# taz.de -- Departmentswahlen in Frankreich: Rechtsextreme und Grüne legen zu | |
> Auch im zweiten Durchgang der Departmentswahlen erleidet die Partei von | |
> Sarkozy große Verluste zu Gunsten des rechtsextremen FN. Die Grünen | |
> konnten ihre Stimmen verdoppeln. | |
Bild: FN-Chefin Marine Le Pen freut sich, dass schon die Hälfte der Franzosen … | |
PARIS taz | Bei den französischen Departementswahlen am Sonntag gelang es | |
den Linksparteien (Sozialisten, Grüne, Kommunisten, Linkspartei), die | |
bisher bereits 58 von 100 Departements regierten, auf Kosten der | |
bürgerlichen UMP zusätzliche Sitze und mindestens drei Departements zu | |
erringen. Die größten Gewinner innerhabl des linken Lagers waren die Grünen | |
("Europe-Ecologie-Les Verts"). Sie konnten ihre bisherige Sitzzahl in den | |
"Generalrat" genannten Departementsversammlungen verdoppeln. | |
Wie schon im ersten Wahlgang am letzten Sonntag stach der | |
rechtspopulistische Front National von Marine Le Pen durch einen deutlichen | |
Stimmenzuwachs hervor. Dieser Vormarsch zahlte sich allerdings laut den | |
noch unvollständigen vorliegenden Resultaten nur in zwei Wahlkreisen in den | |
südfranzösischen Departemente Vaucluse und Var je mit einem Sitzgewinn aus. | |
Der FN, der sich in rund 400 Wahlkreisen, das heißt rund einem Fünftel der | |
"Cantons", zur zweite Runde qualifiziert hatte, konnte aber vor allem bei | |
Wahlduellen gegen linke Gegner massiv zusätzliche Stimmen anziehen und | |
erreichte dabei oft ein Niveau von 30 bis 40%. Selbst ein 20-jähriger | |
FN-Kandidat in Grenoble, der in der letzten Woche durch ein Foto | |
aufgefallen war, auf dem er vor einer Nazi-Fahne die Hand zum Hitlergruß | |
streckt, legte mehrere Punkte zu und kam auf 24,74%! | |
Laut einer Befragung finden heute die Hälfte der Franzosen und | |
Französinnen, der FN sei eine "Partei wie jede andere". Im rechten Lager | |
scheinen die Grenzen nicht mehr so klar zu sein, nachdem konservative | |
Präsident Nicolas Sarkozy in Wahlduellen zwischen FN und Linken ein | |
"Weder-noch" als Wahlparole ausgegeben hatte. Auch UMP-Parteichef | |
Jean-François Copé hatte gesagt, es komme nicht in Frage, eine | |
Wahlempfehlung zugunsten von Leuten (der Opposition) zumachen, die ihre | |
Zeit damit verbrächten, die Regierungspolitik herabzusetzen. Mehrere | |
Minister und UMP-PolitikerInnen dagegen hatten erklärt, sie würden ohne zu | |
zögern für einen sozialistischen Konkurrenten stimmen, wenn dieser mit | |
einem FN-BewerberIn konfrontiert wäre. Diese Debatte hat interne Spannungen | |
und eine Führungskrise in der UMP deutlich gemacht. Die konservative | |
Regierungspartei gilt heute nicht nur als klare Wahlverliererin, sondern | |
wird auch mitverantwortlich für den Vorstoß der extremen Rechten gemacht. | |
Diesen Vorwurf weist Copé zurück, für ihn sind die Wahlergebnisse bloß "ein | |
wenig enttäuschend". | |
Diese Departementswahlen wurden als Stimmungsbarometer dreizehn Monate vor | |
den Präsidentschaftswahlen von 2012 bezeichnet. Und für die derzeitige | |
bürgerliche Regierungsmehrheit in Paris verheißt dieser Test nichts Gutes: | |
Unmittelbar nach dem lokalen Wahlgang wurde eine Umfrage für die | |
Präsidentschaftswahlen veröffentlicht, der zufolge der gegenwärtige | |
Staatschef Sarkozy mit 17% abgeschlagen hinter dem Sozialisten Dominique | |
Strauss-Kahn (34%) und der FN-Chefin Marine Le Pen (21%) auf dem dritten | |
Platz läge. | |
28 Mar 2011 | |
## AUTOREN | |
Rudolf Balmer | |
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