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# taz.de -- Ticker NPD-Demo in Bremen: Polizei trennt säuberlich
> 4.000 Demonstranten versuchten in Bremen den Marsch von knapp 200
> Neonazis aufzuhalten. Doch die Polizei trennte die beiden Lager rigide.
> Die Rechtsextremen konnten fast ungestört demonstrieren.
Bild: Traten den Gegendemonstranten gut geschützt entgegen: Polizisten in Brem…
14.05 Uhr: Bremen, Bahnhof Neustadt
Die Neonazis werden von der Polizei eskortiert. Vom Bahnhof aus verlassen
sie mit dem Reisebus und eigenen Autos den Versammlungsort. Nur noch wenige
harren am Bahnhof aus. Der Verlauf zeigte, dass die NPD zwar großspurig
angekündigt hatte, einen Sozialkongress heute auszurichten, dahinter sich
aber nichts anderes als die Reden auf der Kundgebung verbargen. Jens Pühse,
der NPD-Wahlkampfleiter in Bremen, hatte hier geschickt einen PR-Coup
gelandet, weil viel über den Sozialkongress berichtet wurde.
Auch die Gleise auf dem Bahndamm an der Weser sind jetzt frei. Die letzten
Barrikaden wurden von der Polizei von den Schienen gezerrt. Mit
Schäferhunden und zwei Reihen Polizisten wird der Bahndamm jetzt
abgesperrt. Die Gegendemonstranten ziehen sich zurück in Richtung Neustadt
13.55 Uhr: Bremen, Bahnhof Neustadt
Die Neonazis vor dem Bahnhof langweilen sich. So lange die
Gegendemonstranten die Gleise besetzen, können sie mit dem Zug nicht
abtransportiert werden. Einige wollen zu Fuß los, doch die Polizei lässt
sie wegen der vielen Neonazigegner in der Umgebung nicht weg. Für die
Führungsriege ist inzwischen ein großer Audi eingetroffen, gefolgt von
einem Reisebus. Der reicht aber nicht für alle Demoteilnehmer.
13.50 Uhr: Hamburg, Rote Flora
Während in Bremen schon tausende Menschen gegen die Neonazis demonstrieren,
herrscht in Hamburg noch ausgelassene Alltagsstimmung. Der Hauptbahnhof
wird von blau-weißen Fahnen beherrscht. Die Fans des HSV machen sich auf
den Weg ins Stadion zum Spiel gegen den Freiburger SC.
Im Schanzenviertel, vis-à-vis zur Roten Flora, sitzen hunderte Menschen in
der Sonne, essen Tappas, schlecken Eis und genießen den Samstagnachmittag.
Auf den Bordsteinen liegen Demoaufrufe verteilt für den Nachmittag. 16 Uhr
soll es hier losgehen.
13.37 Uhr: Bremen, Gleise an der Weser
Noch immer besetzen etwa 150 Neonazi-Gegner die Gleise in der Nähe der
Weser am Bahnhof Neustadt.
13.30 Uhr: Bremen, Bahnhof Neustadt
Patrick Wieschke hat die NPD-Kundgebung offiziell beendet. An einem kleinen
Tisch werden Getränke, Brötchen und die NPD-Monatszeitung Deutsche Stimme
verkauft. Als letzter Redner hatte Holger Apfel, NPD-Fraktionschef in
Sachsen, gegen die Fremdarbeiter gewettert, die den Deutschen die
Arbeitsplätze wegnehmen würden. Er versprach, in wenigen Tagen würde die
NPD in die Bremer Bürgerschaft einziehen.
Jetzt müssen die Teilnehmer aber erst einmal warten, da Gegendemonstranten
weiterhin die Gleise besetzen, worüber sich Patrick Wieschke aufregt.
Inzwischen werden die Fahnen eingerollt und zusammen mit den Transparenten
zum Lautsprecherwagen gebracht.
