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# taz.de -- Die Wahrheit: Hutbürgerliche Kost
> Wie das Institut für vergleichende Formforschung herausfand, greift der
> moderne Mensch immer wieder auf die Urform Hut zurück. Der Hut ist form-
> und sinnverwandt ...
Bild: Hat eine leidenschaftliche Beziehung zu Hüten: Britta Hildebrandt in ihr…
... mit der schützenden Hütte, die im Englischen ja wiederum wie der
deutsche Hut geschrieben wird: "hut". In seiner Geschichte musste der
Mensch schon immer "auf der Hut sein", und noch im vorigen Jahrhundert
gingen weder Mann noch Frau ohne Hut aus dem Haus, was Forscher auf die
alten Pilzgene in uns zurückführen. Diese bewirken, dass sich der Mensch im
Freien ohne Kopfbedeckung verloren vorkommt wie ein hutloser Pilz. Zudem
schmückt der Hut ungemein: "Des Menschen Zierat ist der Hut", verkündete
schon Schiller. Und so ist er nicht nur Zierat, sondern auch Symbol der
Freiheit. Deshalb erhielten Sklaven im alten Rom auch einen Hut bei ihrer
Freilassung.
Doch nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs sollte sich das jahrhundertelange
Huttrageverhalten grundlegend ändern. Durch das lästige Tragen des
Stahlhelms hatte der Hut offensichtlich an Akzeptanz bei der Bevölkerung
verloren. Die Trümmerfrauen trugen ohnehin beim Aufräumen lieber
Kopftücher, und die Männer brauchten in ihren neuen Wirtschaftswunderautos
keine Kopfbedeckung mehr. Bemerkenswerterweise hatte das Auto dieser Zeit,
der VW-Käfer, selbst eine hutähnliche Form, was dem stolzen Autobesitzer
den Umstieg vom Hut in das Auto sicherlich erleichterte.
Die neue Lage schreckte die Hutindustrie auf und sie versuchte mit einer
breit angelegten Werbekampagne die Hutträger zurückzugewinnen. "Man geht
nicht mehr ohne Hut", wurde in Anzeigen behauptet. Ging man aber doch. Die
Werbung versuchte es schließlich auf die witzige Art: "Warum tragen Frösche
keinen Hut?", wurde der unbehütete Konsument gefragt. "Weil sie damit nicht
vorwärtskommen!" Im Umkehrschluss wurde dann gefolgert: "Männer tragen
einen Hut, weil Männer keine Frösche sind!" Waren sie aber doch, und sie
sprangen auch so zufrieden ohne Hut durchs Leben.
Den brauchten sie ohnehin nicht mehr, weil die Mode mit dem Pilzkopf den
Frisurenhut erfand, der mit den Beatles seinen Siegeszug rund um die Welt
antrat. Danach wurden die Haare immer länger, und anstelle der Hüte poppten
überall hutförmige Atomkraftwerke aus dem Boden. Die formvergleichenden
Forscher deuteten das als gesamtgesellschaftlich externalisierte
Ersatzhandlung des verloren gegangenen Huttragens. Hut ab für diese fein
formulierte steile These!
Erst einer mutigen Kernphysikern mit einer eher topfartigen Frisur gelang
es, die grassierende Meilermode bei uns wieder abzuschaffen. Sie versprach
die Atomkraftwerke erst aus- und dann abzusetzen und hinterließ mit dieser
Ankündigung eine merkwürdige Unruhe bei den Formforschern, denn nun
entsteht ja eine beunruhigende Formversorgungslücke.
Können hunderttausend grellbunte Fahrradhelme im Landschaftsbild Ersatz für
die mausgrauen Meiler schaffen? Oder werden künftig hutförmige Elektroautos
durch die Metropolen der Wut-, Mut- und Hutbürger flitzen? Eins ist klar:
Wie die Zukunft auch sein wird, sie wird hutförmig!
21 Jun 2011
## TAGS
Schwerpunkt Stadtland
Kopftuch
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