# taz.de -- Kommentar Ostermärsche: Opportunistische Ostermärsche | |
> Weil sie kaum noch Zulauf finden, setzten die Organisatoren der | |
> Ostermärsche auf Anti-AKW-Parolen. Das half wenig. Wer gegen Atomkraft | |
> demonstrieren wollte, ging zum Original. | |
Den Opportunismus hätte sich die Friedensbewegung sparen sollen. Die Kriege | |
in Afghanistan, im Irak, vor allem aber die Militärintervention in Libyen | |
gäben den Pazifisten genügend Stoff für wochenlange Proteste. Stattdessen | |
setzten die Trittbrettfahrer am Osterwochenende voll auf das Thema Atom. | |
Das schadet ihnen mehr, als es nützt. | |
Natürlich liegt es nach Fukushima nahe, die alten Gesinnungsgenossen im | |
Antiatomkraftspektrum zu unterstützen. Und sicher ist es wichtig, eben an | |
der Urananreicherungsanlage in Gronau zu protestieren, um den Zusammenhang | |
von militärischer und ziviler Nutzung der Kernkraft zu betonen. | |
Hinter der großen Gemeinsamkeit des Wochenendes verbirgt sich aber noch ein | |
anderes Anliegen: Weil sie kaum noch neuen Zulauf finden, hofften die | |
Friedensbewegten mit Anti-AKW-Parolen darauf, ein paar Demonstranten | |
abzukriegen. Doch wer gegen Atomkraft demonstrieren wollte, ging am Montag | |
zum Original. Denn die Menschen erkennen, dass die Friedensbewegung ihren | |
antiatomaren Kampf noch mit der Rhetorik des Kalten Kriegs führt. | |
In Zeiten der "humanitären Intervention" muss die Friedensbewegung aber | |
erklären können, weshalb ihr alter Klassenfeind, FDP-Außenminister Guido | |
Westerwelle, recht hatte, als er sich an dem UN-Militäreinsatz in Libyen | |
nicht beteiligen wollte. | |
Es ist zu würdigen, dass die schwarz-gelbe Regierung heute die rationale | |
Außenpolitik der militärischen Enthaltung verteidigt, die sie bei Gerhard | |
Schröder noch bekämpft hat. Während die Nato Deutschlands unangepasste | |
Haltung kritisiert, kuschelt die Friedensbewegung lieber mit | |
Gleichgesinnten. Das kann jeder. Mutig wäre es, sich zu Westerwelle und der | |
von ihm vertretenen Politik zu bekennen. | |
25 Apr 2011 | |
## AUTOREN | |
Martin Kaul | |
## TAGS | |
Schwerpunkt Atomkraft | |
Schwerpunkt Atomkraft | |
Schwerpunkt Atomkraft | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Ostermärsche in Deutschland: Alle Jahre wieder | |
Auch auf den Ostermärschen wird Günter Grass thematisiert – und vielfach | |
unterstützt. Die Teilnehmerzahlen bei den bundesweit über 70 | |
Veranstaltungen sind eher gering. Heute wird weiter marschiert. | |
Protest gegen deutsche Urananlage Gronau: "Wir erhöhen hier den Druck" | |
Atomgegner und und Friedensaktivisten protestieren gegen die einzige | |
deutsche Anlage zur Urananreicherung in Gronau. Sie sichert Deutschland den | |
Zugang zu Kernwaffen. | |
Ostermärsche in Deutschland: Ein bisschen Frieden | |
Bundesweit gingen am Samstag tausende Menschen zu den traditionellen | |
Ostermärschen auf die Straße. Sie protestierten gegen Krieg und Atomkraft. | |
Tschernobyl-Jahrestag: Ostermärsche gegen Atomkraft | |
Kundgebungen im Schatten von Krümmel und Brunsbüttel, die AKWs Grohnde und | |
Esenshamm werden umzingelt: An den Standorten der Atomindustrie im Norden | |
demonstriert die Protestbewegung am Ostermontag für den Ausstieg. | |
Der Ostermarschierer: Protest mit ganz langem Atem | |
Seit Jahren ist Klaus Lemmnitz beim Berliner Ostermarsch dabei. Dass es | |
diesmal auch um Widerstand gegen Atomkraft geht, freut den | |
Grüne-Liga-Mitgründer besonders. | |
Zeit der Ostermärsche: Wiederauferstehung des Fußvolks | |
Beten, singen, laufen: An den Ostertagen sollen Massenproteste nicht nur | |
ein Ende der Atomkraft, sondern auch die Wiederbelebung der | |
Friedensbewegung bewirken. |