# taz.de -- NPD: 1. Mai jetzt im April | |
> Durch die Verlegung ihres Aufmarsches auf den 30. April könnte es den | |
> Rechten doch gelingen, in die City zu dürfen. Derweil wirft Werder den | |
> NPD-Chef-Wahlkämpfer raus | |
Bild: Ungeliebtes Vereinsmitglied von Werder Bremen: Jens Pühse (NPD) | |
Dass die Bremer NPD am Montag ihr rassistisches Wahlprogramm mit | |
Forderungen wie die Ausbürgerung aller Deutschen "nichtdeutscher | |
Abstammung" vorstellte, ging unter. Denn deutlich mehr Interesse fand der | |
Umstand, dass Chef-Wahlkämpfer Jens Pühse auf den seit Monaten | |
angekündigten 1. Mai als Termin für seine Großdemo verzichtete. Die | |
Aussicht, in einen entlegenen Außenbezirk ausweichen zu müssen, erschien | |
den Rechten nicht sehr attraktiv. Das antifaschistische | |
"Keinen-Meter"-Bündnis, das seit Monaten Blockaden für den 1. Mai geplant | |
hatte, wertete dies zwar umgehend als Erfolg - doch der bringt gleichzeitig | |
neue Probleme. | |
"Jetzt haben wir den Nachteil, weil wir als Zweite anmelden", sagt DGB-Vize | |
Henner Günther. Weil das Demonstrationsrecht den Erstanmelder bevorzugt, | |
dürfte es darauf hinauslaufen, dass die NPD doch noch einen prominenten | |
Versammlungsort genehmigt bekommt. Versagen dürfte die Stadt ihr den wohl | |
nur bei einem schwer nachzuweisenden polizeilichen Notstand. Der DGB will | |
nun abwarten, bis klar ist, wann und wo die Rechten sich versammeln werden. | |
Vielen Demonstranten dürfte zwar herzlich egal sein, ob ihre Blockade den | |
Segen des Stadtamtes hat oder nicht. Günther will aber einen Anlaufpunkt | |
für die Gegendemonstranten sichern: "Sobald wir mehr wissen, werden wir zur | |
gleichen Zeit dort in der Nähe eine Kundgebung anmelden", sagt er. Das kann | |
allerdings noch ein wenig dauern: "Wir prüfen die Anträge der NPD noch", | |
hieß es gestern bei der Innenbehörde. Den "Sozialkongress" habe die NPD | |
allerdings nicht angemeldet. | |
Eine Abfuhr bekam Pühse am Montag von anderer Seite: Werder Bremen kündigte | |
ihm den Rauswurf aus dem Verein an. Dort war Pühse im Februar eingetreten, | |
nachdem die NPD ihn nach Bremen entsandt hatte. Seine politische Gesinnung | |
sei "mit der Vereinssatzung unvereinbar", schrieb ihm jetzt Werder-Vorstand | |
Hubertus Hess Grunewald. Werder trete für "Antirassismus, | |
Antidiskriminierung und gegen Gewalt" ein. Ein NPD-Kader in | |
"herausgehobener Stellung", wie Pühse sie bekleidet, passe damit nicht | |
zusammen. Um dem Rauswurf zuvorzukommen, könne Pühse bis zum 3. Mai | |
freiwillig austreten. | |
"Das kommt keinesfalls in Frage", schrieb der gestern zurück. Er könne | |
"nicht erkennen", inwiefern die Programmatik der NPD gegen die | |
Werder-Satzung verstoßen soll. Er fühle sich dem Verein seit "frühesten | |
Jugendtagen verbunden" und hätte sich "nie träumen lassen, dass ,mein' Club | |
ernsthaft eine solche Gesinnungsprüfung durchführt". Im Übrigen hätte | |
Werder "viel zu tun, wenn Sie jedes Vereinsmitglied überprüften, wie es zu | |
gesellschaftspolitischen Fragen wie dem Miteinander von Deutschen und | |
Ausländern steht". | |
"Natürlich können wir nicht jedes Mitglied auf den Kopf stellen oder bei | |
der Aufnahme fragen, ob man Mitglied einer Partei ist", sagt | |
Werder-Sprecher Tino Polster. Pühse allerdings sei "offenkundig | |
hochrangiger Aktivist der NPD". Der Verein habe den Hinweis bekommen, dass | |
Pühse auf Facebook seine Werder-Mitgliedschaft "zur Schau stellt", sagt | |
Polster. Als man sich mit dem "bis dahin hier nicht bekannten Mitglied" | |
auseinandergesetzt habe, habe sich der Vorstand "eindeutig entschieden, die | |
Mitgliedschaft rückabzuwickeln." Allerdings könne Pühse sich noch in einer | |
Anhörung äußern, zudem könne er den "Ehrenrat" des Vereins anrufen. | |
19 Apr 2011 | |
## AUTOREN | |
Christian Jakob | |
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