| # taz.de -- Kommentar Merkel und der Atomausstieg: Die Flucht nach vorn | |
| > Merkel hat nur eine Wahl: Wenn sie nicht mit einem Ausstieg vom Ausstieg | |
| > alle Glaubwürdigkeit verspielt, muss sie die AKWs schneller als von | |
| > Rot-Grün geplant abschalten. | |
| Bild: Moratoriumsobjekt in idyllischer Lage: das AKW Philippsburg. | |
| Auf der Überholspur zum Atomausstieg wird es langsam eng. Wo in den letzten | |
| Jahrzehnten einsam der VW-Bus der Grünen rumzuckelte und nur ab und zu der | |
| Tankwagen der SPD links blinkte, rast jetzt die Limousine der Kanzlerin. | |
| Hinter ihr drängelt schon das Guidomobil der FDP mit Lichthupe. Alle | |
| wollen, so schnell es geht, raus aus der Sackgasse namens Atomkraft. | |
| Aber für Angela Merkel kann das im Crash enden. Denn die Kanzlerin steckt | |
| in der Klemme: Ihr rasches Umschwenken auf einen möglichst schnellen | |
| Ausstieg aus der Atomenergie sollte die Probleme lösen, die die Katastrophe | |
| in Fukushima vor dem Kanzleramt abgeladen hat: Plötzlich finden auch | |
| Konservative das Risiko der Kernkraft untragbar, plötzlich schlägt die | |
| Stimmung der Bevölkerung von leise maulend auf lautstarke Empörung um. | |
| Baden-Württemberg geht verloren, Umweltminister Röttgen sieht sich | |
| bestätigt und kichert leise vor sich hin, der Wirtschaftsflügel der Union | |
| schäumt wegen des schnellen Ausstiegs. | |
| Merkel hat nur eine Wahl: Wenn sie nicht umfällt und mit einem Ausstieg vom | |
| Ausstieg vom Ausstieg vom Ausstieg endgültig alle Glaubwürdigkeit | |
| verspielt, muss sie die AKWs abschalten, und zwar schneller, als Rot-Grün | |
| es geplant hätte. Denn der imagemäßige Super-GAU für Schwarz-Gelb wäre der | |
| Rückzug auf die Linie Schröder/Fischer/Trittin, die die Atomkraftwerke | |
| geordnet und rechtssicher - welch ein Unterschied der vermeintlichen | |
| Spontis zu Merkels nuklearer Basta-Politik - bis etwa 2020 auslaufen lassen | |
| wollten. | |
| Merkels einzige Chance ist die Flucht nach vorn: keinen Moratoriumsmeiler | |
| wieder ans Netz lassen, keine Übertragung von Strommengen, massive | |
| Investitionen in neue Energien und Netze. Das wird teuer, denn die | |
| Atomkonzerne werden nicht auf ihre Gewinne verzichten wollen. Und es wird | |
| schwierig, denn der Wirtschaftsflügel der Union verwechselt gern mal | |
| konservative Politik mit ideologischer Beschränktheit. | |
| Wer hat also das Sagen in der Union? Die Beton- und Atomfraktion oder | |
| Angela Merkel, die der CDU bereits eine Frau als Chefin zumutet, ihr eine | |
| halbwegs moderne Familienpolitik abgetrotzt hat und auf die Wähler in den | |
| Großstädten zielt? Merkels inhaltliche Leere ist hier ein Vorteil: Wenn die | |
| Leute es wollen - na gut, dann machen wir eben den Atomausstieg. Das gäbe | |
| keinen Preis für politischen Stil, ist aber egal. Hauptsache: raus. | |
| 29 Mar 2011 | |
| ## AUTOREN | |
| Bernhard Pötter | |
| ## TAGS | |
| Schwerpunkt Atomkraft | |
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