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# taz.de -- Proteste in Libyen: Gaddafi will nicht klein beigeben
> Die Proteste in Libyen werden heftiger. Staatschef Gaddafi schickt
> hochgerüstete Militäreinheiten - vor allem in die Unruheherde im Osten
> des Landes.
Bild: Sie unterstützen ihren Revolutionsführer: Gaddafi-Anhängerinnen in Tri…
BERLIN taz | In Libyen eskaliert die Konfrontation zwischen Staatsmacht und
oppositionellen Demonstranten. Nach heftigen Unruhen in mehreren libyschen
Städten hat das Regime von Revolutionsführer Muammar al-Gaddafi am
gestrigen Freitag hochgerüstete Militäreinheiten in Marsch gesetzt, melden
mehrere Nachrichtenagenturen. Armeekontingente mit einer großen Anzahl
schwarzafrikanischer Soldaten seien in Richtung der zweitgrößten libyschen
Stadt Bengasi sowie die Städte Ajdabiya und Baida unterwegs, hieß es.
Zwei libysche Menschenrechtsorganisationen hatten zuvor gegenüber der
Agentur Reuters berichtet, die Stadt Baida mit 250.000 Einwohnern sei
faktisch von Aufständischen übernommen worden. "Baida ist in der Hand des
Volkes", sagte ein Sprecher der Gruppe Human Rights Solidarity. Manche
Polizisten hätten sich auf die Seite der Protestierenden geschlagen. Es
seien aber "zahlreiche Mengen getötet worden", hieß es.
Insgesamt sprechen unbestätigte Quellen von 50 Toten in Libyen seit
Ausbruch der Unruhen am Dienstag. Die Menschenrechtsorganisation Human
Rights Watch bestätigt 24 Tote allein am Donnerstag. In Bengasi, wo die
Unruhen begonnen hatten, wurden nach einem Bericht des TV-Senders
al-Dschasira am Freitag früh 20 Leichen in ein Krankenhaus eingeliefert.
Allein am Donnerstag wurden laut BBC in Bengasi 14 Menschen von
Sicherheitskräften getötet.
Am Freitag sammelten sich erneut Hunderte von Menschen zu Demonstrationen
in Bengasi. Sie wollten 23 Leichen aus der städtischen Leichenhalle zu
einem nahegelegenen Friedhof tragen. Zugleich führte eine Revolte im
Gefängnis al-Kuifiya zu einem Massenausbruch; die flüchtigen Häftlinge
zündeten das Büro der Staatsanwaltschaft, eine Bank und einen Polizeiposten
an, berichtete ein Mitarbeiter der Zeitung Quryna, die dem Gaddafi-Sohn
Seif al-Islam gehört. Saadi Gaddafi, ein anderer Sohn, soll faktisch die
Macht über die Stadt übernommen haben, berichteten islamistische
Oppositionskreise.
Oppositionelle Kundgebungen gab es auch in der Stadt Tobruk direkt an der
ägyptischen Grenze. Revolutionsführer Gaddafi selbst zeigte sich am Freitag
kurz auf dem zentralen "Grünen Platz" der Hauptstadt Tripoli, wo zahlreiche
regierungstreue Demonstranten ihm mit Sprechchören huldigten.
In Bahrain wuchs am Freitag die Angst vor erneuter Gewalt, nachdem sich in
der Stadt Sitra Tausende Schiiten versammelten, um die vier am Vortag
getöteten Demonstranten beizusetzen. Die Armee rief die Bevölkerung dazu
auf, das Zentrum der Hauptstadt Manama zu meiden.
In Jordanien wurden mindestens acht Menschen verletzt, als rund 200
regierungstreue Demonstranten mit Schlagstöcken auf 2.000
Oppositionsanhänger losgingen.
Im Irak haben rund 1.000 Demonstranten eine Brücke in der südlichen Stadt
Basra besetzt und forderten bessere Lebensbedingungen. Proteste gab es auch
in Suleimaniya im nordirakischen Kurdengebiet. Dort eröffneten
Sicherheitskräfte am Donnerstag das Feuer auf Demonstranten; es gab zwei
Tote und 47 Verletzte.
In Jemen wurde eine Handgranate in eine demonstrierende Menge von
Oppositionsdemonstranten in der Stadt Taes geworfen; mindestens zwei
Menschen wurden getötet und 27 verletzt. Augenzeugen berichteten gegenüber
AFP, die Granate sei aus einem Behördenfahrzeug geworfen worden. In Taes
halten Protestierende seit einer Woche einen zentralen Platz nach Kairoer
Muster besetzt. Angriffe auf Oppositionelle gab es auch in der Hauptstadt
Sanaa und in der Stadt Makalla. In Aden, Hafenstadt am Roten Meer und
ehemalige Hauptstadt Südjemens, kamen am Donnerstag drei Menschen ums
Leben, die Proteste gingen am Freitag weiter.
In Dschibuti gegenüber von Aden am Roten Meer demonstrierten am Freitag
Tausende gegen Präsident Omar Guelleh. Mit: afp, rtr, dapd
18 Feb 2011
## AUTOREN
Dominic Johnson
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