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# taz.de -- Neonazis in Dresden: Der lahme Marsch von rechts
> Es sollte die große Revanche für 2010 werden. Damals wurden die Neonazis
> in Dresden erfolgreich blockiert. Doch die rechten Demonstrationen gingen
> erneut daneben.
Bild: Die Neonazis bekamen den Widerstand bis an die Bustür heran zu spüren.
DRESDEN taz | Am Samstagabend zeigt sich in Dresden der Erfolg der Proteste
gegen rechts: "Dresden 2011 endet mit Niederlage", kommentiert selbst das
rechte Szeneportal "Mupinfo" am Abend des 19. Februar.
Seit Monaten hatte die Szene von "Junge Landsmannschaft Ostdeutschland"
(JLO), NPD, Freien Kameradschaften bis Autonomen Nationalisten auf diesen
Marsch hin mobilisiert. "Die Schmach" 2010, als über 6.000 Rechte
stundenlang am Bahnhof Neustadt ausharren mussten, sollte sich nicht
wiederholen. Der Bundesvorsitzende der JLO, Stephan Roth, und der
Fraktionschef der NPD-Sachsen, Holger Apfel, wollten ein neues
Aktionskonzept entwickeln. Es gab eine bundesweite Koordination, die Aktion
sollte zwei Tage dauern. 4.000 Kameraden sollen nach Dresden unterwegs
gewesen sein.
Doch die wenigsten der etwa 40 anreisenden Busse kamen auch bis in die Nähe
der Veranstaltungen, kritisiert der sächsische NPD-Landtagsabgeordnete,
Andreas Storr, gegenüber der taz. Selbst die etwa 500 Aktivisten aus der
militanten Kameradschaftsszene wurden von friedlichen Blockierern
aufgehalten. Ein Durchbruch einer Polizeisperre misslang den Kameraden am
Bahnhof. Später versuchten sie nach Leipzig auszuweichen. Ohne Erfolg. Die
Polizei ließ sie nicht aus dem Zug.
In Freital hingegen schafften es über 800 Rechtsextreme bis zum Dresdener
Stadtteil Plauen. Immer mehr Rechte stießen zu der Gruppe, die äußerst
aggressiv durch die Straßen zog. Die Polizei verlor die Kontrolle über die
Marschierenden - unter ihnen auch der NPD-Fraktionschef Udo Pastörs und
Apfel. Vom Platz aus versuchen die Rechten durch die Polizei
durchzubrechen, um Demonstranten anzugreifen.
Nur mit Mühe konnten die Beamten die Rechten zurückdrängen. Diese
versuchten es immer wieder, Polizeiketten mit Gewalt aufzubrechen. Hektisch
bemühte sich der Einsatzleiter, Verstärkung zu ordern. Als sich die fast
tausend Rechten weigerten, in ihre Busse zurückzukehren, durften sie bis
zum S-Bahnhof des Stadtteils marschieren. "Hier marschiert der nationale
Widerstand", grölten sie, angeführt von dem NPD-Bundesvorstandsmitglied
Thomas Wulff.
Unterdessen hatten Rechtsextreme im Stadtteil Löbtau das linke Wohnprojekt
"Praxis" angegriffen. Viele Fenster wurden eingeworfen, die Tür
eingetreten. Die gesamte Straßenkreuzung vor dem Haus war mit Scherben
übersät. Die Polizei hat den Vorfall zwar registriert, konnte aber mangels
Kräften nicht fahnden. Bei YouTube finden sich Clips, die zeigen, wie
Steine flogen. Das wird in der Szene gefeiert.
Gegen rund 200 Demonstranten werde nach Angaben der Polizei wegen des
Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz ermittelt.
20 Feb 2011
## AUTOREN
Andreas Speit
Michael Bartsch
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