# taz.de -- Kommentar Griechenland-Krise: Das Sagen haben die Banken | |
> Nach der Finanzkrise sollten Banken nie wieder zu groß werden. Doch eine | |
> Krise weiter lassen sich die europäischen Staaten nach Strich und Faden | |
> von Banken erpressen. | |
Bild: Nein zum Sparpaket: So denken viele. Doch kann dann der Staatsbankrott ve… | |
Nach der Finanzkrise, in der Banken mit Steuergeldern gerettet werden | |
mussten, schien das Vorgehen klar: Nie wieder sollten Banken so groß und | |
systemrelevant sein, dass man sie im Notfall nicht pleitegehen lassen kann, | |
erklärten die Regierungen der G 20. Nie wieder dürfe ein Staat von einer | |
Bank erpresst werden, erklärte Kanzlerin Merkel. | |
Und jetzt, eine Krise weiter? Nach Strich und Faden lassen sich die | |
europäischen Staaten von den Banken erpressen. Natürlich wissen sie, dass | |
die griechische Schuldenkrise nicht durch irre Sparauflagen zu lösen ist, | |
und basteln deshalb an einer Umschuldung. Niemand leugnet, dass eine | |
Beteiligung der Banken an deren Kosten gerecht wäre - schließlich haben sie | |
gut verdient an den Schulden. | |
Aber Politik zählt nicht. Das Sagen haben die Banken: Eine | |
Kostenbeteiligung - jenseits von freiwilligen Gaben - kommt nicht in Frage. | |
Denn das könnten ja die Ratingagenturen als Pleite Griechenlands | |
interpretieren. Die Krise würde auf andere verschuldete Euroländer | |
überspringen. Schon hätten wir wieder eine Bankenkrise wie nach dem | |
Zusammenbruch der US-Investmentbank Lehman Brothers, und wer würde das | |
verantworten können. Diese Drohung bringt die Regierungen zum Schweigen. | |
Die Politik war schon mal weiter. Nach dem großen Crash von 1929 zwangen | |
die USA die Banken zur Aufsplittung in normale Kundenbanken und | |
Investmentbanken, wobei nur Letztere spekulieren durften. Diese Regel hob | |
Präsident Bill Clinton kurz vor der Jahrtausendwende auf. Dann begann mit | |
dem Platzen der Dot-com-Blase eine Kette von Crashs, die bis heute anhält. | |
Als in der letzten Krise die Finanzmarktkritiker von Attac die Zerschlagung | |
der Großbanken forderten, wurden sie als Spinner abgetan. Spinner sind aber | |
diejenigen, die sich dem Diktat der Banken beugen. | |
24 Jun 2011 | |
## AUTOREN | |
Nicola Liebert | |
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