13.25 Uhr: Bremen, Gleise an der Weser
Die Polizei versucht die Gleise zu räumen und drängt einen Teil der
Neonazi-Gegner auf eine Grünanlage ab. Jetzt fliegen Flaschen und Äste. Die
Polizei setzt wieder Schlagstöcke und Pfefferspray ein.
13.15 Uhr: Bremen, Gleise an der Weser
Mehrere hundert Gegendemonstranten haben die Gleise des Bahndamms an der
Weser in unmittelbarer Nähe des Bahnhofs Neustadt besetzt. So lange die
Gleise Richtung Hauptbahnhof Bremen blockiert sind, können die Neonazis
nicht abreisen.
13.10 Uhr: Bremen, Bhf Neustadt
Die Neonazis beginnen mit ihrer Abschlusskundgebung. Der Bremer
Spitzenkandidat Matthias Faust bedankt sich bei den Kameraden und schimpft
auf die Gegendemonstranten, denen es aber nicht gelungen sei, ihren Marsch
zu stoppen. Die Polizei gibt mittlerweile offiziell an, dass 185 Rechte an
der Demo teilgenommen haben.
13 Uhr: Bremen, Oldenburger Str./Gr. Sortilienstr.
Die Neonazis sind fast am Ende ihrer Route angekommen. In Kürze kehren sie
zurück zum Bahnhof Neustadt. Protest ist hier nicht zu hören, aber am Zaun
des Betriebsgeländes der Brauerei "Beck's" hängen überall Plakate mit der
Aufschrift: "Die Kolleginnen und Kollegen von Beck's sagen: Kein Bier für
Nazis." Ein durchgestrichener Bierhahn soll das noch einmal verdeutlichen.
12.50 Uhr: Bremen, Westerstr.
Rund 2.000 Gegendemonstranten versuchten vor wenigen Minuten auf der
Westerstraße die Absperrungen zu durchbrechen und die Route der Neonazis zu
blockieren. Bei den heftigen Zusammenstößen zwischen Polizei und
Demonstranten warfen die Neonazi-Gegner Rauchbomben. Autoanhänger und
Flaschen flogen auf die Straße. Mehrere Hundertschaften der Polizei griffen
daraufhin die Demonstranten an trieben sie zurück. Dabei setzte sie neben
den Schlagstöcken auch Pfefferspray ein.
12.47 Uhr: Langemarckstr./Westerstr
Die Polizei ist über die eigenen Absperrungen geklettert und jagt auf der
Straße mit Sondereinsatztruppen Gegendemonstranten. Gegenstände fliegen,
Rauchbomben werden geworfen. Die Polizei setzt Schlagstöcke ein. Trotzdem
kommen Gegendemonstranten zurück an die Polizeisperren.
12.42 Uhr: Bremen, Langemarckstr./Neustadtwall
An der Hochschule Bremen hängen an vielen Häusern entlang der Straße "Nazis
Raus"-Plakate. Patrick Wieschke mahnt die Kameraden, dass sie aufpassen
sollen. Es könnten Ggenstände aus den Häusern fliegen. Auf der
Langemarckstraße hat die Polizei drei Wasserwerfer auffahren lassen.
Andreas Hackman, ein Bremer Neonazi, geht weit vor dem Neonazi-Marsch und
fotografiert Gegendemonstranten, die aus den Fenstern schauen mit seiner
Kamera.
12.34 Uhr: Bremen, Langemarckstr./Lahnstr.
Die NPDler haben rund die Hälfte ihrer Demo-Route geschafft und ziehen
Richtung Westerstraße. Sie tragen Deutschland- und Bremenfahnen. Einige
tausend Gegendemonstranten stehen in Richtung Osten an den Zufahrtsstraßen.
Es gelingt ihnen jedoch nicht, die Polizeiketten zu durchbrechen und auf
die Demoroute vorzustoßen. Anwohner haben "Keine Nazis"-Transparente aus
den Fenstern gehängt und werfen Gemüse auf die erste Reihe der
NPD-Marsches, in der Matthias Faust und Udo Voigts laufen.
