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# taz.de -- Ökobilanz von Puma: Der wahre Preis der Turnschuhe
> Puma veröffentlicht als erstes Unternehmen seine Umweltkosten. Es möchte
> so ökologische Schäden verringern. Umweltschützer sprechen von einer
> "Pionierleistung".
Bild: Im Laden glänzt der Schuh. Nicht zu sehen sind meist die schlechten Arbe…
BERLIN taz | Wenn ein neues Paar Schuhe ins Schaufenster kommt, haben sie
meistens schon eine Weltreise hinter sich. Rohstoffe müssen abgebaut,
transportiert und mit Chemikalien bearbeitet werden. Dabei kommt es häufig
zu gravierenden Umwelteingriffen, deren Ausmaß den Herstellern insgesamt
gar nicht bekannt ist. Der Sportlifestyle-Hersteller Puma hat nun weltweit
als erster Konzern die Umweltkosten der gesamten Wertschöpfungskette in
seine Geschäftsbilanz von 2010 aufgenommen und der Öffentlichkeit
[1][vorgestellt].
Erfasst wurde dabei der CO2-Ausstoß und der Wasserverbrauch des
Sportartikelherstellers und seinen Zulieferern. Laut Puma betragen die
Umweltkosten des Konzerns allein rund 7,2 Millionen Euro. Weitere 87,2
Millionen Euro entfallen auf vier Zulieferebenen, die Puma in seiner
Beschaffungskette unterscheidet. Der Großteil der Umweltkosten wird also
unter anderem durch Strickereien, chemische Industrie und die
Baumwollproduktion verursacht.
Die Prüfgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) hat die Auswirkungen für
die Emissionen finanziell bewertet, das Beratungsunternehmen Trucost war
für den Wasserverbrauch zuständig. Demnach kostet eine Tonne CO2 66 Euro,
für ein Kubikmeter verbrauchtes Wasser fällt im Schnitt 0,81 Euro an. Dabei
seien auch soziale Kosten einbezogen worden. So spielt es beim
Wasserverbrauch eine große Rolle, wieviel Trinkwasser in einer Region
verfügbar ist. In ariden Gebieten mit knappen Wasservorkommen sind die
sozialen Kosten beispielsweise sehr hoch.
## Die grünen Sportriesen
Nun ist es nichts Neues, dass sich Sportartikelhersteller ein grünes
Antlitz geben wollen. So hatte Adidas kürzlich beschlossen, künftig die
Umweltfolgen bei der Baumwollproduktion verringern zu wollen. Doch Stefan
Hörmann vom Global Nature Fund hält die Aktionen in der Branche nicht nur
für reine PR. "Die Veröffentlichung der Umweltkosten ist eine
Pionierleistung", sagt Hörmann von der Stiftung, die sich vor allem für den
Schutz von Feuchtgebieten und Trinkwasserreservaten einsetzt.
Puma hat angekündigt, die Erkenntnisse künftig nutzen zu wollen, um die
Umweltauswirkungen zu minimieren. Der Konzern möchte im Herbst 2011 weitere
Faktoren in die Rechnung mit einbeziehen. Dazu gehört die Verursachung von
saurem Regen oder Smog, schädliche organische Verbindungen, sowie Abfall
und Flächennutzungsänderungen. Langfristig möchte Puma mit anderen
Unternehmen zusammenarbeiten und sich für Nachhaltigkeit und bessere
Arbeitsbedingungen einsetzen.
## Umwelt in Geld umrechnen?
Doch im Moment sind einige Fragen offen, zum Beispiel wie einzelne
Eingriffe in das ökologische System überhaupt in Zahlen umgerechnet werden
können. "Etliche der so genannten Ökodienstleistungen haben im Moment noch
keinen monetären Wert, wie zum Beispiel bei Feuchtgebieten", sagt Hörmann.
Derzeit sei unklar, ob die Umweltkosten dann anhand der Fläche berechnet
werden oder über ihre Bedeutung als Wasseraufbereitungsgebiet. Zudem sei
offen, wer die Umwelteinflüsse überhaupt kontrollieren soll. Im Moment
müsse man den Angaben von Puma vertrauen. "Es passiert zu wenig von
staatlicher Seite", sagt Hörmann.
Das Sportlifestyleunternehmen startete 2005 in Mittelamerika in
Zusammenarbeit mit "Clean Clothes Campaign" (CCC) ein [2][Pilotprojekt] für
bessere Arbeitsbedingungen. Dieses scheiterte im November 2006 laut CCC, da
der Vorstand nicht bereit gewesen sei, die Mehrkosten für die Verlängerung
des Projekts zu tragen.
CCC [3][verdächtigte] Puma, das Projekt nur für Werbezwecke im Umfeld der
Fußball-Weltmeisterschaft 2006 finanziert zu haben.
16 May 2011
## LINKS
[1] http://about.puma.com/?p=6644
[2] http://www.presseportal.de/pm/54029/777909/cir_kampagne_fuer_sauber_kleidun…
[3] http://www.saubere-kleidung.de/ccc-20_unternehemen/ccc-25-07_fp_puma.html
## AUTOREN
Martin Rank
Martin Rank
## TAGS
Gisela Burckhardt
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