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# taz.de -- Proteste in Jemen: Saleh verliert an Rückhalt
> Drei Kommandeure der Armee sind zur Opposition übergelaufen. Rebellen
> sollen einen Militärstützpunkt in der Provinz Al-Dschauf umzingelt haben.
> In der Hauptstadt Sanaa fahren Panzer auf.
Bild: Trauerfeier in Sanaa für die 40 am Freitag erschossenen Demonstranten.
SANAA dapd/dpa | Im Jemen sind drei Kommandeure des Heeres zur Opposition
übergelaufen. Unter ihnen ist der Befehlshaber der Ersten Panzerdivision
des Heeres, Generalmajor Ali Mohsen al Ahmar, ein enger Berater von
Präsident Ali Abdullah Saleh.
Mehrere Botschafter des Jemen und der Gouverneur der Hafenstadt Aden
erklärten ihren Rücktritt. Das meldete der Nachrichtensender Al-Arabija.
Die Staatsdiener reagierten damit auf die Gewalt der Staatsmacht gegen
Demonstranten, die den Rücktritt des Präsidenten gefordert hatten. Zugleich
bezogen am Montag Panzer Stellung in der Hauptstadt Sanaa.
Einheiten der Division wurden am Montag auf einem zentralen Platz in Sanaa
stationiert. Dort harren Demonstranten aus, die den Rücktritt Salehs
fordern. Saleh hatte inmitten der immer lautender werdenden
Rücktrittsforderungen gegen ihn am Sonntag sein gesamtes Kabinett
entlassen. Offenbar wollte er damit einem geplanten Massenrücktritt von
Kabinettsmitgliedern zuvorkommen, die gegen sein blutiges Vorgehen gegen
regierungskritische Demonstranten protestieren wollten. Scharfschützen
hatten am Freitag das Feuer auf Tausende Demonstranten eröffnet und mehr
als 40 von ihnen getötet.
Ein Beamter des Außenministeriums in Sanaa erklärte, General Ali Mohsen
al-Ahmar habe sich dafür entschieden, die Demonstranten zu schützen, mit
deren Zielen er sympathisiere. Auch die meisten Offiziere seiner Einheit
stünden nun aufseiten der Opposition.
Der General, der in den vergangenen Jahren mehrere Offensiven gegen die
schiitischen Houthi-Rebellen im Nordwesten des Jemen befehligt hatte, soll
gute Kontakte zum Herrscherhaus des Nachbarlandes Saudi-Arabien haben. Er
hat schon zahlreiche Attentatsversuche überlebt.
## Immer mehr Überläufer
Seit zwei Jahren berichten Insider über eine Rivalität zwischen Al-Ahmar
und Ahmed Salih, einem Sohn des Präsidenten. Der Präsidentensohn ist
Kommandeur der Republikanischen Garde. Laut Informationen aus dem
Verteidigungsministerium schloss sich auch Mohammed Ali Mohsen, der
Kommandeur der westlichen Region, den Demonstranten an. General Ali Mohsen
al-Ahrmar und Mohammed Ali Mohsen sind beide mit Präsident Salih verwandt.
Die Rebellen haben von dem Chaos in Sanaa bereits profitiert. Die
Nachrichtenwebsite News Yemen meldete, sie hätten einen Militärstützpunkt
in der Provinz Al-Dschauf umzingelt. Bei einem Gefecht zwischen Armee und
Rebellen seien 15 Menschen getötet worden, darunter 10 Soldaten.
Vor der Bekanntgabe der Kabinettsentlassung am Sonntag hatten die
Ministerin für Menschenrechte und auch der UN-Botschafter des Jemens ihren
Rücktritt erklärt. Außerdem schlossen sich Mitglieder von Salehs eigenem
Stamm und mehrere religiöse Führer den Forderungen nach seinem Rücktritt
an, wodurch der Präsident entscheidend an Rückhalt verlor. Auch die drei
übergelaufenen Kommandeure gehören Salehs Haschid-Stamm an.
Die jemenitische Protestbewegung fordert ein Ende der Herrschaft Salehs,
der das Land seit mehr als 30 Jahren regiert. Bei den seit einem Monat
herrschenden Unruhen im Jemen sind bislang rund 100 Menschen ums Leben
gekommen.
21 Mar 2011
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