# taz.de -- Wahlkampfthema Mietenpolitik: Grün attackiert, Rot-Rot pariert | |
> Rot-rote Abgeordnete nehmen im Abgeordnetenhaus überraschend einen | |
> Grünen-Antrag zu Zweckentfremdung von Wohnungen an - wenn auch mit | |
> Einschränkungen. | |
Bild: In Berlin - hier Schöneberg - steigen die Mieten immer weiter. Die Frage… | |
Die Grünen lassen nicht locker. Nachdem ihre Anträge auf Verschärfung des | |
Mieterschutzes von Rot-Rot im Bauausschuss abgelehnt worden waren, brachte | |
der baupolitische Sprecher der Partei, Andreas Otto, die Entwürfe am | |
Donnertag noch einmal ins Plenum des Abgeordnetenhauses ein. "Für uns hat | |
dieses Thema Priorität", sagte Otto zur Begründung. Auch Rot-Rot wollte da | |
nicht ganz kneifen: Überraschend fand sich wenigstens für einen Antrag eine | |
Mehrheit. | |
Konkret wollen die Grünen die Zweckentfremdung von Wohnraum und die | |
Umwandlung in Eigentumswohnungen erschweren. Eine frühere | |
"Zweckentfremdungsverbotsverordnung" hatte 2002 das Oberverwaltungsgericht | |
unter Hinweis auf die entspannte Lage auf dem Berliner Wohnungsmarkt für | |
ungültig erklärt. "Die Lage heute ist aber deutlich anders", meint Andreas | |
Otto, der neben dem Einschränkung von Ferienwohnungen auch spekulativen | |
Leerstand und Abriss unterbinden will. "Das Problem sind nicht nur | |
Ferienwohnungen", so Otto zur taz. "Wir wollen auch den Abriss von billigem | |
Wohnraum unterbinden." | |
Der Senat sah sich dazu bislang nicht in der Lage: "Es ist schwer, da etwas | |
hinzukriegen, das vor Gericht Bestand hat", sagte der Sprecher von | |
SPD-Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer, Mathias Gille. Das sah | |
die SPD-Fraktion offenbar anders: Mit der Einschränkung, dass der Senat nur | |
etwas gegen die Zweckentfremdung für Ferienwohnungen unternehmen möge, | |
wurde der Grünen-Antrag angenommen. | |
Wenig Handlungsbedarf sehen Verwaltung und rot-rote Fraktionen dagegen beim | |
zweiten Antrag zu Umwandlungen in Eigentum. "Die Umwandlungsraten sind zwar | |
leicht gestiegen", so Senatorensprecher Gille. "Aber im Vergleich zu | |
anderen Großstädten ist das wenig." | |
Das wiederum ist den Grünen zu wenig. Sie verweisen auf andere Städte, in | |
denen nicht nur der Kündigungsschutz bei Umwandlung länger ist. "In Hamburg | |
gibt es auch die Möglichkeit, Umwandlungen durch einen | |
Genehmigungsvorbehalt zu erschweren." | |
Nach der halben Abstimmungsniederlage sagte Otto der taz, die Grünen wollen | |
das Thema Mieten nun verstärkt auch außerhalb des Parlaments zur Sprache | |
bringen. Darüber hinaus bereite man sich schon auf die Zeit nach dem 18. | |
September vor. "Dann wissen wir auf jeden Fall, was zu machen ist", sagte | |
Otto in Anspielung auf eine Regierungsbeteiligung seiner Partei auch in | |
Berlin. | |
26 May 2011 | |
## AUTOREN | |
Uwe Rada | |
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