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# taz.de -- Ungesühnte Morde in San Salvador: Haftbefehle aus Spanien
> 1989 wurde in San Salvador die Leitung der Jesuitenuniversität brutal
> ermordet. Jetzt hat die spanische Justiz Haftbefehle gegen 20 Ex-Militärs
> ausgestellt.
Bild: Das Massaker vom 16. November 1989 in San Salvador ist immer noch ungesü…
SAN SALVADOR taz | Das Massaker war ein Wendepunkt im Bürgerkrieg von El
Salvador: Am Morgen des 16. November 1989 stürmten Soldaten auf das Gelände
der von Jesuiten geleiteten Zentralamerikanischen Universität von El
Salvador (UCA), zerrten den Rektor Ignacio Ellacuría und fünf weitere
Professoren aus ihren Betten und erschossen sie zusammen mit einer
Hausangestellten und deren Tochter. Fast 22 Jahre später soll dieses
Verbrechen gesühnt werden.
Am Montag stellte der spanische Untersuchungsrichter Eloy Velasco Núñez
zwanzig internationale Haftbefehle gegen damals hochrangige Militärs aus.
Weil sie in El Salvador von einem Amnestiegesetz geschützt werden, sollen
sie nun in Spanien vor Gericht gestellt werden.
Gesucht werden unter anderen der damalige Verteidigungsminister Rafael
Humberto Larios, sein Stellvertreter Juan Orlando Zepeda und
Generalstabschef René Emilio Ponce. Sie sollen das Verbrechen geplant und
angeordnet haben. Auch Mitglieder der Einheit, die den Befehl in die Tat
umgesetzt haben, sollen verhaftet werden. Vorläufige Freiheit gegen Kaution
sei ausgeschlossen, heißt es in der 77-seitigen Begründung. Die Beweise
seien erdrückend.
Die spanischen Ermittlungen waren von Familienangehörigen der Opfer
angestrengt worden, nachdem alle Bemühungen gescheitert waren, die
Verantwortlichen des Massakers in El Salvador vor Gericht zu stellen.
Ellacuría und vier weitere Opfer waren spanische Staatsbürger. Gegen einen
kommt der Haftbefehl zu spät: Exgeneralstabschef Ponce ist am 2. Mai
gestorben.
## Rektor bemühte sich um Verhandlungen
Die UCA war im salvadorianischen Bürgerkrieg eine der wenigen unabhängigen
und kritischen Institutionen. Ihr Rektor Ellacuría bemühte sich um
Verhandlungen zwischen der Guerilla der FMLN und der ultrarechten
Regierung. Die Armee sah in der UCA eine Tarnorganisation der
Aufständischen.
Das Massaker an der Führungsriege fand mitten während einer Großoffensive
der FMLN statt. Nach dem Mord an den Jesuiten gingen die USA, die den Krieg
gegen die Guerilla finanziert und logistisch unterstützt hatten, auf
Distanz zur Regierung und drängten auf eine Verhandlungslösung.
Nur zwei rangniedrige Soldaten waren wegen des Massakers verurteilt worden.
Sie kamen 1993 nach 15 Monaten Haft wieder frei, nachdem das Parlament eine
Generalamnestie für alle Kriegsverbrechen erlassen hatte.
Außenminister Hugo Martínez, selbst ehemaliger Guerillero, will sich aus
dem Fall heraushalten: "Sollten uns die spanischen Behörden Haftbefehle
übermitteln, werden wie sie an die zuständigen Stellen weiterleiten." Mehr
habe die Regierung nicht zu tun. Präsident Mauricio Funes hat mehrfach
betont, er wolle das Amnestiegesetz nicht antasten.
31 May 2011
## AUTOREN
C. Romero
T. Keppeler
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