# taz.de -- Grüner Nouripour über Bundeswehrreform: "Die Regierung hat keine … | |
> Schwarz-Gelb erkläre nicht, wozu die Bundeswehr gebraucht werde, | |
> kritisiert Omid Nouripour von den Grünen. Zudem herrschten in der Behörde | |
> weder Effizienz noch Transparenz. | |
Bild: Freiwillig ins Feld? Bisher haben sich nicht viele dafür gemeldet. | |
taz: Herr Nouripour, werden die Reformpläne den großen Anforderungen an die | |
Bundeswehr gerecht, oder plant die Regierung bloß eine Reform nach | |
Kassenlage? | |
Omid Nouripour: Die Bundesregierung hat nach der chaotischen Zeit zu | |
Guttenbergs gar keine Lust mehr auf diese Reform. Sie will diese nur noch | |
als Verwaltungsakt zu Ende bringen. Das erklärt auch, warum sie immer nur | |
über den Inhalt des Werkzeugkastens namens Bundeswehr redet. Stattdessen | |
hätte sie vorher die Frage beantworten sollen: Wofür brauchen wir die | |
Bundeswehr der Zukunft? | |
Zu Guttenberg plante mit 15.000 Freiwilligen, de Maizière rechnet nur noch | |
mit 5.000. Passen sich die strategischen Anforderungen der Truppenstärke an | |
- anstatt umgekehrt? | |
Die Zahl 5.000 nennt das Ministerium, weil es im vergangenen halben Jahr | |
nichts dafür getan hat, Freiwillige zu gewinnen. Stattdessen schauen sich | |
die Beamten den Istzustand an und schreiben ihn als Ziel in ihre | |
Reformpläne. Das ist keine Steuerung, sondern bloß Verwaltung. | |
Genügen finanzielle Anreize, um Freiwillige in die Bundeswehr zu locken? | |
Bargeld steigert nicht unbedingt die Attraktivität der Armee. Vielmehr muss | |
sie dazu beitragen, dass Familie und Beruf für Soldaten vereinbar werden. | |
Und dass deren Karrieren besser planbar werden. | |
Werden die Appelle, beim Bund könnten die Freiwilligen etwas "für dein | |
Land" zu tun, verfangen? | |
Die Frage ist: Wer ist die Zielgruppe von Werbekampagnen? Die Bundeswehr | |
hatte immer den Anspruch, Spiegelbild der Gesellschaft zu sein. Das ist ein | |
hehres Ziel. Mit solchen Slogans aber erreicht man nicht alle Milieus. Und | |
auch nicht dadurch, dass man nur in Medien der Springer-Presse wirbt. | |
De Maizière kritisierte jüngst öffentlich, die "Wunschzahlen" des | |
Ministeriums passten nicht zu dessen Finanzplanung. Versprach sein | |
Amtsvorgänger zu Guttenberg zu viel, als er ankündigte, durch die Reform | |
werde der Bund in den nächsten Jahren 8,3 Milliarden Euro sparen? | |
Da verstehe ich Herrn de Maizière überhaupt nicht. Er hat ja als | |
Bundesinnenminister selbst die Hand gehoben, als im Kabinett darüber | |
abgestimmt worden ist: sowohl über die Gesamtgröße als auch über die | |
Einsparziele. Wenn er nun sagt, das alles sei nicht seriös gerechnet | |
gewesen, dann zeigt er mit einem Finger auf zu Guttenberg. Aber die | |
restlichen vier Finger zeigen auf die Bundeskanzlerin, den Finanzminister - | |
und auf de Maizière selbst. | |
Das Verteidigungsministerium soll um ein Drittel schrumpfen: Von 3.500 | |
Mitarbeitern sollen 2.000 bleiben. Kann das klappen bei einer über viele | |
Jahrzehnte gewachsenen und kaum durchschaubaren Behörde? | |
Genau wegen dieses Wildwuchses muss die Reform klappen. Die | |
Weise-Kommission hat sehr genau beschrieben, warum das Ministerium derzeit | |
kaum zu steuern ist. In der Behörde herrschen weder Effizienz noch | |
Transparenz. Angst vor Chaos in diesem Haus darf seine Reform nicht | |
verhindern. | |
18 May 2011 | |
## AUTOREN | |
Matthias Lohre | |
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