# taz.de -- Streit der Woche zu EU-Steuern: Brüssel kämpft für eigenes Geld | |
> Der EU-Kommissar wirft den Mitgliedsstaaten vor, zu wenig das Gemeinwohl | |
> im Blick zu haben. Deshalb müsse mehr Geld direkt von den Bürgern nach | |
> Brüssel fließen. | |
Bild: Brüssel möchte gern direkt von den EU-Bürgern einen Obolus bekommen. | |
Berlin taz | Janusz Lewandowski kämpft unverdrossen für neue | |
Finanzressourcen der Europäischen Union. „Wir brauchen neue | |
Einkommensquellen“, schreibt der polnische EU-Haushaltskommisar im Streit | |
der Woche der sonntaz. | |
Sein Vorschlag einer eigenen EU-Steuer war diese Woche in Berlin | |
abgewatscht worden. Deutschlands Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) | |
hatte sich bereits gegen entsprechende Pläne ausgesprochen, bevor sie ihm | |
überhaupt präsentiert werden konnten. Lewandowski gibt deswegen noch lange | |
nicht auf. In der aktuellen sonntaz legt er nach und wirft den | |
Mitgliedstaaten der EU vor, ihre eigenen Interessen im Blick zu haben – und | |
„weniger das Gemeinwohl der gesamten Europäischen Union.“ | |
Indes kritisiert auch Bayerns Europaministerin Emilia Müller die Idee von | |
eigenen EU-Abgaben. Die CSU-Politikerin wirft Lewandowski vor, nach | |
Einnahmen statt nach Einsparmöglichkeiten zu suchen. „Die Einführung einer | |
EU-Steuer würde das Tor zu weiteren EU-Steuern öffnen“, schreibt sie in der | |
sonntaz. | |
Der Generalsekretär des Europäischen Steuerzahlerbundes Michael Jäger nennt | |
die Forderung sogar einen „Griff in die Mottenkiste“. Eine EU-Steuer sei | |
nichts anderes als eine zusätzliche Belastung für EU-Bürger, „egal, was die | |
Politiker sagen“. | |
Bislang wurden 88 Prozent des EU-Budgets aus den nationalen Hauptstädten | |
überwiesen. Bei dem Rest handelt es sich um sogenannte Eigenmittel, die | |
über Zölle auf Handelsgeschäfte erwirtschaftet werden. | |
Lewandowski möchte etwa ein Drittel des europäischen Haushalts aus eigenen | |
Einnahmen finanzieren. „Dabei geht es uns nicht darum, das EU-Budget zu | |
erhöhen!“, erklärt er im Streit der Woche. Vielmehr wolle er die Beiträge | |
der Mitgliedstaaten verringern, indem er alternative Einkommensquellen | |
aufzeige – und so das Budgetmodell der EU langfristig vereinfachen. | |
Gerhard Schick, finanzpolitischer Sprecher der Grünen im Bundestag, hält | |
den Vorschlag aus Brüssel für richtig. Bei Steuern auf Energie und | |
Finanzgeschäfte würde es sich lohnen, sie auf europäischer Ebene zu | |
erbeben, schreibt er in der sonntaz. Schick glaubt, eine eigene EU-Steuer | |
würde die Haushaltsstruktur verbessern – und „die Gesamtbelastung bliebe | |
gleich“. | |
Im Streit der Woche der aktuellen sonntaz diskutieren außerdem Beate | |
Jochimsen, Volkswirtin an der Berliner Hochschule für Wirtschaft und Recht, | |
sowie Regisseur und taz-Leser Gerald Kofler. | |
16 Apr 2011 | |
## AUTOREN | |
Annabelle Seubert | |
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