# taz.de -- Nach dem Tod Osama bin Ladens: Alle sind erstmal erleichtert | |
> Die Tötung von Al-Kaida-Chef Osama bin Laden ruft weltweit Erleichterung | |
> hervor. Aber niemand glaubt daran, dass dies das Ende der | |
> Terrororganisation bedeutet. | |
Bild: Palästinenser verfolgen die Nachrichten zum Tod Osama bin Ladens. | |
BERLIN taz/rtr | Fast zehn Jahre nach den Anschlägen vom 11. September 2001 | |
in den USA ist der vermutete Drahtzieher Osama bin Laden am Montag von | |
US-Spezialeinheiten in seinem Versteck [1][in Pakistan getötet] worden. Im | |
Folgenden einige Reaktionen aus der Politik zum Tod des Chefs des | |
Terrorismusnetzwerks Al-Kaida: | |
## Hamid Karsai, Präsident Afghanistans: | |
Die Tötung Osama bin Ladens sei eine "Strafe für seine Taten", sagte Karsai | |
laut New York Times. Sein Land habe den Westen lange darauf gedrängt, | |
außerhalb Afghanistans Terroristen zu jagen. "Vor 9/11, als 3.000 Menschen | |
starben, hat bin Laden viele Jahre die Menschen Afghanistans getötet und | |
schikaniert. Danach und bis heute sind wir verwundet und leiden wir unter | |
Terroristen und dem, was sie tun", sagte Karsai demnach in Kabul. | |
## Hanif Atmar, früherer Innenminster Afghanistans: | |
"Die Tötung von Osama bedeutet nicht, dass die Mission erfüllt ist. | |
Al-Kaida ist viel mehr als nur Osama bin Laden. Eine erfüllte Mission | |
bedeutet, Al-Kaida zu zerstören, auseinanderzunehmen und besiegen. Und dies | |
sollte jetzt nicht zu einem Argument für einen permanenten Rückzug dienen. | |
Im Gegenteil, dieser Einsatz und das daraus hervorgehende Ergebnis zeigen, | |
dass wir auf diesem Kurs bleiben müssen", sagte Atmar laut New York Times. | |
## Michael Bloomberg, Bürgermeister von New York: | |
"Die New Yorker haben fast zehn Jahre auf diese Nachricht gewartet. Meine | |
Hoffnung ist es, dass sie einen Abschluss und etwas Genugtuung für all | |
diejenigen bringen wird, die Angehörige am 11. September 2001 verloren | |
haben." | |
"Die Tötung von Osama bin Laden verringert das Leid der New Yorker und | |
Amerikaner nicht, aber es ist ein sehr wichtiger Sieg für unsere Nation - | |
und eine Würdigung für die Millionen Männer und Frauen in unseren | |
Streitkräften und anderswo, die so hart für unsere Nation gekämpft haben." | |
## Benjamin Netanjahu, israelischer Ministerpräsident: | |
"Dies ist ein durchschlagender Triumph für Gerechtigkeit, Freiheit und die | |
Werte, die von allen demokratischen Nationen, geteilt werden, die Seite an | |
Seite mit Entschlossenheit gegen Terrorismus kämpfen." | |
## David Cameron, britischer Premierminister: | |
"Osama bin Laden war verantwortlich für die schlimmsten terroristischen | |
Gräueltaten, die die Welt je gesehen hat - für den 11. September und für so | |
viele Anschläge, die Tausende Menschenleben gekostet haben, davon viele | |
britische. Es ist ein großer Erfolg, dass er gefunden worden ist und nun | |
nicht mehr in der Lage sein wird, seine Kampagne des weltweiten Terrors zu | |
verfolgen." | |
"Die Nachricht, dass Osama bin Laden tot ist, wird den Menschen weltweit | |
große Erleichterung bringen." | |
## George W. Bush, früherer US-Präsident: | |
"Diese bedeutsame Errungenschaft ist ein Sieg für Amerika, für Menschen in | |
der ganzen Welt, die nach Frieden streben, und für all diejenigen, die am | |
11. September 2001 Angehörige und Freunde verloren haben." | |
"Der Kampf gegen den Terrorismus geht weiter, aber heute Abend hat Amerika | |
eine unmissverständliche Nachricht gesandt: Egal, wie lange es dauert, | |
Gerechtigkeit wird einkehren." | |
## Hans-Peter Friedrich, deutscher Bundesinnenminister (CSU): | |
"Wir haben unverändert eine hohe Bedrohungslage", sagte der CSU-Politiker | |
am Montag am Münchner Flughafen. Konkrete Hinweise auf Anschläge gebe es | |
nicht. Auch US-Einrichtungen seien hierzulande nicht stärker bedroht als | |
zuletzt. An Flughäfen und Bahnhöfen seien keine zusätzlichen | |
Sicherheitsvorkehrungen geplant. | |
"Osama bin Laden steht symbolisch für den Massenmord an Tausenden | |
Menschen", ergänzte Friedrich. Seine islamische Extremistengruppe könne nun | |
entscheidend geschwächt sein. Allerdings arbeiteten die einzelnen Zellen | |
sehr selbstständig. Es sei daher verfrüht zu jubeln und "zu glauben, dass | |
der Terrorismus damit zu Ende ist". Man müsse auch in Deutschland wachsam | |
bleiben. Friedrich sagte, er werde noch am Montag in die USA reisen und | |
dort die Minister für Justiz und Heimatschutz treffen. | |
## Wolfgang Ischinger, Vorsitzender der Münchner Sicherheitskonferenz: | |
"Der Tod von Osama bin Laden bedeutet (...) in keinem Fall, dass wir jetzt | |
aufatmen können und davon ausgehen können, dass der Spuk (...) vorbei | |
(ist)", sagte Ischinger im Deutschlandradio Kultur am Montag. Er rechne | |
vielmehr damit, dass Al-Kaida versuchen werde, sich an den Amerikanern und | |
der pakistanischen Regierung zu rächen. Dies werde aber "eher nicht" in | |
Deutschland geschehen, sondern anderorts auf der Welt: "Dort, wo vielleicht | |
amerikanische Streitkräfte verwundbar sein könnten." | |
"Wenn das eine gewonnene Schlacht sein sollte (...), dann ist das natürlich | |
noch lange nicht der gewonnene Krieg. Das ist nicht das Ende des | |
internationalen Terrorismus", sagte Ischinger weiter. | |
## Anders Fogh Rasmussen, Nato-Generalsekretär: | |
"Dies ist ein bedeutender Erfolg für die Sicherheit der Nato-Alliierten und | |
all der Nationen, die uns darin unterstützten, die Plage des Terrorismus zu | |
bekämpfen, um die Welt einen sichereren Ort zu machen", sagte Rasmussen | |
laut Washington Post. | |
## Ghassan Khatib, Sprecher der Palästinensischen Autonomiebehörde: | |
"Osama bin Laden loszusein ist gut für den Frieden weltweit, aber was | |
zählt, ist, den Diskurs und die Methoden, die gewalttätigen Methoden, die | |
von bin Laden und anderen geschaffen und gefördert wurden, zu überwinden", | |
sagte Khatib laut dem Guardian. | |
## General Hussein Kamal vom irakischen Innenminsterium: | |
"Al-Kaida ist keine einzelne Person mehr. Ich erwarte nicht, dass die | |
Tötung bin Ladens das Ende von Al-Kaida hier oder in anderen Ländern | |
bedeuten wird. Dies wird ihre Moral angreifen, sicher. Aber es wird nicht | |
die Organisation vernichten", sagte Kamal laut Guardian. | |
2 May 2011 | |
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