12.28 Uhr: Bremen, Papelstr./Elbstr.
In allen Seitenstraßen sind Gegendemonstranten. Die Polizei wirkt
hektischer. Vereinzelt fliegen von den Hausdächern an der Route den
Neonazis nicht nur Gegenparolen entgegen. Wasserbomben treffen die Rechten.
Direkter an den Neonazis sind die Anwohner, die ziemlich deutlich ihren
Unmut kundtun: "Verpisst euch, Bremen will euch nicht haben." Viele sind es
noch nicht, aber die Polizei bemüht sich, sie von den Neonazis
fernzuhalten. Erste Knaller fliegen.
12.20 Uhr: Bremen, Langemarckstr.
An der Route der NPD betreibt ein Ehepaar aus Sri Lanka ein Internetcafé.
Sie stehen vor dessen Tür und rauchen. "Wir haben Angst", sagt die
tamilische Frau, "wir sind ja Ausländer. Die Polizei hat uns gesagt, dass
wir bis heute Nachmittag schließen müssen, aber wir wissen nicht, was
passiert, wenn die Nazis kommen. WIr leben seit 25 Jahren in Deutschland.
Das Geschäft haben wir hier schon seit 1996."
12.17 Uhr: Bremen, Hohentorsheerstr/Woltmershauser Allee
Kaum zieht die NPD vorbei, schreit ihnen erstmals aus der Allee "Nazis
Raus"-Rufe entgegen. Vor der Jugendherberge in der Allee stehen
Demonstranten vor einer Polizeisperre. Die Neonazis reagieren und geben mit
Hilfe des Lautsprecherwagens bekannt: "Hier marschiert die Deutsche
Jugend".
12.10 Uhr: Bremen, Bahnhof Neustadt/Hohentorstr.
Der NPD-Marsch hat sich in Bewegung gesetzt. Vom Bahnhof Neustadt gehen sie
langsam Richtung Hohentorstraße. Auf einem Transparent steht: "Nein zur
Großmoschee". Kein Gegenprotest ist auf der Straße zu sehen. Die Polizei
hat die Route weiträumig abgesperrt. Zufahrtsstraßen von der Autobahn sind
gesperrt. An einer Tankstelle steht ein genervter Pächter. Keine Kunden.
Dennoch gibt er freundlich Journalisten und Polizeibeamten den
Toilettenschlüssel: "Mehr werde ich heute ja nicht mehr zu tun haben".
12.05 Uhr: Bremen, Becks-Brauerei
In Sichtweite des Versammlungsortes der NPD liegt die Becks Brauerei. Die
Brauer haben Plakate mit der Aufschrift "Kein Bier für Nazis" drucken
lassen, sie hängen nun entlang der weiten Straßenfront des
Brauereigeländes, an dem auch die Demo-Route vorbeiführt.
12 Uhr: Bremen, Bahnhof Neustadt:
Kaum hat der NPD-Bundesvorsitzende Udo Voigt angefangen zu sprechen, geht
bei einem Weingeschäft am Platz die Alarmanlage an. Vor den Kameraden unter
der Autobahnbrücke schimpft Voigt über die Behörden, die ihm nicht erlaubt
hätten, Kontakt zu den Bremer Bürgern zu bekommen. Matthias Faust,
Spitzenkandidat der NPD für die Bremer Bürgerschaft bildet inzwischen
zusammen mit anderen NPD-Führungskräften die sich jetzt formierende
Demonstrationsspitze. In Kürze soll es losgehen.
11.45 Uhr: Bremen, Bahnhof Neustadt:
Patrick Wieschke von der NPD-Thüringen hat die Veranstaltung unter der
Autobahnbrücke eröffnet. In den vergangenen Wochen war er hier an der Weser
vor allem für den Wahlkampf verantwortlich. Vereinzelt eskortiert die
Polizei kleine Neonazi-Gruppen von 4-5 Pertsonen noch zu der Versammlung.
Ein Sprecher der Polizei sagt, viel mehr Teilnehmer würden sie nicht
erwarten. Nach der Auftakt-Kundgebung soll losmarschiert werden.
