# taz.de -- Zeit der Ostermärsche: Wiederauferstehung des Fußvolks | |
> Beten, singen, laufen: An den Ostertagen sollen Massenproteste nicht nur | |
> ein Ende der Atomkraft, sondern auch die Wiederbelebung der | |
> Friedensbewegung bewirken. | |
Bild: Alternatives Osterprogramm: Kein Eier suchen im Garten, sondern auf Papas… | |
Nix Eiersuchen. Nix Rumdösen. Während Christen in Deutschland am Wochenende | |
die angebliche Auferstehung Jesu feiern, arbeitet auch die deutsche | |
Friedensbewegung an ihrer Wiederbelebung: Über 200 Veranstaltungen, 80 | |
Ostermärsche und Massenproteste an 12 Atomstandorten das ist das | |
reichhaltige Protestprogramm für das Osterwochenende. Mit Innehalten wird | |
das nix. | |
Denn 25 Jahre nach dem Reaktorunglück von Tschernobyl und so kurz nach | |
dem Schock von Fukushima – politisieren sowohl die Kirchen wie auch | |
hunderte Anti-Atom- und Friedensinitiativen gemeinsam das Osterfest mit | |
einer klaren Botschaft: Einfach weiter so geht nicht. | |
Das christliche Fest sei eine Chance für einen Neuanfang, sagt der | |
Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland, | |
Friedrich Weber. Und während in vielen Gotteshäusern am Wochenende die | |
Beherrschbarkeit der Atomkraft und der Libyenkrieg ein Thema sein dürfte, | |
sollen die Feiertage auch außerhalb der religiösen Sphären für | |
Aufbruchstimmung sorgen. | |
Anlässlich des Tschernobyl-Jahrestages mobilisiert ein Bündnis | |
atomkraftkritischer Initiativen bereits seit Ende letzten Jahres für den | |
kommenden Ostermontag zu [1][massenhaften Protesten]. Dann sollen an neun | |
Atomkraftwerken und drei weiteren Atomstandorten zehntausende, vielleicht | |
hunderttausende Menschen auf die Straßen gehen. Erst Ende März hatten nach | |
der Reaktorkatastrophe von Fukushima spontan 250.000 Menschen bundesweit | |
für einen sofortigen Ausstieg aus der Atomenergie demonstriert. Daran | |
wollen die Atomkraftgegner am Wochenende anknüpfen. | |
Allein zum Sternmarsch im südhessischen Biblis erwarten die Veranstalter | |
über 10.000 Teilnehmer. Auch am niedersächsischen Kernkraftwerk Grohnde | |
geht die Polizei von rund 10.000 Demonstranten aus, die dort am Montag | |
zusammenkommen wollen. Besonders anspruchsvoll sollen die Proteste am | |
Atomkraftwerk Esenshamm, nördlich von Bremen, werden. Dort soll eine | |
Umzingelung des Kraftwerks auch über die Weser führen, wo Wassersportler | |
und ein großer Ausflugsdampfer eine Protestkette auf dem Wasser bilden | |
wollen. Zehntausende Menschen werden am Montag auch an den Atomkraftwerken | |
Brunsbüttel, Krümmel, Neckarwestheim, Grundremmingen, Philippsburg, | |
Grafenrheinfeld und Grohnde erwartet. | |
## Protest auf 11 Rheinbrücken | |
Im Dreiländereck zwischen Deutschland, der Schweiz und Frankreich wollen | |
Atomkraftgegner darüber hinaus auch grenzüberschreitend auf 11 Rheinbrücken | |
demonstrieren. Am französischen Atomkraftwerk Cattenom werden rund 5.000 | |
Atomkraftgegner aus dem Saarland, aus Rheinland-Pfalz und Belgien erwartet. | |
Daneben wird am Ostermontag auch am Schacht Konrad im Braunschweiger Land | |
demonstriert sowie am Zwischenlager Lubmin in der Nähe von Greifswald. Dort | |
werden die Proteste von einem dreitägigen Demonstrationszug eingeleitet: In | |
einem Protesttreck vom Schweriner Landtag zum Zwischenlager Lubmin sind von | |
Karfreitag bis zum Ostermontag Demonstranten mit Fahrrädern, Traktoren und | |
Autos gemeinsam unterwegs. | |
Weil Atomkraftgegner so massenhaft wie selten zuvor auf die Straßen | |
strömen, erhofft sich auch die deutsche Friedensbewegung erhöhten Zulauf zu | |
ihren traditionellen Ostermärschen, die ergänzend zu den Protesten am | |
Montag über das gesamte Wochenende [2][an rund 80 Orten stattfinden | |
sollen]. Auch dort steht neben dem Afghanistan- und dem Libyen-Krieg das | |
Thema Atomkraft im Mittelpunkt des Protests. An der nordrhein-westfälischen | |
Urananreicherungsanlage Gronau gehen Friedens- und Anti-Atom-Initiativen am | |
Montag explizit gemeinsam demonstrieren. Bei zahlreichen weiteren | |
Veranstaltungen haben Anti-Atom- und Friedensaktivisten einen | |
„Redneraustausch“ vereinbart. Betont werden soll dabei auch der | |
Zusammenhang zwischen der zivilen und militärischen Nutzung der | |
Kerntechnologie. Die Idee: Gemeinsam sind wir stärker. Das klingt doch | |
irgendwie nach Jesus. Und zum Wetter passt es auch. | |
22 Apr 2011 | |
## LINKS | |
[1] http://www.tschernobyl25.de | |
[2] http://www.ostermarsch.info | |
## AUTOREN | |
Martin Kaul | |
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