# taz.de -- Lohse wird Loske-Nachfolger in Bremen: "Konflikte muss man ansprech… | |
> Eine Hafenstadt muss entwicklungsfähig sein, sagt der künftige Senator | |
> für Umwelt und Verkehr Joachim Lohse (Grüne) - aber nicht auf Kosten der | |
> Menschen. | |
Bild: In Kassel war Joachim Lohse noch nicht grün. Als Bremer Senator wird er'… | |
taz: Herr Lohse, Sie gelten in Bremen als der künftige grüne Umweltsenator | |
- sind aber gar nicht grün! | |
Joachim Lohse: Das kommt darauf an, was man unter dem Wort "grün" verstehen | |
will. Sie meinen, ob ich Mitglied der Partei bin. Das bin ich. | |
Seit wann? | |
Seit einer Woche. Ich hatte schon länger mit dem Gedanken gespielt. Vor den | |
Kommunalwahlen wollte ich das in Kassel nicht tun: Das hätte Irritationen | |
ausgelöst wegen der Zusammensetzung des Magistrats. Dort hatten mich die | |
Grünen als Parteilosen vorgeschlagen. Meine Politisierung hat mehr im | |
Zusammenhang von Bürgerinitiativen stattgefunden. Die Grünen als Partei | |
haben aber für die Politik, die ich machen möchte, große Bedeutung. So lag | |
nahe, sie auch als Mitglied zu unterstützen. | |
Sie werden als Senator für Umwelt, aber auch für Bau und Verkehr | |
vorgeschlagen - welches Ressort ist Ihnen lieber? | |
Ich bin auch in Kassel Stadtrat für Verkehr, Umwelt, Stadtentwicklung und | |
Bauen, da ist nur die Reihenfolge der förmlichen Bezeichnung anders. Die | |
Bereiche gehören zusammen. Wenn ich in der Umwelt-Abteilung Ideen | |
entwickle, ist es gut, wenn ich die in den harten Ressorts auch umsetzen | |
kann. Das betrifft zum Beispiel die Stadtplanung, aber auch die Sanierung | |
des öffentlichen Gebäudebestandes. | |
In Bremen hatte man zuletzt den Eindruck, dass der Kontakt zur | |
Handelskammer in verkehrspolitischen Streitfragen nicht Sache des Senators, | |
sondern des Bürgermeister ist. Haben Sie diese Arbeitsteilung in Kassel | |
auch? | |
Nein, davon würde ich nichts halten. Ich weiß, was es bedeutet, als | |
Hafenstadt entwicklungsfähig zu sein. Dafür trägt der für die | |
Verkehrspolitik zuständige Senator die Verantwortung. Auf der anderen Seite | |
haben wir auch die Grenzen, an die wir stoßen. Das betrifft den notwendigen | |
Klimaschutz und auch die Frage der Aufenthaltsqualität im städtischen Raum. | |
Menschen müssen in der Stadt die Chance haben, über eine vierspurige Straße | |
auf die andere Seite in die Grünanlage zu kommen. Sie haben das Recht, im | |
Wohnumfeld nicht von Autos dominiert zu sein. Da gibt es oft Konflikte, die | |
muss man offen ansprechen. In vielen Fällen kann man beiden Seiten gerecht | |
werden, wenn man guckt, was die Bedürfnisse sind und sich nicht auf die | |
plakativ vorgetragenen Positionen fixiert. | |
Trotzdem gabs in Kassel jüngst einen Konflikt mit dem Oberbürgermeister… | |
Sie sprechen die Salzmann-Fabrik an. Dort sollten meine Behörden einziehen | |
- als eine Art technisches Rathaus. Der Standort am Rande der Stadt ist | |
dafür eher ungünstig. Ich habe darauf bestanden, dass vorher alle | |
technischen Voraussetzungen für einen Umbau der Fabrik zum Büro-Standort | |
geklärt und die finanziellen Auswirkungen ehrlich geprüft werden. | |
Der OB sah das anders…? | |
Er hatte sich offenbar mit dem Architekten und dem Bauherren schon | |
weitgehend auf diese Vorstellung festgelegt. | |
Sie werden in Bremen zwei Staatsräte haben. Wen? | |
Darüber kann ich noch nichts sagen. Ich bringe möglicherweise eine Person | |
aus Kassel mit. | |
Kannten Sie die Protagonisten der Bremer Grünen schon? | |
Frau Linnert kannte ich aus dem Fernsehen, wo ich sie nach der | |
Bürgerschaftswahl als strahlende Siegerin gesehen hatte. Als sie mich | |
anrief, war das der erste direkte Kontakt. Frau Stahmann habe ich am | |
Sonntag kennengelernt. Ich kenne aber eine Menge Leute in Bremen, gerade | |
auch aus dem Grünen-Umfeld und habe da persönliche Freundschaften. Ich | |
glaube, dass es mir leicht fallen wird, mich in der Stadt wohl zu fühlen. | |
22 Jun 2011 | |
## AUTOREN | |
Klaus Wolschner | |
Klaus Wolschner | |
## TAGS | |
Autoverkehr | |
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