# taz.de -- Regierungsbildung in Finnland: "Wahre Finnen" wollen doch nicht | |
> Die Rechtspopulisten unter Timoi Soini wollen sich nicht am neuen | |
> Kabinett beteiligen. Der Grund: Sie werden sich mit den anderen Parteien | |
> nicht über die EU-Politik einig. | |
Bild: Bleibt doch lieber in der Opposition: "Wahre Finnen"-Chef Timo Soini. | |
STOCKHOLM taz | "Wahre Finnen" raus, Grüne oder Linkspartei rein. Das | |
dürfte die Konsequenz für die Zusammensetzung der neuen finnischen | |
Regierung sein, nachdem der "Wahre Finnen"-Chef Timo Soini am Donnerstag | |
erklärte, seine Partei wolle nicht im künftigen Kabinett sitzen. Bis dahin | |
galt eine Koalition der drei Parteien, die bei den Parlamentswahlen am | |
17.April die meisten Stimmen erhalten hatten – Konservative, | |
Sozialdemokraten und "Wahre Finnen" –, als sicher. | |
Für eine Mehrheit werden Konservative und Sozialdemokraten nun vermutlich | |
eine Zusammenarbeit mit kleineren Parteien suchen: Der liberalen | |
Schwedischen Volkspartei, den Christdemokraten, den Grünen oder der | |
Linkspartei. | |
Die Absage Soinis kam wenige Stunden, nachdem sich Konservative und | |
Sozialdemokraten darauf geinigt hatten, dass Finnland sich am | |
Portugal-Rettungspaket beteiligen solle. Daraufhin signalisierten auch die | |
meisten anderen im Parlament vertretenen Parteien für die am Freitag | |
anstehende Abstimmung im Reichstag ihre Zustimmung. Ausser den "Wahren | |
Finnen". | |
Der mit der Regierungsbildung beauftragte konservative Finanzminister Jyrki | |
Katainen hatte zwar ein Nein der Rechtspopulisten zu der Portugal-Hilfe | |
nicht als Hindernis für eine Zusammenarbeit gesehen – doch das taten die | |
"Wahren Finnen" selbst. Man könne nicht in einer Regierung sitzen, die | |
aller Voraussicht nach auch künftig eine völlig andere EU-Linie verfolgen | |
wolle, als man selbst, erklärte Soini: "Wir können nicht gegen unsere | |
Überzeugung handeln." | |
Seine "Wahren Finnen" waren vor allem wegen ihrer Anti-EU-Linie und der | |
Ablehnung der Mitfinanzierung von Euro-Rettungspaketen durch Finnland mit | |
19 Prozent drittstärkste Partei bei den Wahlen geworden. Soini selbst hatte | |
sich in den vergangenen Wochen bemüht, die Partei auf einen etwas | |
kompromissbereiteren EU-Kurs zu bringen. Offenbar waren weite Teile der | |
Partei nicht bereit, einen solchen Schwenk mitzumachen. | |
Soini sprach von einem "schweren Beschluss". Schwer dürfte er vor allem ihm | |
selbst gefallen sein, denn ein Ministerposten und eine | |
Regierungsbeteiligung waren sein Ziel, seit er 1997 Parteivorsitzender | |
wurde. Finnland bleibt nun zumindest die Peinlichkeit einer | |
rechtpopulistischen Partei in der Regierung und ein womöglich drohendes | |
Dauerchaos bei allen Fragen mit EU-Bezug erspart. | |
12 May 2011 | |
## AUTOREN | |
Reinhard Wolff | |
## TAGS | |
Wahre Finnen | |
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