# taz.de -- Streit der Woche: Greenpeace-Chefin gegen Grüne | |
> Vor dem Atom-Parteitag attackieren Umweltverbände die Grünen. Sie sollen | |
> zu schwach auf Fukushima reagiert haben. Ihre Glaubwürdigkeit stünde nun | |
> auf dem Spiel. | |
Bild: Atomkraft? Jein danke: Sind die Grünen im Ausstieg zu inkonsequent? | |
BERLIN taz | Unmittelbar vor der Entscheidung der Grünen zur Atompolitik | |
haben Umweltverbände die Partei heftig attackiert. "Fukushima hat die | |
Sicherheitsbewertung der Kanzlerin verändert, aber offenbar nicht die der | |
Grünen", schreibt Greenpeace-Geschäftsführerin Brigitte Behrens im "Streit | |
der Woche" der sonntaz. Es gebe keinen Grund, "diesem unverantwortlich | |
langsamen Ausstieg zuzustimmen". Auch der BUND sieht die Glaubwürdigkeit | |
der Partei gefährdet. | |
Greenpeace-Chefin Behrens verweist auf einen Beschluss des | |
Grünen-Länderrates: Vor drei Monaten habe dieser beschlossen, das | |
Atomzeitalter in der kommenden Wahlperiode endgültig zu beenden. Dem | |
widerspreche die jetzige Empfehlung der Parteispitze, dem Zeitplan der | |
Bundesregierung zuzustimmen. "Sechs der acht restlichen Reaktoren will Frau | |
Merkel sogar noch in der überübernächsten Legislatur laufen lassen, bis | |
2022 endlich Schluss sein soll." | |
Die Parteispitze um Claudia Roth und Cem Özdemir wird den 800 Delegierten | |
des Sonderparteitags vorschlagen, dem Ausstiegsplan der Regierung | |
zuzustimmen und die restlichen Energiegesetze abzulehnen. Am Donnerstag | |
kommender Woche entscheidet der Bundestag. | |
Auch der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland rief die Grünen-Basis | |
auf, den Ausstiegsplan der Bundesregierung abzulehnen. BUND-Vizechefin | |
Ulrike Mehl schreibt in der sonntaz, dies sei wichtig für die | |
Glaubwürdigkeit der Partei. "Die Grünen haben 2011 für sich erkannt, dass | |
der Ausstieg sowohl technisch wie auch politisch bis 2017 umsetzbar ist. | |
Wenn das nicht nur politisches Säbelrasseln war, dann gibt es keinen Grund | |
dafür, dass die Grünen sich auf das CDU-Laufzeitende 2022 einlassen." Eine | |
Zustimmung der Grünen würde zur "Ernüchterung" führen und zeigen, dass die | |
Grünen nicht um die Realisierung ihrer Visionen kämpften. | |
Hingegen warnt die Grünen-Politikerin Rebecca Harms die | |
Anti-Atomkraft-Bewegung vor einer "Verräterdebatte". Partei und Bewegung | |
müssten gemeinsam für die Energiewende und gegen ein Endlager in Gorleben | |
kämpfen. | |
Nordrhein-Westfalens Umweltminister Johannes Remmel forderte ebenfalls | |
Geschlossenheit: "Das Ende des Atomzeitalters rückt in greifbare Nähe", | |
erklärte er: "Das zerreißt vielleicht die atomaren Wendehälse Merkel, | |
Rösler und Co, aber uns Grüne doch nicht!" | |
25 Jun 2011 | |
## AUTOREN | |
Georg Löwisch | |
## TAGS | |
Schwerpunkt Atomkraft | |
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