11.35 Uhr: Bremen, Bahnhof Neustadt:
Mit dem Zug aus Richtung Hamburg ist noch eine Gruppe von etwa 15 NPDlern
eingetroffen. Die Zahl der Rechten ist damit auf etwa 70 gestiegen. Der
seit Monaten groß angekündigte "Sozialkongress gegen Raubtierkapitalismus"
spielt sich nun unter einer Hochstraße ab.
11.30 Uhr: Bremen, Bahnhof Neustadt
Der lang ersehnte Bus aus Sachsen ist angekommen. Die NPD-Landtagsfraktion
um Holger Apfel und Mitarbeiter der Fraktion saßen im Bus. Weitere Busse
scheinen von der NPD nicht erwartet zu werden. Vor Ort gibt Jens Pühse,
NPD-Wahlkampfleiter in Bremen, erste Interviews den Journalisten. Udo
Voigt, der NPD-Bundesvorsitzende, bietet sich auch für Gespräche an. Bisher
wollte aber kein Journalist mit ihm rede.
11.20 Uhr: Bremen, Langemarckstraße
Die Demoroute der NPD ist komplett frei. Außer berittenen Polizisten,
Waserwerfern und einem Räumpanzer ist niemand zu sehen. Anwohner haben
Transparente aus den Fenstern gehängt mit der Aufschrift "1. Mai Nazifrei".
Nur durch einen Park sind mehrere tausend Gegendemonstranten von der Route
getrennt. An verschiedenen Stellen versuchen diese immer wieder, sich zu
sammeln und auf die Route durchzubrechen. Bisher allerdings ohne Erfolg.
11.10 Uhr: Bremen, Bahnhof Neustadt
Die ersten Neonazis sind zur Kundgebung angereist. Rund 70 Teilnehmer
stehen unter einer Autobahnbrücke. Vor dem Lautsprecherwagen der NPD hängt
ein Transparent "Sozialkongress der NPD. Nationale Solidarität statt
Raubtierkapitalismus". Vereinzelt sind die Rechten mit Hund und Kleinkind
im Kinderwagen angekommen. Angeblich werden Neonazis von der Polizei nicht
zu ihrer Kundgebung gelassen, behauptet ein Sprecher der NPD.
11 Uhr: Bremen / 4.000 Bunte gegen 55 Braune
Knapp 4.000 Menschen demonstrieren in Bremen gerade gegen einen
NPD-Aufmarsch. Bremens Regierungschef Jens Böhrnsen (SPD) sagte bei einer
Kundgebung des breiten Bündnisses gegen Rechtsextremismus in der Neustadt:
"Wir wollen ein Zeichen setzen." Die Demonstration sei gegen Hetze und
gegen Rassismus.
Laut Polizeiangaben sind bisher 55 Neonazis eingetroffen. Die NPD will bei
der Bremer Landtagswahl am 22. Mai ins Parlament einziehen. Die Neonazis
wollen am Bahnhof in der Neustadt eine Kundgebung abhalten und dann durch
ein Wohngebiet ziehen.
In der Stadt sollen 3.000 Polizisten die beiden Demonstrationszüge
voneinander trennen. Auch Hubschrauber sind im Einsatz. Die Innenbehörde
rechnet mit 200 bis 400 Rechtsextremisten und bis zu 400 gewaltbereiten
Anhängern der linken Szene. Bereits am Donnerstag hatten Unbekannte
Brandanschläge auf drei Autos von NPD-Funktionären verübt.
Am Samstag kam es bisher nur zu vereinzelten Rangeleien. Die meisten der
etwa 4.000 Demonstranten, darunter Vertreter von Parteien, Gewerkschaften
und Unternehmen, protestieren friedlich gegen Rechtsextremismus. Zu sehen
sind viele Fähnchen mit der Aufschrift "Bunt statt Braun". (dpa)
In der Online-Redaktion: Carl Ziegner
Redakteure vor Ort: Andreas Speit, Christian Jakob
30 Apr 2011
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Schwerpunkt 1. Mai in Berlin
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