# taz.de -- Eurovision Song Contest 2011: Knapp gewonnen | |
> Ell & Nikki siegen für Aserbaidschan im 56. Eurovision Song Contest in | |
> Düsseldorf. Lena wurde Zehnte, die Schweiz Letzte. | |
Bild: Glückliche Gewinner: die Combo aus Aserbaidschan. | |
Aus der Substanz der nackten Zahlen liest sich das Ergebnis des 56. Grand | |
Prix Eurovision, der am Sonntag knapp vor halb eins zu Ende ging, so: | |
Aserbaidschan siegte mit 221 Zählern - das ist, gemessen an allen Wertungen | |
aus den 43 Ländern der niedrigste Punkteschnitt seit Einführung des | |
Wertungssystems von 12 Punkten aus einem Land. | |
Das vorderasiatische Land, das allerdings auch Mitglied des Europarats seit | |
2001 ist, ist seit 2008 beim ESC mit von der Partie und belegte stets | |
vordere Ränge – auch dieses Jahr ließ es ein skandinavisches Trio das Lied | |
"Running Scared" schreiben - auf dass ein Triumph gelinge. Dem Vernehmen | |
nach hat die Ölindustrie des Landes sich für ein Engagement beim Eurovision | |
Song Contest stark gemacht - um das Image aufzupolieren, wollte man einen | |
Sieg unbedingt und bediente sich entsprechend musikästhetischer Hilfe | |
nordeuropäischer Provenienz. | |
Dieses Kalkül ging, seitens der Performer mit Charme und Anmut vorgetragen, | |
auf. Das Lied erörterte ein in der Popmusik ungewöhnliches, aber gekanntes | |
Thema: die Liebe zwischen einer erwachsenen Frau und einem eben nicht mehr | |
pubertierenden Mannes. | |
Auf dem zweiten Rang landete der Italiener Raphael Gualazzi mit einer | |
jazzigen Barmusiknummer – für sein Land war es ein monströser Erfolg: Solch | |
ein Stil lag beim ESC noch niemals so gut rangiert. Auf den weiteren | |
Plätzen landeten Schweden, die Ukraine, Dänemark, Bosnien & Herzegowina, | |
Griechenland, Irland, Georgien und hinter diesen die Deutsche Lena. "Taken | |
By A Stranger" wurde von ihr und ihren Tänzerinnen sensationell gut | |
performt, gleichwohl verströmte sie nicht mehr die Elevinnenleichtigkeit | |
des Vorjahres. Lena, so der Eindruck nach ersten Gesprächen und Interviews | |
mit ihr, schien glücklich, nicht abermals gewonnen zu haben – ja, sie | |
wirkte erleichtert und gratulierte den SiegerInnen herzlich. | |
Den letzten Platz musste die Schweizerin Anna Rossinelli einnehmen, es war | |
für die Eidgenossen eine herbe Enttäuschung, nachdem Kritiker ihre | |
Kandidatin schon auf ganz vorderen Rängen erwartet hatten. Österreichs | |
Nadine Beiler fand sich auf dem 18. Rang wieder - sie, die im Stile einer | |
Whitney Houston ihr Glück suchte und perfekte Töne ausbrachte, muss auch | |
mehr Punkte phantasiert haben. | |
Die Show in der Düsseldorfer Arena glich über dreieinhalb Stunden einer | |
Party - jedenfalls auf den Rängen und im Parkett. Jeder der 25 Finalisten | |
erhielt, als sei es eine überdachte Fanmeile scheppernd-freundlichen | |
Applaus. Deutschland, wie im Fußball so auch beim Eurovision Song Contest, | |
zeigte sich, so sagten ausländische Besucher, als heftig sympathischer | |
Gastgeber dieses Popfestivals. | |
Die ModeratorInnen, Anke Engelke, Judith Rakers und Stefan Raab stolperten | |
keineswegs durchs Englische oder Französische – vor allem Engelke | |
moderierte die Punktezeremonie so locker wie keine ihrer KollegInnen | |
anderer Länder in den vergangenen zwölf Jahren. Im Zwischenprogramm fand | |
Jan Delay ein prima Publikum - er wird seine internationalen Aspirationen | |
nun erfüllen können. | |
Und die vormals ausgelobten Favoriten – Finnland etwa oder Frankreich? | |
Landeten abgeschlagen im Mittelfeld. Gespielt wird, das bewies auch dieser | |
Eurovision Song Contest, immer erst auf dem Platz. | |
15 May 2011 | |
## AUTOREN | |
Jan Feddersen | |
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