# taz.de -- Klitschko-Gegner Odlanier Solis: "Ich will sie alle verprügeln" | |
> Der Schwergewichtsboxer Odlanier Solis über die Flucht aus Kuba, die | |
> Unterschiede zwischen Amateuer- und Profiboxen und wie er am Samstag mit | |
> Vitali Klitschko kurzen Prozess machen will. | |
Bild: Odlanier Solis (r.) und sein Rivale Votali Klitschko beim Wiegen vor dem … | |
taz: Herr Solis, für Ihren ersten Titelkampf am Samstag (22.45 Uhr/RTL) | |
kommen Sie nach zwei Jahren in Miami zurück nach Deutschland. Hier haben | |
Sie zuvor gelebt und Ihre Frau kennen gelernt. Welche Bedeutung hat die | |
Rückkehr für Sie? | |
Odlanier Solis: Das ist etwas Besonderes für mich. Deutschland hat uns nach | |
unserer Flucht aus Kuba aufgenommen. Hier habe ich zwei Jahre gelebt. | |
Und der Kampf? | |
Es ist ein weiterer Kampf in meiner Profikarriere - einer wie jeder andere. | |
Ich muss ihn gewinnen und ich werde ihn gewinnen. Ich habe Respekt vor | |
Vitali Klitschko, mehr nicht. | |
Wie steht es denn um Ihr Gewicht? In der Vergangenheit wirkten Sie nicht | |
immer austrainiert. | |
Entscheidend ist, dass ich schnell und explosiv bin - nicht, wie viel ich | |
wiege. Kurz vor dem Kampf werden wir dann ja auf die Waage steigen. Dann | |
werden es alle wissen, aber ich bin mir sicher, dass ich das richtige | |
Gewicht habe und perfekt vorbereitet bin. | |
Dafür ist Ihr Trainer Pedro Díaz verantwortlich, mit dem Sie seit rund zwei | |
Jahren wieder zusammenarbeiten. | |
Pedro ist für mich der beste Trainer der Welt, und ich bin froh, dass ich | |
ihn wiederhabe. | |
Genauso wie Sie hat er Kuba verlassen, wo er lange Jahre die rechte Hand | |
von Cheftrainer Alcides Sagarra war. Was war der Grund für Ihre Flucht? | |
Es war keine geplante Flucht, eher eine spontane. Ich habe mich | |
entschieden, meine Zukunft als Boxer selbst in die Hand zu nehmen, denn ich | |
will Weltmeister im Schwergewicht werden. Darauf habe ich drei Jahre | |
hingearbeitet und mich langsam vom Amateur- aufs Profiboxen umgestellt. | |
Zwölf Runden sind etwas anders als drei. | |
Es sind nicht nur die Runden. | |
Okay, im Profiboxsport sind die Handschuhe kleiner und dünner. Mit einem | |
guten Schlag ist ein Kampf schnell entschieden, da muss man höllisch | |
aufpassen. | |
Welches sind die größten Erfolge in Ihrer Boxkarriere? | |
Die schönsten Erlebnisse als Boxer waren für mich die beiden Siege gegen | |
Félix Savón in Kuba. Ich habe 1999 und 2000 gegen ihn gewonnen. Und dann | |
natürlich die drei Weltmeistertitel und der Olympiasieg von Athen 2004. Das | |
sind unvergessliche Erlebnisse. | |
Gibt es ein Idol im Leben von Odlanier Solís? | |
Ja, Roberto Balado. Er war der beste Schwergewichtsboxer Kubas, starb mit | |
25 Jahren und hat 1992 olympisches Gold in Barcelona gewonnen - er war für | |
mich der Größte. (Balado verunglückte am 2. Juli 1994 tödlich, als er mit | |
seinem Auto von einem Güterzug erfasst wurde; d. Red.) | |
Mit einem Sieg am Samstag wären Sie der erste Kubaner, der sich einen | |
Weltmeistergürtel im Schwergewicht umbindet. | |
Dafür steige ich schließlich auch in den Ring. | |
Gibt es noch weitere Ziele für dieses Jahr? | |
Nein. Ich mache das, was ich von Berufs wegen machen muss: meine Gegner | |
verprügeln. Als Nächstes ist Vitali Klitschko dran, und danach sehen wir | |
weiter. Ich konzentriere mich auf eine Sache und wenn die bewältigt ist, | |
kommt die nächste. Es bringt nichts, sich zu viel vorzunehmen oder den Mund | |
zu voll zu nehmen. Das ist nicht meine Art. | |
Was bedeutet Ihnen denn das Boxen? | |
Es ist mein Beruf, nicht mehr und nicht weniger. Und der Beruf ermöglicht | |
es mir, ein gutes, normales Leben zu führen. Das ist mit dem Leben in | |
Havanna nicht zu vergleichen. | |
Fehlen Ihnen denn die Insel und Ihre Verwandten dort? | |
Eigentlich nicht, auch wenn ich viele Freunde und Verwandte dort habe. Ich | |
bin ständig im Kontakt mit ihnen. Sie verfolgen meine Karriere als Boxer | |
und sind so stolz wie ich auch. | |
Wie sind Sie zu Ihrem Spitznamen "La Sombra", der Schatten, gekommen? | |
Der Name stammt aus meiner Zeit als Amateurboxer. Ich erhielt den Namen, | |
weil es für meine Gegner kaum möglich war, mich zu treffen. Ich traf sie | |
und war gleich wieder verschwunden - weg. Es war, als ob sie ihren eigenen | |
Schatten fangen müssten. Das soll am Samstag wieder so sein. | |
19 Mar 2011 | |
## AUTOREN | |
Knut Henkel | |
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