Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Entschädigungen für Landwirte: Die große Gemüsedämmerung
> Spanien sagt, den Bauern gingen durch Ehec 200 Millionen Euro pro Woche
> verloren. In Deutschland seien es 30 Millionen, meint Ilse Aigner.
> "Nationale Entschädigungen" fordert CSUler Singhammer.
Bild: Hat derzeit ein schlechtes Image: Gemüse.
BERLIN/DÜSSELDORF afp | Brüssel will den von der Ehec-Welle hart
getroffenen Gemüsebauern in Europa 210 Millionen Euro Entschädigung
bereitstellen. Das kündigte EU-Landwirtschaftskommissar Dacian Ciolos am
Mittwoch in Brüssel an. Die Bauern sollen damit 50 Prozent ihrer Verluste
ersetzt bekommen; für unverkäuflich gewordene Gurken, Tomaten, Paprika,
Zucchini und Salate. Am Dienstag hatte Ciolos zunächst einen Notfallfonds
in Höhe von 150 Millionen Euro vorgeschlagen. Vielen Staaten war das zu
wenig und sie drängten Brüssel zur Nachbesserung des Angebotes. Das Geld
soll aus nicht ausgeschöpften Mitteln des Agraretats kommen.
Vor dem Bund-Länder-Krisentreffen zu EHEC hatte sich Unionsfraktionsvize
Johannes Singhammer (CSU) für nationale Hilfen für die Gemüsebauern
zusätzlich zu den EU-Hilfen ausgesprochen. "Wir müssen eine nationale
Entschädigungsregelung für die Bauern vereinbaren", sagte Singhammer der
Rheinischen Post. Zwar trügen auch Gemüsebauern ein gewisses
Geschäftsrisiko, doch sei der Ehec-Ausbruch nicht vorhersehbar gewesen.
"Wir wollen ja die Ernährungsproduktion erhalten", sagte Singhammer.
Die Europäische Union plant Entschädigungen in Millionenhöhe für
europäische Bauern, die wegen der EHEC-Epidemie ihr Gemüse nicht mehr
verkaufen können. EU-Agrarkommissar Dacian Ciolos legte am Mittwoch einen
Vorschlag dazu vor.
Ciolos hatte zunächst einen Entschädigungsfonds über 150 Millionen Euro für
die betroffenen Bauern in allen 27 EU-Ländern vorgeschlagen, um knapp ein
Drittel ihrer Einnahmeausfälle abzudecken. Spanien und andere Länder wie
Italien und Frankreich kritisierten die Summe jedoch als zu niedrig und
forderten Nachbesserungen, die Ciolos nun bekanntgab.
## Spaniens Agrarministerin: "Sämtliche Verluste abdecken"
Spaniens Agrarministerin Rosa Aguilar hatte Zahlungen gefordert, die
sämtliche Verluste abdecken. Wieviel Geld letztlich in den EU-Fonds fließen
könnten, wollte Ciolos am Dienstag zunächst nicht sagen. Bislang waren
Entschädigungen für die Produzenten von Gurken, Tomaten und Salat geplant.
Die Liste könnte aber noch erweitert werden.
Die Folgen für die europäischen Gemüse-Bauern sind dramatisch: Nach
Branchenangaben gehen allein den Landwirten in Spanien pro Woche Einnahmen
in Höhe von 200 Millionen Euro verloren. Ihre Kollegen in Deutschland
verlieren pro Woche rund 30 Millionen Euro.
"Das war heute ein wichtiger Schritt und ein Zeichen an die Landwirte in
ganz Europa", zeigte sich Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU)
zufrieden mit den Beratungen. Kritik am deutschen Krisenmanagement wies sie
zurück: "Ich habe nochmal den Kollegen versichert, dass wir alles in
unserer Macht Stehende tun, um die Ursache schnellstmöglich zu klären."
Die belgische Landwirtschaftsministerin Sabine Laruelle hatte kritisiert,
Deutschland habe "mitunter leichtfertig" Warnungen etwa vor Gurken aus
Spanien herausgegeben. Angesichts der weiterhin erfolglosen Suche nach der
Quelle der EHEC-Epidemie warfen auch Vertreter der Opposition in
Deutschland der Bundesregierung vor, nicht angemessen auf die Krise
reagiert zu haben.
8 Jun 2011
## ARTIKEL ZUM THEMA
Ehec-Erreger auf Sprossen nachgewiesen: Gurke, Salat, Tomate freigesprochen
Erstmals wurde der Erreger auf Sprossen aus einem niedersächsischen
Biobetrieb gefunden. Die Bundesbehörden warnen.
Vorwurf der Verschleppung: Der Magdeburger Gurkenkrimi
Erst nach Tagen untersuchte das Gesundheitsamt Magdeburg Lebensmittel aus
dem Kühlschrank einer mit Ehec infizierten Familie. Und fand die befallene
Gurke.
Übertragung von Ehec: Ursache Mensch
Der Erreger wurde womöglich nicht von Tieren übertragen, teilt eine
Bundesbehörde mit – sondern über Menschen. Das legt eine Gen-Analyse nahe.
Gülle fällt als Quelle wohl aus.
Politischer Streit um Ehec: Bahr weist Kritik zurück
Die Krankenhäuser beklagen hohe Kosten wegen der Ehec-Epidemie und fordern
mehr Geld. Europa mahnt Deutschland zur Kooperation, China verschärft
Einreisekontrollen für Deutsche.
EHEC-Folgen in Berlin-Brandenburg: Saure-Gurken-Zeit für Bauern
Die Kunden in Berlin kaufen weniger Salat, Tomaten und grüne Gurken. Die
Leidtragenden sind die Bauern: Brandenburger Gemüse wird tonnenweise
vernichtet.
Entschädigungen wegen Ehec: Bauern bekommen EU-Gelder
Die EU-Agrarminister haben für die Bauern eine Entschädigung von mindestens
150 Millionen Euro beschlossen. Die Grünen fordern eine "Aktuelle Stunde"
und zentrale Strukturen.
Spanische Gemüsewirtschaft nach Ehec: Zerstörte Existenzen
Nach den Falschmeldungen der Hamburger Gesundheitsbehörde ist der Markt für
spanisches Gemüse zusammengebrochen. Angeblich beträgt der Schaden 200
Millionen Euro – pro Woche.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.