# taz.de -- Kartellamt rügt Wasserbetriebe: Berliner Wasser ist viel zu teuer | |
> Das Bundeskartellamt bezeichnet den Trinkwasserpreis als deutlich zu | |
> hoch. Wasserbetriebe bezweifeln Zuständigkeit des Amtes und ziehen vor | |
> Gericht. | |
Bild: Teures Nass | |
Die Wasserpreise in Berlin sind deutlich zu hoch. Das hat das | |
Bundeskartellamt in einer vorläufigen Beurteilung festgestellt. Es | |
bestätigt damit die Auffassung von Wirtschaftssenator Harald Wolf (Linke), | |
der um eine Prüfung der Preise gebeten hatte. Die Berliner Wasserbetriebe | |
(BWB) halten das Kartellamt für nicht zuständig und ziehen deshalb nun vor | |
Gericht. | |
Zur Prüfung hatte das Amt zunächst aus 45 deutschen Wasserversorgern | |
diejenigen herausgesucht, die am ehesten mit den BWB vergleichbar sind. Das | |
sind nach Ansicht des Kartellamts die Betriebe in den Großstädten Köln, | |
Hamburg und München. Beim Erlösvergleich habe sich ergeben, dass die Preise | |
in Berlin "deutlich über der Vergleichsgruppe" liegen, teilte ein | |
Kartellamtssprecher am Donnerstag mit. Genaue Zahlen wollte er nicht | |
nennen. Offenbar ist aber der Preis für einen Kubikmeter Trinkwasser rund | |
50 Cent zu hoch. Derzeit berechnen die Wasserbetriebe dafür 2,17 Euro. | |
Die BWB haben nun bis Ende April Zeit für eine Stellungnahme. Dabei werden | |
sie es jedoch nicht belassen. Vorstandschef Jörg Simon stellte am | |
Donnerstag grundsätzlich die Zuständigkeit des Bundeskartellamts in Frage. | |
Das dürfe nur von Unternehmen frei kalkulierte Preise prüfen, so Simon. Der | |
Berliner Wasserpreis aber sei weitgehend durch gesetzliche Vorgaben | |
festgelegt. Man habe daher Klage gegen die Anwendung kartellrechtlichen | |
Vorschriften eingereicht. | |
Das Bundeskartellamt sieht dem juristischen Gegenschlag gelassen entgegen. | |
Nur die Überprüfung von Gebühren sei ausgeschlossen, nicht aber die von | |
Preisen, so der Sprecher des Amtes. "Es wäre daher sehr überraschend, wenn | |
ein Gericht der Auffassung der Wasserbetriebe folgen würde." | |
Die BWB zweifeln aber auch das Ergebnis der Kartellamtsprüfung an. Es gebe | |
Berliner Besonderheiten, die nicht in den Vergleich einbezogen worden | |
seien. So sei etwa der Wasserverbrauch in Berlin seit 1990 um rund 50 | |
Prozent gesunken - im Westen der Republik aber nur um ein Drittel. Deshalb | |
müssten auch ostdeutsche Städte wie Leipzig in die Vergleichsgruppe, | |
forderte BWB-Chef Simon. | |
Ob, wann und wie sich das Prüfverfahren tatsächlich auf die Preise | |
auswirkt, ist noch völlig offen. Theoretisch könne eine Preissenkung auch | |
rückwirkend gelten, sagte der Kartellamtssprecher. Das sei aber abhängig | |
von Detailfragen. Die Wasserbetriebe hingegen geben sich gelassen. Geld für | |
eventuelle Rückzahlungen will der Vorstand nicht zu Seite legen. "Wir gehen | |
davon aus, dass wir vor Gericht siegen werden." | |
Sicher ist nur: Falls am Ende tatsächlich eine Preissenkung im jetzt | |
avisierten Umfang vorgeschrieben wird, kann das Unternehmen "das nicht aus | |
eigener Kraft abfangen", sagte BWB-Chef Simon. "Dann muss auch die | |
Verzinsung des betriebsnotwendigen Kapitals auf den Tisch." | |
Diese Verzinsung war den Konzernen RWE und Veolia 1999 vom damaligen | |
CDU-SPD-Senat garantiert worden, als sie 49 Prozent der bis dahin | |
landeseigenen Wasserbetriebe kauften. Die Zinsgarantie führte dazu, dass im | |
vergangenen Jahr rund 25 Prozent aller Einnahmen der Wasserbetriebe als | |
Rendite an die Anteilseigner flossen. Um diese Vorgabe zu knacken, hatte | |
Wirtschaftssenator Harald Wolf, zugleich Aufsichtsratsvorsitzender der BWB, | |
das Kartellamt um Überprüfung der Wasserpreise gebeten. | |
10 Mar 2011 | |
## AUTOREN | |
Gereon Asmuth | |
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