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# taz.de -- Kommentar Prostitution: Zurück ins Halbdunkel
> Angeblich will die Familienministerin mit ihrem Konzessionsgesetz mehr
> Licht ins Sexgeschäft bringen. Genau das Gegenteil wird passieren. Der
> Branche droht die Kriminalisierung.
Die Absicht von Kristina Schröder, Zwangsprostitution und Menschenhandel
bekämpfen zu wollen, ist richtig und lobenswert. Aber ob das gelingt, wenn
man Bordellen und anderen Stätten der Prostitution per Gesetz eine
Genehmigungspflicht vorschreibt, ist mehr als fraglich.
Tritt ihr Gesetz in Kraft, können Polizei und Bundeskriminalamt jederzeit
in Bordellen und Wohnungen von Prostituierten Razzien durchführen - egal,
ob sie nur die Buchführung überprüfen oder schlicht das Geschäft stören
wollen. Viele Prostituierte haben darauf keine Lust, Prostituiertenverbände
warnen sogar schon vor einem "Polizeistaat".
Angeblich will die Familienministerin mit ihrem Vorstoß mehr Licht ins
Sexgeschäft bringen. Aber genau das Gegenteil wird passieren. Denn viele
Prostituierte und BordellbetreiberInnen werden künftig nicht mehr offen
arbeiten, sondern heimlich. Warum es dann leichter sein soll, den
Menschenhandel zu unterbinden, bleibt das Geheimnis der Familienministerin.
Schon bislang ist das ja kaum gelungen - trotz eines Prostitutionsgesetzes,
mit dem das Sexgewerbe legalisiert und aus dem Halbdunkel gezerrt wurde.
Schröder will es dem Gewerbe nun wieder schwerer machen - mit Repressalien
und mit Auflagen, die kaum zu erfüllen sind. "Das Milieu" soll so leichter
zu kontrollieren sein. Dabei war die Gesellschaft gerade dabei,
Prostitution nicht mehr nur als "Schmuddelgewerbe" anzusehen. Einer Umfrage
zufolge kann sich sogar ein Drittel aller Studierenden einen Nebenjob in
der Branche vorstellen.
Prostitution wird sicher nie ein "ganz normales Geschäft" sein. Schröders
Vorstoß aber forciert, dass Prostitution weiter als anrüchig und
unmoralisch gelten soll. Deshalb soll sie jetzt wieder kriminalisiert und
ins Zwielicht gerückt werden.
26 May 2011
## AUTOREN
Simone Schmollack
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