# taz.de -- Aufstand in Syrien: Assad verkündet erneut Amnestie | |
> Der syrische Machthaber verspricht eine Generalamnestie. Politische | |
> Gefangene sollen freikommen. Derweil verhaften syrische Sicherheitskräfte | |
> weiterhin Demonstranten. | |
Bild: Protest gegen Assad: Syrische Flüchtlinge in einem türkischen Lager. | |
AMMAN/ISTANBUL rtr/afp | Der syrische Machthaber Baschar al-Assad hat | |
angesichts der monatelangen Massenproteste eine Generalamnestie ausgerufen. | |
Sie betreffe jeden, der bis Montag eine Straftat begangen habe, berichtete | |
die amtliche Nachrichtenagentur Sana. Assad hatte zuvor in einer Ansprache | |
Reformen abgekündigt, war dabei aber nach Ansicht von Kritikern zu | |
allgemein geblieben. Die syrischen Sicherheitskräfte gingen unterdessen | |
weiter gegen Demonstranten vor. In der Stadt Aleppo wurden zahlreiche | |
Studenten festgenommen. | |
Die Amnestie ist bereits die zweite innerhalb von drei Wochen. Nach der | |
ersten Begnadigung wurden Hunderte politische Gefangene freigelassen. Nach | |
Darstellung von Menschenrechtlern sitzen aber noch Tausende Menschen im | |
Gefängnis. Assad kündigte am Montag an, das Justizministerium solle eine | |
Ausweitung der bisherigen Amnestie prüfen. Nach Treffen mit | |
Verantwortlichen vor Ort habe er den Eindruck bekommen, dass der erste | |
Schritt für viele nicht zufriedenstellend gewesen sei. | |
Trotz der Amnestie gingen die Sicherheitskräfte weiter gegen Demonstranten | |
vor. In Aleppo seien weitere Straßenblockaden errichtet worden, sagte ein | |
Geschäftsmann aus der Handelsmetropole der Nachrichtenagentur Reuters am | |
Telefon. Agenten des Militärgeheimdienstes patrouillierten in den Straßen | |
und kontrollierten die Personalien von Passanten. | |
Zu den Festnahmen an der Universität sei es gekommen, nachdem zahlreiche | |
Studenten auf dem Gelände demonstriert und dabei auch die jüngste Rede | |
Assads kritisiert hätten, berichteten Menschenrechtsaktivisten. | |
## Assad will an der Macht bleiben | |
Assad hatte in seiner Ansprache erneut Reformen versprochen. Zugleich | |
machte der Präsident Saboteure für die Unruhen verantwortlich und ließ | |
keinen Zweifel daran, dass er an der Macht festhält. Seine mit Spannung | |
erwartete Rede blieb hinter den Erwartungen vieler Syrer zurück. | |
Assads Appell zur Rückkehr in ihre Heimat haben syrische Flüchtlinge in der | |
Türkei zurückgewiesen. Er traue der Regierung in Damaskus nicht, sagte ein | |
Flüchtling dem türkischen Nachrichtensender NTV am Montagabend. Einige | |
Rückkehrer seien in Syrien getötet worden. Erst wenn Assads Regierung | |
abgelöst werde, wolle er nach Hause gehen. Laut NTV äußerten sich mehrere | |
Flüchtlinge ähnlich. | |
Die Regierung in Damaskus geht seit Monaten mit Gewalt gegen Demonstranten | |
vor, die ein Ende der Herrschaft Assads fordern. Nach Darstellung von | |
Menschenrechtlern sind dabei bislang mindestens 1.300 Zivilisten getötet | |
und 10.000 Menschen festgenommen worden. In den vergangenen Tagen gingen | |
Sicherheitskräfte besonders in der nordwestlichen Region an der Grenze zur | |
Türkei gegen Aufständische vor. Rund 11.000 Syrier sind über die Grenze in | |
die Türkei geflüchtet. | |
Laut NTV bereiten sich die türkischen Behörden auf eine neue | |
Flüchtlingswelle vor. Im Grenzgebiet zu Syrien in der südtürkischen Provinz | |
Hatay werde ein weiteres Flüchtlingslager errichtet, das 15.000 Menschen | |
aufnehmen könne. Der türkische Präsident Abdullah Gül entsandte unterdessen | |
seinen Chefberater Ersat Hürmüzlü ins Grenzgebiet, um sich über die Lage | |
informieren zu lassen. | |
US-Präsident Barack Obama und der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip | |
Erdogan forderten in einem gemeinsamen Appell ein Ende der gewaltsamen | |
Niederschlagung der Protestbewegung in Syrien. Obama und Erdogan seien sich | |
in einem Telefonat einig gewesen, dass die syrische Regierung "die Gewalt | |
sofort stoppen und rasch entscheidende Reformen durchsetzen muss, die die | |
demokratischen Forderungen des Volkes respektieren", teilte das Weiße Haus | |
am Montagabend mit. | |
Das Rote Kreuz berichtete unterdessen, dass Syrien einen besseren Zugang | |
zur Bevölkerung und zu Inhaftierten zugesagt habe. Die Gespräche darüber | |
seien offen gewesen. Man werde beobachten, wie die Vereinbarung umgesetzt | |
werde, erklärte das Internationale Komitee vom Roten Kreuz am Dienstag. | |
21 Jun 2011 | |
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