# taz.de -- Leben vom Abfallsammeln: Dreckig und Giftig | |
> Das Sammeln und Sortieren von Wertstoffen bietet hunderttausenden armen | |
> Menschen auf der ganzen Welt ein geringes Einkommen, unter ihnen sind | |
> auch viele Kinder. | |
Bild: Kinder suchen auf der Mülldeponie im Stadtteil Stung Meanchey der kambod… | |
KAIRO taz | In Indien heißen sie Harijans, in Ägypten Zabbalin, in | |
Brasilien Catadores, in Argentinien und El Salvador Cartoneros, in | |
Indonesien Pemulung, und in Mosambik oder Kenia tragen sie meist den | |
international gebräuchlichen Namen scavengers, also "Aasgeier". In | |
sämtlichen Megastädten der Dritten Welt und der Schwellenländer leben | |
Müllsammler vom Recycling. | |
Fast immer ist Kinderarbeit in diesem Wirtschaftssektor gang und gäbe. Das | |
Wühlen im Müll ist eine dreckige Arbeit, die oft mit der Gefahr einhergeht, | |
sich an scharfen Gegenständen zu verletzen oder sich mit giftigen Stoffen | |
zu infizieren. | |
Das Sammeln und Sortieren von Wertstoffen bietet aber hunderttausenden | |
armen Menschen auf der Welt ein geringes Einkommen, auch wenn es unter | |
umwelt- und gesundheitsschädlichen Bedingungen stattfindet. | |
Eine Krankenversicherung oder eine staatliche Gesundheitsversorgung steht | |
diesen Menschen im Allgemeinen nicht zur Verfügung. In Ägypten und | |
Brasilien ist ihr Berufsstand allerdings offiziell anerkannt, in Asien und | |
anderen Ländern Afrikas dagegen nicht. | |
In all diesen Ländern sind internationale, private und kirchliche | |
Hilfsorganisationen tätig, die die Lebensumstände der Familien und | |
insbesondere der Kinder maßgeblich verbessern, ihnen den Schulbesuch, eine | |
Ausbildung oder Gesundheitsversorgung sichern wollen. | |
Als ein Beispiel stellen wir den [1][Verein Müll-Menschen-Hilfe e. V.] aus | |
Deutschland vor. | |
Angefangen hat es mit einem Weihnachtsbasar, auf dem Ursula Röwekamp-Eden | |
Geschenke aus dem Orient feilbot, die sie dort preiswert erworben hatte. | |
Als Begleiterin ihres Ehemanns, des Geschäftsführers von Biblische Reisen | |
in Stuttgart, Georg Röwekamp, war sie auf vielen Reisen immer wieder | |
hautnah mit dem Elend der Müllmenschen in Kairo konfrontiert worden. | |
Spontan suchte sie danach Mittel und Wege und Mitstreiter, um diesen | |
Menschen nachhaltig helfen zu können. | |
Da lag es nahe, einen Verein zu gründen, der inzwischen als gemeinnützig | |
anerkannt ist und auf diese Weise Spenden steuerlich absetzbar macht. So | |
fand sich eine Müllfirma in Norddeutschland, die ihre Weihnachtsfeier | |
absagte und das dadurch eingesparte Geld den Kollegen in Kairo zukommen | |
ließ. | |
Auch die Mitarbeiter der Hundestaffel eines Rettungsdienstes in | |
Süddeutschland waren von der Idee so angetan, dass sie Geld spendeten. | |
Inzwischen hat der Verein knapp vierzig Mitglieder. Die gesammelten Spenden | |
werden stets vor Ort an das Salam-Zentrum übergeben, das von den koptischen | |
Marienschwestern geführt wird. | |
Die Mitglieder des Vorstands überzeugen sich regelmäßig vor Ort in Kairo | |
davon, dass die Gelder auch für die festgelegten Zwecke wie den Bau einer | |
Schule oder die Einrichtung eines Altenheims verwendet werden. | |
10 Feb 2011 | |
## LINKS | |
[1] http://www.muell-menschen-hilfe.org | |
## AUTOREN | |
Georg Baltissen | |
## TAGS | |
Reiseland Ägypten | |
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