# taz.de -- Bericht der Troika zu Griechenland: Stark unterfinanziert | |
> EU, IWF und EZB verlangen in ihrem Prüfbericht frisches Geld für | |
> Griechenland. Korruption und Steuerhinterziehung bekämpft die Regierung | |
> Papandreou wohl erst später. | |
Bild: Troika aus EZB, EU-Kommission und IWF. | |
ATHEN taz | Der lang erwartete Prüfbericht von EU, Europäischer Zentralbank | |
(EZB) und Internationalem Währungsfonds (IWF) ist ein diplomatisches | |
Meisterstück: Griechenland habe Fortschritte erzielt, heißt es anerkennend | |
gleich im ersten Absatz, allerdings sei die Umsetzung der Reformen in den | |
letzten Quartalen ins Stocken geraten. | |
Neben viel Positivem werden auch schleppende Strukturreformen und fehlende | |
Steuereinnahmen benannt. Erst der allerletzte Satz des Troika-Berichts | |
enthält das eigentlich Brisante. | |
2012 werde Griechenland wohl nicht an die Finanzmärkte zurückkehren, die | |
nächste Tranche der vereinbarten Hilfskredite könne nicht ausgezahlt | |
werden, solange das Problem der Unterfinanzierung nicht gelöst sei. Fazit: | |
Im Prinzip könnte Griechenland die Schuldenkrise doch noch bewältigen, | |
allerdings benötigt es dringend Hilfe von außen, und zwar sowohl frisches | |
Geld als auch Expertenunterstützung für die Modernisierung von Staat und | |
Verwaltung. | |
## Korruption, Vetternwirtschaft und Steuerhinterziehung | |
Auch EU, EZB und IWF müssen unter diesen Umständen vor der Realität | |
kapitulieren: Bis man den aufgeblähten Staatsapparat in den Griff bekommt, | |
werden wohl keine Maßnahmen fällig, die "große Umsetzungsrisiken bergen", | |
wie es diplomatisch im Prüfbericht heißt. Im Klartext: Die Bekämpfung von | |
Korruption, Vetternwirtschaft und Steuerhinterziehung kann man getrost | |
vergessen in diesem Jahr. | |
Stattdessen setzt die sozialistische Regierung von Giorgos Papandreou auf | |
Altbewährtes: Kleinere Grund- und Hausbesitzer sollen verstärkt besteuert | |
werden, zudem rechnen Experten mit einer rückwirkenden "Kopfsteuer" von bis | |
zu 5 Prozent jährlich. Im Gespräch sind außerdem die Besteuerung aller | |
Kreditkarten, die Abschaffung von Steuererleichterungen für den Mittelstand | |
sowie - pünktlich zum Sommer - eine Verbrauchssteuer auf Softgetränke. | |
Ministerpräsident Giorgos Papandreou ist wegen der Sparpläne mit einer | |
Parteirevolte konfrontiert. Der in der sozialistischen Partei hoch | |
angesehene Exminister Giorgos Floridis wirft der Regierung "Versagen auf | |
der ganzen Linie" vor. Die Antwort der Parteiführung brauchte nicht lange: | |
"Auch Herr Floridis wurde nicht als Minister geboren", ließ Kulturminister | |
Paul Geroulanos verlauten. | |
9 Jun 2011 | |
## AUTOREN | |
Jannis Papadimitriou | |
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