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# taz.de -- Kommentar Guttenberg im Bundestag: Das Heldenbild löst sich auf
> Guttenbergs Selbstdarstellung vor dem Bundestag zeigt eines ganz
> deutlich: Der Baron kommuniziert, wie es Könige tun, direkt mit dem Volk.
Minister Guttenberg pflegt sich genau auszusuchen, wo er auftritt. Dort, wo
Nachfragen zu befürchten sind, etwa bei der Hauptstadtpresse, da fehlt der
Minister lieber. Dafür lässt er sich vom Parteivolk in der Provinz feiern.
Sein wohl erzwungener Auftritt am Mittwoch im Parlament hatte etwas
Bizarres. Dass er Texte vom wissenschaftlichen Dienst des Bundestags in
seine Dissertation kopierte? Ein Formfehler, aus dem "wir alle lernen
können". Hunderte von dreist geklauten Zitaten an zentralen Stellen seiner
Doktorarbeit? Bestenfalls "unbewusste Fehler". Die paar Fehler in seiner
Dissertation, so Guttenberg forsch, habe er doch längst eingeräumt, und das
sei "beispielgebend für andere" Doktoranden.
Es war ein gespenstischer Auftritt. Guttenberg leugnet nicht nur beharrlich
das Offenkundige - er erklärt sogar leutselig, sein Umgang mit Fehlern sei
"beispielgebend." Ist das noch dreiste Taktik? Oder schon Realitätsverlust?
Es zeigt jedenfalls, wie Guttenberg tickt. Der Baron kommuniziert, wie es
Könige tun, direkt mit dem Volk. Die demokratischen Institutionen, in denen
die üblichen Nörgler und Bedenkenträger das Wort führen, stehen ihm im Weg.
Guttenberg glaubt sich solch einen Münchenhausen-Auftritt leisten zu
können, weil die Union ihm applaudiert und Bild ihm, dem Jungsiegfried der
Postdemokratie, Schützenhilfe leistet. Bild und Guttenberg sind eine Art
Zugewinngemeinschaft: Das Blatt druckt die Heldeninszenierung, und
Guttenberg feuert wegen eines Bild-Berichts mal eben einen Kapitän.
Solche Allianzen von Politik und Medien haben manipulative Kräfte:
Berlusconi ist das abschreckende Beispiel, wohin solche Symbiosen führen.
Sie sind aber auch riskant. Auch konservative Zeitungen sehen Guttenberg
kritisch. Nur Bild stützt ihn noch. Guttenberg aber wirkt, wenn er so
weitermacht, wie ein Politiker, der an seinem Sessel klebt. Und das löst
sein Heldenbild von innen auf.
23 Feb 2011
## AUTOREN
Stefan Reinecke
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