# taz.de -- Departementswahlen Frankreich: Marine Le Pen sahnt ab | |
> Der Front National profitiert in den Departementswahlen von der | |
> Wählerverdrossenheit in Frankreich. Sarkozys UMP kassiert eine | |
> empfindliche Niederlage. | |
Bild: Der rechtsextreme Front National um Marine Le Pen ist der Sieger der Depa… | |
PARIS taz | Als am Sonntagabend die Ergebnisse des ersten Durchgangs der | |
französischen Departementswahlen sukzessive bekannt wurden, stand der | |
politische Gewinner schon bald einmal fest: Der rechtsextreme Front | |
National (FN) hat auf Kosten der konservativen Regierungspartei UMP massiv | |
Stimmen gewonnen. | |
Zwar hat die von Marine Le Pen angeführte Partei in keinem der mehr als | |
2.000 Wahlkreise auf Anhieb mit einer absoluten Mehrheit einen Sitz erobern | |
können und auch am kommenden Sonntag wäre jeder Sitzgewinn im Generalrat | |
eine kleine Sensation. Doch allein die Tatsache, dass die Kandidaten oder | |
Kandidatinnen in vielen "Cantons" nach dem ersten Wahlsonntag in Führung | |
liegen oder sich zumindest für die Stichwahl qualifiziert haben, belegt den | |
Vormarsch des FN. | |
In seiner nordfranzösischen "Hochburg" Hénin-Beaumont liegt | |
FN-Generalsekretär Steeve Briois mit mehr als 36 Prozent klar in Führung | |
und kann hoffen, für seine Partei am kommenden Sonntag den ersten | |
Generalratssitz in einer Departementsversammlung zu erkämpfen. | |
Für Meinungsforscher wie Stéphane Rozès liegt die Erklärung auf der Hand: | |
Die Politik von Staatspräsident Nicolas Sarkozy und die Strategie seiner | |
UMP habe dem FN den Weg bereitet. Dieser Ansicht ist auch die linke | |
Opposition, die namentlich die vom Präsidenten gewünschte Debatte über | |
nationale Identität, seine Kampagne gegen die Roma und andere Immigranten | |
und die Verschärfung der Sicherheitspolitik kritisiert. Nach Ansicht der | |
Presse kassiert die Regierungspartei 13 Monate vor den | |
Präsidentschaftswahlen vom Frühling 2012 eine empfindliche Niederlage. | |
## Keine Allianz | |
Die Wirtschaftszeitung La Tribune sieht darin eine "strenge Ermahnung für | |
die Partei von Nicolas Sarkozy", und auch die sonst sehr | |
regierungsfreundliche Pariser Zeitung Le Figaro schreibt von einem | |
"historischen Rückschlag". Bei der UMP selbst dagegen ist man der Meinung, | |
dass bei diesen Departementswahlen, die traditionellerweise von den Wählern | |
benutzt werden, um der Pariser Regierungspartei aus der Provinz einen | |
Denkzettel zu verpassen, noch glimpflich verlaufen seien. | |
UMP-Chef Jean-François Copé kündigte an, seine Partei werde weder eine | |
Allianz mit der extremen Rechten eingehen, noch eine "republikanische | |
Front" mit der Linken gegen FN-Kandidaten schließen. | |
Die Linke dürfte angesichts der Ausgangslage nach dem ersten Durchgang | |
zahlreiche Sitze und in der Folge auch eventuell einige Departements | |
hinzugewinnen. Die landesweiten Stimmenanteile geben nur beschränkt | |
Auskunft über die Stärke der Parteien, da diese nicht in allen Wahlkreisen | |
KandidatInnen aufgestellt hatten. Im Fall der UMP scheint es sogar, dass es | |
viele bisherige Generalräte vorzogen, nicht unter der Flagge ihrer Partei | |
anzutreten. | |
Mit einer Stimmenthaltung von 55,5 Prozent war die Beteiligung so tief wie | |
noch nie. Auch das wird als Zeichen einer wachsenden Unzufriedenheit oder | |
Wählerverdrossenheit gewertet. Die Departementswahlen sind der letzte | |
Urnengang vor den Präsidentschaftswahlen und gelten darum als | |
Stimmungsbarometer. | |
21 Mar 2011 | |
## AUTOREN | |
Rudolf Balmer | |
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