# taz.de -- Aufstand in Syrien: Assad redet von "Komplott und Chaos" | |
> In einer Rede zur Lage der Nation hält der syrische Präsident Assad an | |
> seiner harten Linie fest. Die EU-Außenminister wollen ihre Sanktionen | |
> gegen das Regime verschärfen. | |
Bild: Flüchtling aus Syrien an der türkischen Grenze. | |
DAMASKUS dpa/afp | Der syrische Präsident Baschar el Assad hat die | |
anhaltenden Proteste gegen seine Regierung als "Komplott" gebrandmarkt und | |
jegliche politischen Reformen unter dem Druck von "Sabotage und Chaos" | |
abgelehnt. Der Widerstand gegen das laufende "Komplott" werde Syrien jedoch | |
nur noch stärker machen, sagte Assad am Montag in einer im Fernsehen | |
übertragenen Rede. | |
Sein Land befinde sich nach "schwierigen Tagen" an einer "Wendemarke". Es | |
war das dritte Mail seit dem Beginn der Oppositionsproteste Mitte März in | |
Syrien, dass sich der Staatschef in einer öffentlichen Rede dazu äußerte. | |
Seit Monaten gehen hunderttausende Syrer trotz brutaler Unterdrückung durch | |
die Sicherheitskräfte für mehr Demokratie und gegen Assad auf die Straße. | |
Menschenrechtsgruppen zufolge wurden bisher über 1300 Menschen getötet. Die | |
Regierungstruppen setzten nach Oppositionsangaben auch am Wochenende ihre | |
Strafexpedition im Nordwesten des Landes fort. | |
## Russland kündigt Veto an | |
Russland will nach den Worten seines Präsidenten Dmitri Medwedew im | |
UN-Sicherheitsrat gegen eine vom Westen eingebrachte Syrien-Resolution | |
stimmen. Er sei nicht bereit, eine Resolution zu unterstützen, die wie im | |
Fall von Libyen als "Vorwand für einen sinnlosen Militäreinsatz" dienen | |
könne, sagte Medwedew der "Financial Times" in einem Interview, das der | |
Kreml am Montag vollständig veröffentlichte. Andere Erklärungen und | |
Aufforderungen an Syrien, auch seitens des UN-Sicherheitsrats, seien aber | |
möglich, fügte der Präsident hinzu. | |
Der Sicherheitsrat debattiert derzeit über einen von Deutschland, | |
Frankreich, Großbritannien und Portugal eingebrachten Resolutionsentwurf, | |
in dem das gewaltsame Vorgehen der syrischen Sicherheitskräfte gegen die | |
Demonstranten verurteilt wird. Medwedew sagte, er sei nicht sicher, ob | |
derzeit überhaupt eine Resolution benötigt werde. Denn was in einer | |
Resolution gesagt und was anschließend getan werde, könnten zweierlei Dinge | |
sein. So könne es in der Resolution heißen "Wir verurteilen den Einsatz von | |
Gewalt in Syrien" - und dann würden Bomberjets aufsteigen. | |
Mit ungewöhnlich deutlichen Worten forderte Westerwelle Russland auf, die | |
geplante Syrien-Resolution des UN-Sicherheitsrats nicht länger zu | |
blockieren. Moskau argumentiert, dass der Westen in Libyen die beschlossene | |
UN-Resolution für ein übertriebenes militärisches Vorgehen ausnutzt. Dazu | |
sagte der ehemalige FDP-Chef: "Das als Rechtfertigung zu nehmen, | |
international nicht gemeinsam zu handeln gegenüber Syrien, das passt aus | |
unsere Sicht nicht." | |
## EU will Sanktionen verschärfen | |
## | |
Die EU-Staaten haben sich im Grundsatz auf weitere Sanktionen gegen Syrien | |
verständigt. Die EU arbeite "aktiv" daran, ihre Strafmaßnahmen auszuweiten, | |
heißt es in dem Entwurf für eine Erklärung der EU-Außenminister, der am | |
Montag in Luxemburg der Nachrichtenagentur AFP vorlag. Die EU fordert von | |
der Regierung in Damaskus ein Ende der Gewalt gegen die Oppositionsbewegung | |
und hatte weitere Sanktionen angekündigt. Der Text soll von den | |
Außenministern am Montag bei ihren Beratungen in Luxemburg verabschiedet | |
werden. | |
Präsident Baschar el Assad und rund 20 Vertraute wurden von der EU bereits | |
mit Einreiseverboten und Vermögenssperren belegt. Die Liste könnte nun um | |
weitere Vertreter der Regierung sowie um syrische Firmen erweitert werden. | |
Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) forderte in Luxemburg ein | |
entschiedenes Handeln gegen die Regierung in Damaskus. Es sei nötig, "dass | |
auch die internationale Gemeinschaft gemeinsam handelt und sich auf eine | |
Erweiterung der Sanktionen verständigt". | |
20 Jun 2011 | |
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