# taz.de -- Koalitionsvertrag in Rheinland-Pfalz: Mehr Bildung, weniger Armut | |
> Der Koalitionsvertrag für Rheinland-Pfalz steht. Wird er umgesetzt, soll | |
> es ab 2030 nur Strom aus erneuerbaren Energien geben und Menschen in | |
> Armut gefördert werden. | |
Bild: An der Grünen-Basis umstritten: der Koalitionsvertrag. | |
Das "zentrale Thema" in den Koalitionsverhandlungen sei die Energiewende | |
gewesen, sagte die grüne Frontfrau Eveline Lemke bei der Vorstellung des | |
Koalitionsvertrages. "Weg vom Atom- und Kohlestrom" sei die gemeinsame | |
Devise gewesen. Ab 2030 soll es in Rheinland-Pfalz nur noch "bezahlbaren | |
Strom" aus erneuerbaren Energien geben. | |
Das zweite Topthema im Koalitionsvertrag ist die Bildungspolitik. Rot-Grün | |
will wohnortnahe Grundschulen erhalten sowie Realschulen plus, Integrierte | |
Gesamtschulen und Gymnasien "in ihrer wichtigen pädagogischen Arbeit | |
fördern" und Berufsschulen "im gleichen Maß unterstützen". | |
Auch bei zurückgehenden Schülerzahlen sollen neue Lehrkräfte eingestellt | |
werden. Darüber hinaus wird sich das Land zukünftig für den Ausbau von | |
Ganztagsschulen einsetzen. Die Hochschulen des Landes bleiben ab sofort | |
frei auch von versteckten Studiengebühren. Die Privatisierung der | |
Universitätskliniken - wie in Hessen geschehen - schließt die Koalition | |
aus. | |
In der Sozialpolitik steht die Armutsbekämpfung im Mittelpunkt. "Wir wollen | |
eine auskömmliche Höhe der Grundsicherung, um von Armut betroffenen | |
Menschen die soziale und kulturelle Teilhabe zu ermöglichen", heißt es dazu | |
im Koalitionsvertrag. Menschen, die in Armut gerieten, bräuchten zudem "ein | |
breit gefächertes Unterstützungs- und Beratungsangebot: von der | |
Erziehungs-, Gesundheits- und Suchtberatung bis hin zur Hilfe bei | |
Überschuldung". Das gelte auch für Familien. Deren Beratungsstellen sollen | |
dabei unterstützt werden, ihre Angebote auch auf Familien mit | |
Migrationshintergrund auszurichten. Zudem sollen behinderte Menschen in die | |
Gesellschaft integriert werden. | |
Die "gleichberechtigte Teilhabe von Migrantinnen und Migranten in allen | |
gesellschaftlichen Bereichen ist Ziel unserer Integrationspolitik", heißt | |
es. Die beiden Parteien befürworten einen islamischen Religionsunterricht | |
in deutscher Sprache. Zuwanderer sollen für den öffentlichen Dienst, vor | |
allem für die Polizei geworben werden. Menschen mit ungeklärtem | |
Aufenthaltsstatus wird der "Weg in die Legalität aufgezeigt" und ihren | |
Kindern der Schulbesuch ermöglicht. Der Abschiebeknast in Ingelheim wird | |
geschlossen. Man werde jetzt, so Kurt Beck, nach humaneren Lösungen suchen. | |
Die Koalition befürwortet die doppelte Staatsbürgerschaft und will | |
Einbürgerungen forcieren. Eine "Willkommenskultur" soll geschaffen werden. | |
Ansonsten: Eine gentechnikfreie Landwirtschaft wird garantiert, der ÖPNV | |
ausgebaut, die Mittelrheinbrücke und ein paar Pfälzer Wald fressende | |
Schnellstraßen nicht gebaut, "die digitale Chance ergriffen" und die | |
Polizeiarbeit "bürgernah und transparent". | |
6 May 2011 | |
## AUTOREN | |
K.-P. Klingelschmitt | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Ministerpräsidentenwahl in Rheinland-Pfalz: Rote Rosen für betrübten Beck | |
SPD und Grüne wählen Kurt Beck zum Ministerpräsidenten. Von der CDU gibt es | |
keine Stimmen. Und auch sonst ist nicht mit viel Ärger zu rechnen. | |
Parteitage Rheinland-Pfalz: Die Grünen machen alles mit | |
Trotz des Streits über die Hochmoselbrücke stimmen die Grünen auf dem | |
Parteitag für das Vertragswerk. Von Jürgen Trittin gab es Lob für | |
"Grünland-Pfalz". | |
Koalitionsvertrag zur Hochmoselbrücke: Verhandlungen ausgeschlossen | |
In Rheinland-Pfalz steht der Koalitionsvertrag von Rot-Grün zur Abstimmung. | |
Wegen der Hochmoselbrücke wird auf dem Parteitag der Grünen mit Ärger | |
gerechnet. |