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# taz.de -- Rechte Attacken in Greifswald: Neonazis greifen gezielt Linke an
> In Greifswald kommt es vor einem NPD-Aufmarsch am 1. Mai zu Überfällen
> durch Rechte: Maskierte jagen die DGB-Jugend. In mehreren Städten gibt es
> Anti-Nazi-Demos.
Bild: Mit Sitzblockaden versuchten Demonstranten den Aufmarsch der Rechten zu v…
HAMBURG taz | Neonazis haben in Greifswald in der Nacht zum 1. Mai gezielt
Linke angegriffen. Es kam zu drei Vorfällen: Jugendliche des DGB wurden
verfolgt, als sie Plakate gegen rechts in der Stadt aufhängen wollten. Ein
junger Mann wurde in seinem Wohnheimzimmer angegriffen, in dessen Zimmer
eine Antifa-Fahne hängt. Und zwei junge Männer wurden auf der Straße
angegangen und verletzt.
"Wir gehen von rechtsextremen Tathintergründen aus", sagte Axel Falkenberg,
Sprecher der Polizei Greifswald, am Sonntag. Bei den Vorfällen werde wegen
Landfriedensbruch, Sachbeschädigung und gefährlicher Körperverletzung
ermittelt, sagte Falkenberg weiter.
In Greifswald fanden am 1. Mai Aufmärsche der Rechtsextremen statt, ebenso
in anderen Städten wie Bremen oder in Heilbronn.
Die gewalttätigen Übergriffe im Vorfeld stellen dabei aus Sicht von
Anti-rechts-Initiativen eine neue Qualität dar. "In den letzten Wochen
tritt die Szene zunehmend aggressiver auf", sagte Kay Bolick, Sprecher der
Lobbi-Ost, einer Opferberatung in Mecklenburg-Vorpommern.
Am Samstag um 17.45 Uhr hatten die Mitglieder der DGB-Jugend in Greifswald
Plakate gegen den Neonazi-Marsch angebracht. Plötzlich liefen rund zehn
Männer auf sie zu, die teilweise maskiert, teilweise mit Stöcken bewaffnet
waren. Die Jugendlichen bemerkten sie jedoch früh und flüchteten.
Nicht unweit von dem versuchten Angriff überfielen nur ein paar Minuten
später zwei Unbekannte einen Studenten in seinem Wohnheimzimmer im
Erdgeschoss. Einer sprühte gelbe Farbe in den Fensterschlitz, ein weiterer
schlug mit einem Hammer die Scheibe ein. Der 18-Jährige, in dessen Zimmer
von außen sichtbar eine Antifa-Fahne hängt, blieb unverletzt.
Weniger glimpflich kamen zwei weitere Männer im Alter von 19 und 23 Jahren
davon. Sie waren in der Nacht gegen viertel nach zwölf nach dem Aussetzen
eines Mitfahrers von zwei Männern erst angesprochen, dann angegriffen
worden.
Sie erlitten Kopf- und Gesichtsverletzungen. Auf dem Pullover eines der
Opfer war das Wort "Peace" gedruckt. Der 19-Jährige musste im Krankenhaus
behandelt werden. Die zwei Angreifer nahm die Polizei vorläufig fest,
bestätigte der Polizeisprecher.
Vier Tage vor dem 1. Mai wurden bereits Brandanschläge auf ein
internationales Wohn- und auf ein Bauwagenprojekt verübt. Auch hier geht
die Polizei von einem rechtsextremen Hintergrund aus. Die Übergriffe hätten
stark gegen den NPD-Marsch mobilisiert, sagte Cornelia Schulze,
Pressesprecherin des Bündnisses "Greifswald Nazifrei". "Die Stimmung ist:
Jetzt erst recht keinen Meter den Neonazis."
## Blockaden gegen NPD-Aufmarsch
Am Sonntagmittag standen sieben Blockaden von Gegendemonstranten nahe dem
NPD-Aufmarschplatz. Am Vormittag hatten 3.000 Menschen in der Hansestadt
gegen rechts protestiert. Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsident Erwin
Sellering (SPD) sagte, dass der 1. Mai nicht von den "Nazis mit ihren
ausländerfeindlichen Parolen vereinnahmt werden darf".
Breiter Protest begleitete am Samstag auch den NPD-Aufmarsch in Bremen, den
die Partei als Werbung für die Bürgerschaftswahl am 22. Mai organisiert
hatte. Den 180 NPD-Anhängern standen über 5.000 Gegendemonstranten
gegenüber.
Die Polizei hatte den Stadtteil, in dem die Rechten auf die Straße gingen,
massiv abgesperrt. Anwohner an der Route hatten Plakate gegen rechts in die
Fenster gehängt, aus ihnen flogen hin und wieder Wasserbomben, Obst und
Müll.
In Heilbronn protestierten am Sonntag ebenfalls 5.000 Menschen gegen einen
Aufmarsch von 600 Rechten. Blockaden von Gegendemonstranten löste die
Polizei auf. In Halle gingen Beamte auch gegen Blockaden vor. Dort
protestierten rund 1.000 Menschen gegen den Aufmarsch von 550 Freien
Nationalisten.
1 May 2011
## AUTOREN
Andreas Speit
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