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# taz.de -- Nach dem Testspiel gegen Uruguay: Joachim Löw ist entzückt
> Für den Bundestrainer ist nichts weniger als der Titel das anvisierte
> Ziel für die EM 2012. Nach dem 2:1-Sieg gegen Uruguay wollte er dann doch
> nicht so hohe Maßstäbe anlegen.
Bild: "Sehr gut": Der Bundestrainer Löw lobt André Schürrle.
BERLIN taz | Alle waren rundum zufrieden. Das Hoffenheimer Publikum war bei
seiner Länderspielpremiere dem deutschen Team sowieso in Dankbarkeit
ergeben und bedachte jeden gut gemeinten Pass mit Applaus.
Aber auch die umjubelten Nationalspieler und ihre Kontrahenten aus Uruguay
äußersten sich nur positiv über ihre Vorstellung. Selbst Bundestrainer
Joachim Löw stellte nach dem 2:1-Erfolg fest, dass seine Mannschaft gar
seine eigenen Erwartungen übertroffen hatte. Mit "so viel Tempo im Spiel"
hatte er nicht gerechnet.
Wenige Tage vor der Partie hatte Löw mit Blick auf die Europameisterschaft
2012 noch verkündet, seine Ansprüche seien "extrem gestiegen". Der
51-Jährige ist gerade dabei, einen Paradigmenwechsel von der "höchsten
Konzentration" zu den "höchsten Ansprüchen" einzuläuten. Am jüngst
unverblümt anvisierten EM-Titelgewinn will Löw das Team künftig messen
lassen. Des Beifalls seines Vorgängers und Möchtegern-Weltmeisters, Jürgen
Klinsmann, kann er sich gewiss sein.
Aber beim Spiel vom Sonntag legte Löw keinen allzu harten Maßstab an – aus
guten Gründen. Zum einen hatten seine Spieler nach einer langen Saison und
einem Kurzurlaub nur zwei Trainingseinheiten absolviert. Zum anderen
richtet sich sein strenger Blick auf die beiden EM-Qualifikationsspiele am
Freitag in Österreich und wenige Tage später in Aserbaidschan.
## Uruguay: In den Top-Ten der Weltrangliste
Die Begegnung gegen Uruguay stand außer Konkurrenz. Das Top-Ten-Team der
Fifa-Weltrangliste sei mit den kommenden Gegnern eh nicht vergleichbar,
befand Löw. Ein Probefahrt auf anderem Gelände also, für die der
Fußballlehrer großzügig beste Zensuren verteilte, weil ihn die
Geschwindigkeit berauschte. "Sehr gut", bewertete er die Leistung von Mario
Gomez, der beim 1:0 gleich zwei Abwehrspieler narrte.
Und "sehr gut" fand er auch die Darbietung von André Schürrle, der in
seinem erst dritten Länderspiel auf ein prachtvolles Zuspiel von Mesut Özil
einen noch prachtvolleren Distanzschuss zum 2:0 folgen ließ. Besonders
erfreut haben wird Löw, dass der von ihm ausgerufene verschärfte
Konkurrenzkampf ("högschde Ansprüche") bereits bei einem Freundschaftsspiel
eine beträchtliche Dynamik entfalten kann.
Ebenso dürfte ihn erfreut haben, dass die so forsch daherspielenden
Herausforderer sich jenseits des Rasens brav in Zurückhaltung üben. Der im
Nationalteam ansonsten oft so glücklose Gomez wollte sein gutes Spiel nicht
als Punktsieg gegen Miroslav Klose gewertet wissen: "Meine Zeit wird
kommen. Wann das ist, wird man sehen. Ich bin etwas entspannter als früher
und mache nicht mehr alles auf Teufel komm raus."
Und obwohl Schürrle auf dem Podium dabeisaß, als Löw sein Spiel ohne Ball
lobte und damit zugleich dem in dieser Disziplin verbesserungsbedürftigen
Konkurrenten Lukas Podolski eine Warnung zukommen ließ, machte der
20-jährige einen Bückling vor seinem fünf Jahre älteren Rivalen. "Podolski
ist gesetzt, weil er so viel für das deutsche Team geleistet hat."
Wie Schürrle so am Sonntagabend in der Mixed Zone mit einer Plastiktüte in
der rechten Hand dastand und die unzähligen Reporterfragen beantwortete, da
musste man ihm einfach aufs Wort glauben, dass er gedanklich mit seinen
steilen Karrieresprung kaum Schritt halten kann: "Ich versuche mir wenig
Gedanken zu machen, sonst werde ich verrückt."
## Mats Hummels dürfte als Stammkraft eingeplant sein
Ein Herausforderer der WM-Elf, Mats Hummels nämlich, dürfte mittlerweile
bei Löw schon als Stammkraft eingeplant sein. Gegen Uruguay fiel er zwar
nur offensiv positiv auf, was einen Innenverteidiger nur bedingt
zufriedenstellen kann, doch das war auch der allgemeinen
Sturm-und-Drang-Ausrichtung dieses Benefizspiels der
Sepp-Herberger-Stiftung geschuldet. Auf beiden Seiten strebten die
Abwehrreihen so wenig nach Ballbesitz wie Kapuzinermönche nach materiellem
Reichtum. Ganz im Sinne der Wohltätigkeitsveranstaltung wurde der Ball eben
mehr gegeben als genommen.
In dieser friedfertigen Hoffenheimer Atmosphäre wurde Löw weitgehendst mit
Fragen nach Michael Ballack verschont. Keiner wollte die
Abstimmungsprobleme von Simon Rolfes und Toni Kroos thematisieren. Auf der
Sechser-Position genügen derzeit nur Bastian Schweinsteiger und Sami
Khedira höchsten Ansprüchen. Letzterer wird in Wien wohl wieder mitwirken
können.
Zum Glück für Löw. Die sowieso schon verkorkste Abwicklung der Personalie
Ballack dürfte noch verkorkster erscheinen, wenn sich das defensive
Mittelfeld zur Schwachstelle im deutschen Spiel entwickelt.
30 May 2011
## AUTOREN
Johannes Kopp
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