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# taz.de -- 80 Jahre Haus des Rundfunks: Bekannt aus Funk und Fernsehen
> Seit 80 Jahren wird aus dem Haus des Rundfunks in die Welt gesendet. Der
> RBB zeigt eine Dokumentation über die wechselvolle Geschichte des
> Gebäudes und seiner Nutzer
Bild: Das erste Autobahnteilstück wird eingeweiht: Hitler 1935 bei Darmstadt
Zur Grundsteinlegung begrüßte Albert Einstein ganz ernst gemeint die
"verehrten An- und Abwesenden" und hoffte auf nichts Geringeres als
Völkerverständigung. Denn das Radio, dieses vor gut 80 Jahren recht neue
Medium, erreichte breiteste Volksschichten - doch schon bald nicht mehr zum
Guten.
Kaum war das Haus des Rundfunks 1931 nach Plänen des Architekten Hans
Poelzig als damals modernster Medienbau der Welt eröffnet, war mit
unabhängigem Journalismus schon wieder Schluss. Der Paternoster fährt zwar
vom ersten Tag an seine Runden, und "das neue Funkhaus steht für Aufbruch",
wie es in der RBB-Doku, die heute Abend gesendet wird, heißt - doch "die
Republik ist im Niedergang". Schon 1933 wird das neue, föderale Medium
gleichgeschaltet und zentralisiert. Joseph Goebbels hat auch ein Büro im
"Haus des Rundfunks".
Bei vielen dieser atmosphärischen Szenen bleibt einem allerdings das
Grinsen im Halse stecken: "Hier ist der fröhliche Kindergarten des
Deutschlandsenders; Kinder, schön aufgepasst, Tante Elfie spielt jetzt mit
euch", sagt der Moderator. "Heil Hitler", sagt Tante Elfie, "na, Kinder,
wir wollen uns heute eine richtige Autobahn bauen?" Und dann bauen sie.
Im Krieg wurden Propaganda und Unterhaltung gesendet, im Mai 1945 war
Schluss, "es wurde kräftig geliebt im Innenhof", sagt ein ehemalige
Volontär, dann wurde offiziell abgeschaltet.
Nach 1945 gehörte das Haus des Rundfunks - obwohl im Westsektor Berlins
gelegen - zum sowjetischen Einflussbereich: Der (Ost-)Berliner Rundfunk
sendete bis 1952 aus der Enklave an der Masurenallee, zunächst nur innen
von russischen, später zusätzlich auch außen von britischen Soldaten
bewacht, die jeden raus-, aber niemanden mehr in das "Haus des Rundfunks"
hereinließen. Nur der Paternoster drehte stoisch seine Runden.
Der "Westen" baute seine Sender - zunächst Rias und NWDR - anderswo auf.
Mitte 1954 wurde aus dem Berliner NWDR der Sender Freies Berlin (SFB), der
Ostberliner Rundfunk sendete längst aus der Nalepastraße in Adlershof. Im
Poelzig-Bau saß bis zum Sommer 1956 noch eine sowjetische Wachmannschaft,
erst dann zog der SFB ins ausgeweidete Haus.
Immerhin: Der Paternoster war noch da und beförderte kalte Krieger sowie
Stereopioniere, die ihrem Mops einen Dienstausweis verpassten, damit der
mit ins Studio durfte. Es kamen die Achtundsechziger und die ErfinderInnen
des SF-Beat-Programms, die später mit Fritz und Radio Eins weitermachten.
Und 1989 der Mauerfall: Ausnahmetage auch im "Haus des Rundfunks", das nun
allerdings ein bisschen im Schatten des mächtigen Fernsehzentrums nebenan
steht. Und aus dem, aber das ist nicht ganz so weltbewegend, noch heute
Info-Radio, Kulturradio und das Stadtradio Berlin 88,8 senden; seit 2002
natürlich unter dem Dach des RBB.
Viel entscheidender ist, wie es nach 80 Jahren dem wichtigsten Mitarbeiter
im Hause geht: Beim Paternoster läuft immer noch alles rund.
"Geheimnisvolle Orte - Haus des Rundfunks" läuft heute Abend um 20.15 Uhr
im RBB. Das Buch "Tonspuren. Das Haus des Rundfunks" ist im Chr. Links
Verlag erschienen (29,90 Euro). Im Haus selbst gefeiert wird mit diversen
Führungen am 13. Februar.
24 Jan 2011
## AUTOREN
Steffen Grimberg
## TAGS
Autobahn
Musik
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