# taz.de -- Bürgerbegehren zur Kastanienallee startet: Anwohner wollen das let… | |
> Ein Bürgerbegehren soll den umstrittenen Umbau der Kastanienallee | |
> stoppen. Unterschriftenlisten liegen ab Mittwoch aus. Das zugesagte | |
> Tempolimit für die Straße ist weiter unsicher. Umbau auch in Mitte | |
> angedacht. | |
Bild: Protestpappen an einer Kastanie auf der Kastanienallee | |
Seit drei Jahren streiten sich Anwohner mit dem Ordnungsstadtrat | |
Jens-Holger Kirchner (Grüne) über den Umbau der Kastanienallee. Nun sollen | |
die Pankower Bürger doch noch mitbestimmen dürfen. Ab Mittwoch sammelt die | |
Initiative "[1][Stoppt K 21]" Unterschriften für ein Bürgerbegehren gegen | |
den Umbau der Flaniermeile in Prenzlauer Berg. | |
Rund 8.400 Unterstützer benötigt die Initiative zum Erfolg. Ab Mittwoch hat | |
sie sechs Monate Zeit. Unterzeichnen dürfen nur Wahlberechtigte, die im | |
Bezirk Pankow wohnen. Im Fall des Erfolgs würde ein Bürgerentscheid folgen. | |
Matthias Aberle, Sprecher der Initiative, ist sich "ganz sicher", dass die | |
notwendigen Unterschriften problemlos zusammenkommen. "Jede andere | |
Entscheidung ist unvernünftig", sagt er. | |
Stadtrat Kirchner, seit Neuestem auch Kandidat seiner Partei für das | |
Bürgermeisteramt, will aus der Allee ein Vorzeigeprojekt grüner | |
Verkehrspolitik machen: mehr Platz für die Tram, eigene Radwege und weniger | |
Parkplätze. Anwohner und Gewerbetreibende fürchten jedoch um das Flair der | |
Straße, weil die Bürgersteige schmaler werden sollen. Zwei Bürgeranträge, | |
die eine Anwohnerbefragung forderten, waren Anfang März von der | |
Bezirksverordnetenversammlung (BVV) Pankow abgelehnt worden ([2][taz | |
berichtete]). Schlichtungsgespräche waren wenig erfolgreich. Zwar sagte der | |
Stadtrat das von Anwohner geforderte Tempo 30 zu. Er kann sich aber dafür | |
nur bei Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) einsetzen. | |
Die hat noch keine abschließende Entscheidung getroffen. | |
Sofortige Auswirkungen hat das Bürgerbegehren nicht. Einen Baustopp werde | |
er nicht aussprechen, sagte Kirchner. Das dürfe er auch gar nicht. Es gebe | |
Verträge und Beschlüsse. Mitte April soll mit der Gehwegsanierung begonnen | |
werden. Momentan würden bereits Wasserrohre verlegt. | |
"Kirchners Umbaupläne machen die Straße schneller und damit gefährlicher", | |
erklärt Matthias Aberle. Man hätte eine Anwohnerbefragung einem | |
Bürgerbegehren vorgezogen; nachdem diese abgelehnt wurde, müsse "jetzt auch | |
der Kleingartenbesitzer aus Buch, der die Kastanienallee vielleicht gar | |
nicht kennt, über sie abstimmen", sagt Aberle. Er hofft, bereits Mitte Mai | |
die 8.400 Unterschriften zusammenzuhaben. Ein Aktionstag am 14. Mai soll | |
dabei helfen. Alle Unterschriften werden vom Bezirksamt auf ihre Gültigkeit | |
überprüft. Sind sie korrekt, könnte der Bürgerentscheid theoretisch am 18. | |
September zusammen mit der Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus stattfinden. | |
Stadtrat Kirchner sieht dem Bürgerentscheid gelassen entgegen. Denn die | |
vielen Touristen, die bei einer freien Unterschriftensammlung im letzten | |
Jahr unterzeichnet hatten, sind diesmal nicht stimmberechtigt. Auch die | |
Anwohner des Teilstücks der Kastanienallee, der im Bezirk Mitte liegt, | |
dürfen nicht unterschreiben. Dabei könnten sie in wenigen Jahren vom selben | |
Umbau betroffen sein. Ephraim Gothe (SPD), Baustadtrat von Mitte, findet | |
die Umbaupläne im Nachbarbezirk gut. "Die Fortsetzung des Umbaus bis runter | |
zum Rosenthaler Platz ist bereits angemeldet", sagte Gothe der taz. Die | |
Umsetzung könnte etwa im Jahr 2015 beginnen. | |
28 Mar 2011 | |
## LINKS | |
[1] http://www.stoppt-k21.de/ | |
[2] /1/berlin/artikel/1/politik-gibt-buergern-keine-stimme/ | |
## AUTOREN | |
Sarah Kohlhauer | |
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