Dieses Gesetz wird alle drei | |
Bereiche stärken." | |
Die Lobbyisten der Finanzindustrie haben bis zuletzt erbittert gegen | |
Einschränkungen gekämpft und der Politik einige Zugeständnisse abringen | |
können. Die Reform fiel zwar unterm Strich härter aus, als die Wall Street | |
wollte, aber nicht so streng, wie sie ursprünglich befürchtet hatte. | |
"Zentrale Elemente des Gesetzes werden zu einem stärken und sichereren | |
Finanzsystem beitragen", sagte Steve Bartlett, Präsident der Bankengruppe | |
Financial Services Roundtable. Der Amerikanische Bankenverband war weniger | |
versöhnlich gestimmt. "Das Ergebnis werden über 5.000 Seiten neuer | |
Regularien für traditionelle Banken und Jahre der Unsicherheit sein, was | |
diese Masse an neuen Regeln bedeutet", sagte Verbandschef Edward Yingling. | |
16 Jul 2010 | |
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