# taz.de -- Kunst in Mitte: Galerie wird Postfuhramt zu teuer | |
> Die C/O-Galerie hatte mit einem Verbleib im alten Postfuhramt | |
> geliebäugelt, nach einem horrenden Angebot des neuen Besitzers setzt sie | |
> nun alles auf den Monbijoupark. | |
Bild: Richtig mittig: Das alte Postfuhramt an der Oranienburger Straße. | |
Zwischenzeitlich sah es ganz so aus, als könnten die Ausstellungen von C/O | |
Berlin weiter die alten Mauern des Postfuhramts beleben - in friedlicher | |
Koexistenz mit den ambitionierten Plänen des neuen Besitzers. Doch nun | |
liegen dessen Preisvorstellungen auf dem Tisch. Und die Galeristen | |
liebäugeln wieder mit einem Umzug in das alte Ateliergebäude im | |
Monbijoupark. | |
Als das Immobilienunternehmen Elad im vergangenen Jahr das Postfuhramt an | |
der Oranienburger Straße kaufte, sollte C/O Berlin am besten gleich einer | |
Neunutzung als gehobenes Hotel diweichen. In den 10 Jahren zuvor hatte die | |
Galerie die verfallenden Wände für die Werkschau renommierter und | |
aufstrebender Künstler genutzt und damit nicht zuletzt Besucher aus aller | |
Welt angelockt. Erst mit Verhandlungshilfe aus dem Senat lenkten die neuen | |
Besitzer ein und verlängerten den Vertrag mit C/O bis zum Ende dieses | |
Jahres. "Wir sind daran interessiert, dass C/O Berlin langfristig an diesem | |
Standort bleibt", hieß es vom Elad-Sprecher. | |
Von einem "marktfremden Angebot" und Preisen, die mindestens 300 Prozent | |
überhöht seien, spricht hingegen C/O-Gründungsmitglied und Architekt Ingo | |
Pott. Das Wort Scheinangebot nimmt Galerie-Sprecher Mirko Nowak nicht in | |
den Mund. "Aber man muss sich doch ernsthaft fragen, wie groß dieses | |
Intersse angesichts der völlig überhöhten Preise ist", so Nowak. 7,5 | |
Millionen Euro will Elad für den Gebäudeteil inklusive der alten Sporthalle | |
haben. Das seien 2.785 Euro pro Quadratmeter, rechnet Architekt Pott vor. | |
Der durchschnittliche Preis für hochwertige denkmalgeschützte Rohlinge in | |
bester Mittelage liege aber nur bei maximal 2.000 Euro. Auf C/O kämen | |
außerdem noch Baukosten in Höhe von rund 5,9 Millionen Euro zu. Alternativ | |
hat Elad den Kauf einer unbebauten Fläche hin zur Auguststraße angeboten. | |
Dafür verlangt das Immobilienunternehmen rund 11 Millionen Euro. Das sei | |
indiskutabel, so Pott, das Angebot sei um mindestens 500 Prozent | |
überteuert. | |
Man werde zwar weiter mit Elad verhandeln, sagt Nowak. Aber die Bemühungen | |
um ein neues Quartier konzentrierten sich nun wieder auf die Atelierhäuser | |
im Monbijoupark. "Das ist unsere einzige Option". Bereits im Herbst hatte | |
sich C/O für die Fünfziger-Jahre-Bauten interessiert. Doch gemäß | |
Bebauungsplan sollen die auf einem alten Bunker gebauten Ateliers | |
abgerissen und die Fläche begrünt werden. Ein Abweichen von diesem Plan | |
erschien zumindest im vergangenen Jahr unmöglich. | |
Inzwischen stehen die Bemühungen von C/O unter einem anderen Stern: Die | |
Ausstellung "based in Berlin" hat die Atelierhäuser gerade erst wieder ins | |
Licht der kunstinteressierten Öffentlichkeit gerückt. Außerdem haben die | |
einstige Baustadträtin Dorothee Dubrau (Grüne) sowie die ehemaligen | |
KultursenatorInnen Thomas Flierl (Linke) und Adrienne Goehler (parteilos) | |
als ErstunterzeichnerInnen eine Online-Petition initiert, mit der sie die | |
Erhaltung der Atelierhäuser fordern. Der Erhalt spare dem Steuerzahler rund | |
5 Millionen Euro für den Abriss, heißt es darin. Stattdessen könne das Haus | |
"Heimat für von Verdrängung bedrohte Kulturinstitutionen werden" und die | |
Galerie C/O Berlin für den Bezirk erhalten. | |
Auch Kulturstaatssekretär André Schmitz (SPD) sprach sich gegen den Abriss | |
aus, während die Grünen im Bezirk Mitte an dem Bebauungsplan festhalten. | |
Die Linke will die Angelegenheit mit einem Dringlichkeitsantrag bei der | |
heutigen Bezirksverordnetenversammlung zur Sprache bringen. Der zuständige | |
Baustadtrat Ephraim Gothe (SPD) wollte sich vorab nicht äußern. | |
22 Jun 2011 | |
## AUTOREN | |
Manuela Heim | |
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