# taz.de -- Kommentar Facebook Gesichtserkennung: Alarm ums Antlitz | |
> Facebook erkennt jetzt unsere Gesichter. Also warnen die Datenschützer. | |
> Mal wieder. Aber Antworten bleiben sie uns schuldig. | |
Bild: Wie lange kann man noch in der Menge verschwinden? | |
Wahrlich, wir leben in wunderlichen Zeiten: In denen Häuserfassaden | |
gepixelt werden - und dafür sind Gesichter neuerdings maschinenlesbar. | |
Gestern startete Facebook auch in Deutschland sein neues Feature zur | |
automatischen Gesichtserkennung: Wer Fotos bei dem Netzwerk hochlädt, | |
bekommt vorgeschlagen, welcher befreundete Nutzer darauf zu sehen ist - | |
damit er ihn namentlich darauf markieren kann. | |
Natürlich kann man diesen Facebook-Service irgendwo tief im privaten | |
Einstellungsgekröse abstellen. Dann kann man die Personen auf den Fotos | |
entweder wieder, wie bisher, von Hand mit Namen beschriften - oder es eben | |
sein lassen. Bringen dürfte das allerdings relativ wenig - denn obwohl | |
Facebook die Namen der Fotografierten dann nicht mehr anzeigt, weiß das | |
Unternehmen trotzdem, wer auf diesem Bild zu sehen ist. | |
Da schlägt die versammelte deutsche Datenschützerschaft natürlich mal | |
wieder die Alarm. Mit Warnungen, die seit Jahren bei jeder technischen | |
Kleinstinnovation immer wieder aus der Schublade geholt werden: Ende der | |
Privatheit. Gläserner User. Alles schlimm. | |
Kritik, die oft berechtigt ist. Die digitale Vermessung der Welt schreitet | |
rasant voran - so schnell, dass sich kaum ein Internetnutzer ihr entziehen | |
kann. Klar kann man Facebook dann boykottieren. Trotzdem werden aber | |
obskure Algorithmen weiter aus dem, was man sich bislang geklickt und | |
gesucht hat, antizipieren, was den Nutzer in Zukunft interessieren könnte. | |
Diese Ergebnisse für Werbung verwerten. | |
Die digitale Gesichtserkennung hat Facebook übrigens nicht erfunden - so | |
hat etwa Google auch bereits ein entsprechendes Tool in der Schublade | |
liegen. Das bedeutet: Wir und die Welt um uns werden immer | |
maschinenlesbarer, die Datenhaufen, die wir hinter uns zurücklassen, immer | |
riesiger. Und immer besser verwertbar für Unternehmen und Behörden. | |
Auf all das hinzuweisen ist natürlich die Aufgabe von Datenschützern. Auch | |
wenn das ständige Wiederholen der immergleichen Vorbehalte auf Dauer | |
ziemlich narkoleptisch wirkt. Gute Antworten auf die Frage, wie das Netz | |
von morgen aussehen könnte, in dem Nutzer von den Chancen des Social Webs | |
profitieren können, ohne vollständigen Kontrollverlust zu erleiden, sind | |
sie bislang noch schuldig geblieben. | |
8 Jun 2011 | |
## AUTOREN | |
Meike Laaff | |
## TAGS | |
Schwerpunkt Überwachung | |
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