# taz.de -- Technische Revolution in Kuba: Schnelleres Netz für Internautas | |
> Ein Kabel aus Venezuela soll endlich High-Speed-Internet bringen. | |
> Staatschef Castro triumphiert, kubanische Blogger glauben nicht an einen | |
> leichteren Internetzugang. | |
Bild: Technologische Revolution für Kubas Internet-Community: Eine 3.000-mal h… | |
"Ile de Batz" heißt das französische Spezialschiff, welches Kuba endlich | |
ans globale Datennetzwerk anschließen soll. Ein Glasfaserkabel zwischen der | |
venezolanischen Camurí-Region und Siboney, einem Stranddorf nahe Santiago | |
de Cuba, soll Kuba endlich High-Speed-Internet bringen. Vier Jahre nach der | |
Unterzeichnung der Verträge zwischen Venezuelas Präsident Hugo Chávez und | |
Fidel Castro, damals noch Kubas Staatschef, nimmt das bahnbrechende Projekt | |
nun endlich Fahrt auf. | |
Knapp 52 Millionen Euro investiert die von den beiden Ländern gegründete | |
Gesellschaft Telecomunicaciones Gran Caribe in das Prestigeprojekt. Das | |
wurde von Raúl Castro bereits als "Ende der technologischen Blockade" | |
bezeichnet, denn für das Fehlen eines High-Speed-Anschlusses an das Word | |
Wide Web machen die Kubaner seit Jahren die USA verantwortlich. | |
Die weigerten sich der Verlegung einer leistungsstarken Glasfaserleitung | |
über die Straße von Florida zuzustimmen, und so sah sich die kubanische | |
Regierung nach Alternativen um. Die war zwar mit der Kooperation mit | |
Venezuela schnell gefunden, aber die mehr als zehnmal so lange Leitung ist | |
deutlich teurer. Ein Grund, weshalb das für Mitte 2008 geplante Projekt mit | |
gehöriger Verspätung Formen annimmt. Anfang Juli, so die derzeitigen | |
Planungen, soll die neue Auffahrt ins World Wide Web eingeweiht werden. | |
Für Kubas Internet-Community eine technologische Revolution, denn die | |
Datenkapazität wird 3.000-mal höher liegen als die der lahmen und überaus | |
kostspieligen Satellitenleitungen, die derzeit genutzt werden. Das Kabel | |
bietet zudem noch einen weiteren Vorteil. Zumindest ein Teil der | |
kostspieligen Ferngespräche kann ebenfalls über das revolutionäre Kabel | |
abgewickelt werden und nicht wie zuvor über das US-System. Ein Ende der | |
"Abhängigkeit von den USA in der Telekommunikationssphäre" prognostizieren | |
daher kubanische Kommunikationsexperten und kalkulieren zudem mit einer | |
Kosteneinsparung von rund 25 Prozent. | |
Ob sich die niedrige Zahl von Internet-Usern, in Kuba Internautas genannt, | |
mit der Installation des Kabels allerdings kräftig erhöhen wird, ist | |
derzeit noch vollkommen unklar. | |
Laut der Internationalen Fernmeldeunion (ITU) stellt Kuba 2009 mit 1,6 | |
Millionen www-Nutzern die proportional niedrigste-Quote in der Region. | |
Zudem ist der Zugang zum Internet in Kuba mit einem Preis von rund 8 Euro | |
pro Stunde in Hotels und rund 1,33 Euro pro Stunde in Internetcafés, wenn | |
auch mit eingeschränkter Nutzung, ausgesprochen teuer. Ob sich an dieser | |
Preisstruktur etwas ändern wird, haben die Verantwortlichen in Havanna | |
bisher offengelassen. | |
Den weit verbreiteten Hoffnungen in Kuba, dass fortan der private Zugang | |
ins Internet leichter fallen würde, erteilte die Regierung jedoch bereits | |
einen Dämpfer: Schon vor einigen Wochen hat der Revolutionskommandant | |
Ramiro Valdés Menéndez im kommunistischen Zentralorgan Granma erklärt, dass | |
es "in nächster Zeit keine massive Ausweitung des Internetangebots" geben | |
wird. | |
Für viele Blogger auf der Insel ist diese Nachricht keine Überraschung. Sie | |
waren bereits zuvor davon ausgegangen, dass sich an den | |
Zugangsrestriktionen zum Netz nichts Wesentliches ändern würde. Für diesen | |
Zustand kursiert in Kubas oppositionellen Bloggerkreisen der Begriff der | |
"Internet-Apartheid". | |
6 Feb 2011 | |
## AUTOREN | |
Knut Henkel | |
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